Städel vereint mehr als 140 Arbeiten von knapp 100 Künstlern Das Relief im Fokus

Städel-Direktor Philipp Demandt stellt „Herausragend!“ vor. Bild: Faure

Sachsenhausen (jf) – „Diese Ausstellung ist sehr besonders. Es ist seit drei Jahren die erste große internationale Schau, die wir ohne Restriktionen zeigen können“, sagte Städel-Direktor Philipp Demandt bei der Vorstellung der Exposition „Herausragend! Das Relief von Rodin bis Picasso“, die im Städel, Schaumainkai 63, noch bis 17. September zu sehen ist.

Das Relief ist eine Brücke zwischen Malerei und Bildhauerei, gerade der Impressionismus beeinflusst diese besondere Ausdrucksweise und ihre höchst unterschiedlichen Spielarten. Es bietet ein unglaubliches Experimentierfeld für die Kunstschaffenden, die Farben und Materialien, Fläche und Raum neu miteinander verbinden und Überraschendes schaffen.

Werke aus rund 170 Jahren sind zu sehen; beispielsweise „Triumph des Amor“, 1802, von Philipp Otto Runge. Eigentlich ist es ein monochromes Gemälde in Öl auf Leinwand, doch es täuscht es ein Basrelief vor. Ganz anders das „Restaurant Spoerri“, 1968, von Daniel Spoerri, dem Erfinder der Eat Art. Er befestigte nach einem Essen die verschiedenen Objekte – Teller, Zigarettenschachteln, Löffel, Muschelschalen, Flaschen, Gläser – auf einer blauen Grundplatte. In der Falle einer großen Acrylschachtel gefangene Gegenstände.

In Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle entstand die Schau „Herausragend!“ und zeigt Reliefs in 13 Kapiteln. „Reliefs gehören zu den kostbarsten, aber auch am seltensten ausgestellten Kunstwerken, sind schwierig zu handhaben und zu beleuchten. Aber sie sind wunderbar, überraschend und auch zeitgenössisch“, erklärte Demandt. Viele Objekte stammen aus den eigenen Depots, 81 aus Museen und Privatsammlungen.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main, der die Exposition finanziell unterstützt, nannte die Schau „eine große Erfahrungswelt, die Zeit braucht“.

Das Kuratorenteam Friederike Schütt, Alexander Eiling und Eva Mongi-Vollmer verwies auf besondere Exponate. Da ist das wunderbar tiefe Blau im „Relief éponge bleu“, 1960, von Yves Klein, der Schwamm, Stein und Farbpigmente auf Holz und Leinwand verarbeitete.

In das großformatige Objekt von Lee Bontecou (Ohne Titel), 1960, fühlt man sich beinahe hineingezogen: Die US-amerikanische Künstlerin vernähte über einem Stahlgerüst Flächen aus rauem Leinen zu einem Gebilde, das an einen Krater erinnert.

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Gleich achtfach ist Hans Arp vertreten. Mit vier Stücken Schnur bildete er „Zwei Köpfe“, die genial einfache Darstellung verblüfft.

Vier Arbeiten sind von Pablo Picasso zu sehen; darunter das „Bildnis Fernande Olivier“, 1909, Öl auf Leinwand. Es sind fragmentierte geometrische Formen, die an afrikanische Masken erinnern, Licht und Schatten spiegeln und die Fläche räumlich erscheinen lassen. Außerdem kann man Picassos „Violine“, 1915, betrachten, ein Objekt aus bemaltem Metallblech und Eisendraht. „Das ist der Tusch am Ende der Exposition“, kommentierte Alexander Eiling.

„Es geht nicht um eine Großausstellung schlechthin, sondern um den besonderen Blickwinkel“, bemerkte Philipp Demandt. Den kann man bis zum 17. September im Haus am Schaumainkai 63 entdecken. Ein umfangreiches Rahmenprogramm finden Interessierte unter staedelmuseum.de.