Bis zum 5. Juni Sonderausstellung im Städel Museum zeigt das Florenz der Medici

Die Toilette der Venus, 1558, Giorgio Vasari. Foto: Staatsgalerie Stuttgart (p)

Sachsenhausen (jf) – Sie schaut den Besucher an, kaum wahrnehmbar ihr Lächeln. Würdevoll, distanziert und selbstbewusst sitzt die Frau, die vielleicht Francesca Salviati ist, auf einem grünen Stuhl, prächtig harmoniert das rote Kleid mit den dunkelgrünen Ärmeleinsätzen. Ein Schoßhündchen, die Augen ebenfalls auf den Betrachter gerichtet, unterstreicht: Die Dame gehört zur Oberschicht.

Die überaus gelungene Dreieckskomposition „Bildnis einer Dame in Rot (Francesca Salviati?)“ des Malers Agnolo Bronzino, entstanden um 1533, ist ein Schlüsselwerk des Manierismus und ein Schatz des Städel Museums. Ein überdimensionaler Druck des Bildes zieht den Besucher in den ersten Teil der Ausstellung „Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici“ im Städel Museum.

Der Florentiner Manierismus steht im Mittelpunkt der Sonderschau, in der 50 Gemälde sowie 81 Zeichnungen, Skulpturen und Objekte gezeigt werden. Erstmals außerhalb von Florenz bietet die Exposition eine Übersicht zu dieser Kunstrichtung zwischen 1512 bis 1568. Eine Zeit, die eng mit der einflussreichen und intriganten Familie Medici verknüpft war. Francesca Salviati, vermutlich die „Dame in Rot“, wurde 1504 geboren, ihr Vater ist Jacopo Salviati, ihre Mutter Lucrezia de Medici.

Madonnen als beliebtes Motiv

Wendet der Besucher der eleganten Dame den Rücken zu, eröffnet sich ihm der Blick auf einen weiteren großformatigen Druck im Vorfeld der Ausstellungsräume, der einen Ausschnitt aus „Die Toilette der Venus“ zeigt, 1558 von Giorgio Vasari gemalt. Ebenfalls ein Schlüsselwerk, das ein beliebtes Thema in die Kunstgeschichte einführte.

Im ersten Raum gelangt der Besucher geradewegs zu „Bildnis eines Goldschmieds“, um 1518 von Jacopo Pontormo geschaffen. Es gehört zu den frühesten Porträtbildern des Malers, inszeniert Gegenläufigkeit: Während die Hand nach hinten weist, geht der Blick diametral entgegengesetzt dazu nach vorn, vorbei am Betrachter.

In der Umgebung dieses Gemäldes fallen Madonnenbilder auf, allerdings sind sie anders als bislang bekannte Bilder dieses Sujets. Während die 1507 von Raffael gemalte „Madonna Esterházy“ ein Beispiel für die Malerei in der Hochrenaissance ist, zeigt sich in Rosso Fiorentinos „Madonna mit dem Kind und dem Johannesknaben“, um 1515, eine völlig neue Malweise. Nicht Gesten und Mimik – wie bei Raffael – verbinden die Figuren, sondern ein intensiver Blickkontakt. Die Kinder schauen fast schelmisch. Und Maria gleicht mit ihrem durchscheinenden Gewand eher einer Venus als der Gottesmutter. Noch deutlicher zeigt sich der neue Stil in Fiorentinos „Heilige Familie mit dem Johannisknaben“, um 1521. Längliche Gesichter mit großen Augen, eine innige Beziehung zwischen Mutter und Kind fallen auf.

Queen Elisabeth stellt Bild bereit

„Die Kunst des Manierismus in Florenz hat viele Facetten: elegant, kultiviert, artifiziell, aber auch kapriziös und extravagant, bisweilen bizarr“, erklärt Bastian Eclercy, Kurator der Ausstellung. Ein weiteres Beispiel dafür ist „Der Heilige Hieronymus als Büßer“, um 1528 von Jacopo Pontormo gemalt. Eine komplex verschraubte Figur, die der bislang üblichen Darstellung von Heiligen so gar nicht entspricht.

Unsere „Dame in Rot“ hat Gesellschaft bekommen; ihr beigeordnet hängen weitere vier schöne Damen, darunter das „Bildnis einer Dame in Grün“, um 1530 ebenfalls von Agnolo Bronzino geschaffen. Es befindet sich sonst in den Räumen von Queen Elisabeth. Auch die anderen Frauenporträts sind angereist und kommen aus Madrid, Ottawa und Berlin.

Vor den Räumen, in denen der zweite Teil der Ausstellung gezeigt wird, kann der Besucher nicht umhin, eine Treppe, nachgestaltet im Maßstab 1:3, zu bewundern. Es ist das von Michelangelo geschaffene „Treppenhaus der Biblioteca Laurenziana“, errichtet 1524 bis 1559. Das Modell verweist zudem auf den Rangstreit zwischen Malerei und Bildhauerei, der in den 1540er-Jahren heftig diskutiert wurde.

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Juni zu sehen, wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet und kann mit dem Digitorial auf der Internetseite www.staedel-museum.de aufs Beste vorbereitet werden.