Rammstein und die Toten Hosen erklangen in voller Lautstärke im Depot, DJ Johnny Blue kannte da keine Gnade und schob die Regler bis zum Anschlag hoch. Dem Publikum gefiel’s.
Entspannter wurde es, als die ersten Tänzerinnen der Burlesque-Schule auf die Bühne traten. Für die Fans gab es dann kein Halten mehr. Wer zum ersten Mal bei einer Burlesque-Veranstaltung zuschaut, den mag es überraschen, was er zu sehen bekommt. Die Tänzerinnen waren entsprechend gut „gerüstet“, trugen enge Korsetts, Strapse oder Strings, zarte Brustbedeckungen und kunstvoll zusammengesteckte Frisuren. Sie werfen dem Publikum laszive Blicke zu und erregen Aufmerksamkeit mit aufreizenden, eleganten Bewegungen. Die „Sizzling Sisters“, wussten genau, worauf es ankommt.
Wer nun denkt, dass Burlesque so etwas wie Striptease ist, der irrt sich. Zwar ist die Entkleidung ähnlich, doch die letzten Hüllen fallen in der Burlesque nicht. Die Damen möchten mit dem Tanz unterhalten, verführen, verzücken, Stripteasetänzerinnen wollen sexuell stimulieren.
Die Burlesque-Show will das Spiel mit der Fantasie der Zuschauenden. Darauf legt auch Emma Sass, die Leiterin der Burlesque Schule Frankfurt, Wert. Sie hat die Schule 2017 gegründet. Bis zu 20 Frauen kommen zu ihren Unterrichtsstunden in der Tanzschule in Fechenheim. „Für mich bedeuten die Auftritte in den Burlesque-Shows einfach Freiheit“, ist ihre klare Aussage. „Etwas zeigen und es dann wieder zurücknehmen und verstecken sei klassisch für Burlesque. Man muss sich nicht vollständig entkleiden, manchmal reicht es, nur einen Handschuh abzustreifen“, sagt Sass.
Mit zunehmender Abenddämmerung war das Depot dann doch noch gut besucht. Die Auftritte dauerten bis Mitternacht. Die Gastwirtschaft „Zur Wilden Hilde“ sorgte dafür, dass nicht nur die Aufführung stimulierte, sondern auch die leckeren Getränke der Oberräder Institution. Die Frage an den Besucher, der das erste Mal zu einer Burlesque-Veranstaltung gekommen war, ob es ihm gefallen hat, war dann fast euphorisch mit der Aussage, „es war einfach toll, wie professionell und anregend die Performance, die Kostümierung, die Musik und das ganze drum herum waren. Es war eine künstlerische Bereicherung für die Frankfurt Veranstaltungsszene.“