„Ferien, die schlau machen“ in der Textorschule Spielend richtig Deutsch lernen

Die Kinder mit Roland Kaehlbrandt (rechts), Sylvia Weber und Tamara Neckermann (Mitte hinten). Foto: jf

Sachsenhausen (jf) - Die rund 30 Kinder haben eine halbe Stunde Zeit für freies Spiel auf dem Hof der Textorschule. Besonders beliebt sind die Kinderfahrzeuge; die Foot Twister erfordern Geschicklichkeit und Körperbeherrschung und machen richtig Spaß.

Nach dieser Bewegungspause stand für die grüne Gruppe Deutsch auf dem Plan, für die rote Theaterspiel.

Der Deutschsommer unter dem Motto „Ferien, die schlau machen“, 2007 von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ins Leben gerufen, hat sich längst einen festen Platz im Ferienkalender erobert und viel Anerkennung nicht nur in Frankfurt gefunden. In den ersten drei Ferienwochen wird in Jugendherbergen und Schullandheimen Deutsch gelernt. Unterstützt wird dieses Angebot neben der Stiftung und der Stadt auch vom Hessischen Kultusministerium, der Volkshochschule Frankfurt, dem Deutschen Jugendherbergswerk, der Erhard Kunert-Stiftung, der DZ Bank Stiftung, der Union Investment Stiftung und der „Rechtsanwalts- & Steuerberatungsgesellschaft Sterlepper“.

Seit 2016 gibt es einen innerstädtischen Standort, im zweiten Jahr ist das nun die Textorschule in Sachsenhausen.

„In drei Wochen wollen wir die Kinder fit für die vierte Klasse machen und sprachliche Verzögerungen vermindern“, erläuterte Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Das Angebot ist eine Kombination aus Wortschatz, Grammatik und Theaterspiel. Ein Buch wird gelesen, Szenen daraus werden gespielt.

Die Ergebnisse des Deutschsommers können sich nach zwölf Jahren sehen lassen: 80 Prozent der Teilnehmer verbesserten ihre Sprachkenntnisse – 78 Prozent hatten anschließend „mehr Bock auf Schule“.

„Es geht darum, so gut wie möglich Deutsch zu lernen. Deshalb wird nicht nur Wert auf den Wortschatz, sondern auch auf die Grammatik gelegt“, erklärte Kaehlbrandt.

„Deutsch ist zugegebenermaßen eine schwere Sprache. Der Deutschsommer beweist, dass sie erlernbar ist. Deshalb fördert die Stadt das Projekt an der Textorschule mit 60.000 Euro“, fügte Bildungsdezernentin Sylvia Weber hinzu. Schwerpunkt an der Textorschule sind Kinder aus Intensivklassen, 30 Plätze stehen zur Verfügung. „Lernen, spielen, Spaß haben, Ausflüge unternehmen, gemeinsam Essen – das ist gewissermaßen ein intensives Sprachbad täglich von acht Uhr bis 15.30 Uhr“, bemerkte die Dezernentin.

Maria, Adan, Yosef, Simarpreet, Tehreem und die anderen Kinder saßen im Kreis im Klassenraum. „Der Raum ist für uns der dritte Pädagoge und bedeutet Anerkennung für die Kinder“, informierte Schulleiterin Tamara Neckermann leise am Rande. Barbara Dilk spielte mit den Kindern „Ich sehe etwas, was du nicht siehst“. Wenn Objekte wie Mango, Sparkasse, Bäckerei, Zebrastreifen und Eistüte zu erraten sind, ist das schon ziemlich ambitioniert. Aber die Mädchen und Jungen schafften es.

„Wenn ich jetzt lerne, kann ich dann mehr Deutsch“, sagte die zehnjährige Maria aus Moldawien. „Ich bin gerne im Deutschsommer“, meinte Simarpreet aus Indien. Und Tehreem war ziemlich stolz, dass sie die „Rosie“ aus der Geschichte „Rosie und Moussa“ spielt.

Im Theaterkurs schlägt Nicole Peinz das Papageienspiel vor: Mit viel Ausdruck sprechen die Kinder einen Satz nach.

„Es ist uns wichtig, die Eltern mit einzubeziehen, sonst würde der Deutschsommer nicht funktionieren“, unterstrich Roland Kaehlbrandt. Die Eltern bringen die Kinder zur Schule und holen sie ab, es gibt ein Elternfrühstück und den gemeinsamen Theaterabend, an dem die Mädchen und Jungen zeigen, was sie in drei Wochen gelernt haben. „Wir halten Kontakt zu den Eltern, auch über den Deutschsommer hinaus“, betonte Kaehlbrandt.