Neue Buchkunst Studio-Ausstellung im Museum Angewandte Kunst

Eva Linhart vor einer der Vitrinen mit Buchobjekten. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – „Das Verständnis zur Buchgestaltung und zu Künstlerbüchern hat sich seit der Digitalisierung verändert. Inzwischen kann jeder über das Self-Publishing Bücher gestalten, es bietet sowohl eine Möglichkeit für Kreative als auch für Künstler, die sich bislang nicht ausschließlich mit Büchern befassten“, sagte Eva Linhart, Kustodin und Kuratorin der Abteilung Buchkunst und Grafik. Das Haus sammelt seit 1921 Bücher, der Blick auf die Buchobjekte hat sich in den Jahren immer wieder gewandelt.

Ein über 360-seitiger Katalog auf der Internetseite des Hauses bietet einen Überblick über 172 Objekte, die seit 2012 zu den über 28 000 Buchobjekten der Sammlung hinzu kamen. Gestaltet von mehr als 120 Künstlern, darunter Tobias Rehberger – ihm ist eine ganze Vitrine vorbehalten; Christian Brendl, Stanley Brouwn, Nina Canell, Mariana Castillo Deball, Sandra Doeller, Marco Fiedler, Richard Hamilton, Sandra Hoffmann Robbiani, Sol LeWitt, Peter Malutzki, Max Marek, Agnes Martin, Alexandra Papadopoulou, Manuel Raeder, Achim Reichert, Michael Riedel, Uta Schneider und Ulrike Stoltz, Emil Siemeister, Uwe Warnke, Haegue Yang und Ottfried Zielke.

Unikate, Künstlerbücher, Kataloge

Gezeigt werden nicht nur Unikate und Künstlerbücher, sondern auch Kataloge und Bücher aus Verlagen wie beispielsweise „Die Addition der Differenzen“, ein von Uwe Warnke und Ingeborg Quaas 2009 im Verbrecher Verlag Berlin herausgegebenes Buch über die Literaten- und Künstlerszene Ostberlins 1979 bis 1989. Eine Rarität hinter Glas: Das von Veronika Schäpers gestaltete „Sou le Mers“ in einer Auflage von 44 Exemplaren mit Gedichten von Durs Grünbein auf 50 Jahre altem Japan-Papier, das die natürliche Transparenz und Viskosität des Wassers in der Tiefsee unterstützt: „Beim Blättern ist die Verdichtung des Wassers erlebbar“, kommentierte Linhart.

Unter dem Titel „Never Odd or Even“ hat Mariana Castillo Deball 30 Buchumschläge ineinander gestellt. Zu sehen sind auch die Künstlerzeitschriften z.B. von Uta Schneider und Ulrike Stolz, erschienen in einer 200er Auflage. Und das in einer 1000er Auflage im Bramann Verlag Frankfurt 2015 herausgekommene „Books & Bookster“ über die Zukunft des Buches und der Buchbranche, gestaltet von Sandra Doeller, Autor ist Martin Schmitz-Kuhl. Ebenfalls in der Vitrine liegen „Die Schönsten Deutschen Bücher 2016“ mit einem herausnehmbaren Musterbuch, das jeweils ein Blatt des Originalpapiers der ausgezeichneten Bücher enthält.

Ausstellung ist bis 14. Mai zu sehen

Ein Künstlerbuch von Tania Prill, Alberto Vieceli und Sebastian Cremers mit dem Titel „Money“ zeigt Bilder auf Banknoten – politische Inhalte, besondere Ereignisse, wichtige Persönlichkeiten, Statussymbole und Landschaften. „Banknoten sind Miniplakate, die eine heile Welt verkünden. Geld ist ein Mysterium. Der monetäre Wert such im Visuellen eine Entsprechung“, heißt es dazu im Katalog. Bilder geben einem Stück Papier, das selbst keinen Wert darstellt, einen darauf angezeigten Wert. Die Studio-Ausstellung ist bis zum 14. Mai zu sehen, einige Bücher können die Besucher selbst durchblättern, andere werden auf einem Monitor Seite für Seite gezeigt. Nach der Exposition kommen die lichtscheuen Schätze wieder in den nicht öffentlich gezeigten Bestand.