Schulkinowochen starten mit dem Klassiker „Singin’ in the Rain“ Tanzen wie Donald O’Connor

Julian Namé, Julia Fleißig (Projektleiterin Hessen) und Michael Jahn vor einer Filmkamera aus den 1930er Jahren. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Viele Jugendliche hatten es sich im schönen Kino im Deutschen Filmmuseum morgens um 9 Uhr zur Auftaktveranstaltung der elften Schulkinowochen bequem gemacht und saßen erwartungsvoll in den weichen roten Plüschsesseln.

Claudia Dillman, Direktorin des Hauses, begrüßte die Schüler: „Ihr gehört zu den 6 500 Mädchen und Jungen, die heute in ganz Hessen in die Schulkinowochen starten. Mit 69 000 Anmeldungen zu den über 100 Filmen, die in 82 Kinos gezeigt werden, haben wir einen Rekord erreicht.“ Auf dem Programm stand der US-amerikanische Film „Singin’ in the Rain“, gedreht 1952. „Ihr werdet darin einige der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte sehen und den Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm miterleben können. Die Tanzszenen sind besonders eindrucksvoll, sie sind bis zu 30 Sekunden lang und zwischendurch nicht geschnitten“, verriet Dillmann.

„’Singin’ in the Rain’ passt gut zum Wetter da draußen. Wichtiger für den Inhalt ist aber, wie sich angesichts von ‚Germanys next Topmodel’ Schönheitsideale im Laufe der Zeit ändern, wie lange etwas im Kopf bleibt, was man gut findet“, sagte Ulrich Adolphs, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Michael Jahn, Projektleiter der Schulkinowochen, wies darauf hin, dass diese Wochen das größte Projekt im Filmbereich in Deutschland sind: „Im Kino ist es gemütlicher als auf harten Schulstühlen. Aber Kino ist mehr als Popcorn und Konsum. Während der Schulkinowochen gibt es nicht nur Filme zu sehen, sondern es werden auch Filmgespräche und Workshops angeboten.“

Julian Namé, Filmwissenschaftler und -pädagoge führte in das Musical ein, bei dem Stanley Donen und Gene Kelly die Regie verantworteten und neben Kelly (als Don Lockwood) Donald O’Connor (als Cosmo Brown) und Debbie Reynolds (als Kathy Selden) in den Hauptrollen tanzen. „Es ist einer meiner Lieblingsfilme. Und er hat wahnsinnige Tanzszenen“, schwärmte Namé.

Dann durften sich die jungen Zuschauer für 100 Minuten zurücklehnen und einem Film im englischen Original mit deutschen Untertiteln folgen, der 65 Jahre alt ist und Geschichte geschrieben hat.

Die Handlung spielt im Jahr 1927, der Tonfilm „The Jazz Singer“ hatte als erster Spielfilm seiner Art einen Riesenerfolg, das Filmstudio Warner Brothers setzte damit Akzente, andere Studios mussten nachziehen, wenn sie an die neue Entwicklung nicht verpassen wollten. Auch Monumental Pictures, das Studio in „Singin’ in the Rain“, muss sich etwas überlegen, denn mit der Premiere eines eilig als Tonfilm konzipierten Streifens erlebt es ein Desaster. Cosmo Brown hat die rettende Idee – ein Musical. Und die krächzende Stimme von Stummfilmstar Lina Lamonte (tatsächlich hat Jean Hagen eine angenehme Stimme) soll Don Lockwoods neue Freundin Kathy Selden sprechen. Überraschungen sind da vorprogrammiert.

Auch in Zeiten von „Star Trek Beyond“ (Budget: 185 Millionen Dollar, Einnahmen: 336,7 Millionen Dollar) bleibt „Singin’ in the Rain“ ein Film, der auf verschiedenen Ebenen zeigt, wie sich technische Entwicklungen auswirken, was alles zu beachten ist und wie viel Arbeit in einem solchen Werk steckt. Nicht umsonst belegt er den ersten Platz unter den 25 bedeutendsten Musicalfilmen aller Zeiten.

Nach diesem Farb- und Tanzrausch kamen die Zuschauer mit Julian Namé über Umbrüche, Studioeinrichtungen, Mikrofontechnik und Ausstattung ins Gespräch. „Wer möchte denn so tanzen können, wie die Hauptdarsteller?“, fragte Namé zum Schluss. Viele Hände gehen hoch. „Ja, ich auch“, bekannte der Filmwissenschaftler.

Die Schulkinowochen halten bis zum 17. März viele spannende Momente bereit, wer sich bisher noch nicht angemeldet hat, sollte sich beeilen: Restkarten gibt es noch. Mehr Informationen sind unter www.schulkinowochen-hessen.de zu finden.