Auf Fledermausexkursion am Jacobiweiher mit dem Nabu Frankfurt Tiere finden zu wenig Nahrung

Abenddämmerung am Jacobiweiher: Wolf Emmer wartet mit dem Fledermausdetektor auf die ersten nächtlichen Jäger. Foto: Hagemann

Sachsenhausen (sh) – Die Abenddämmerung legt sich über den Jacobiweiher. Schon klackert es in den Detektoren, die die Jagdrufe der Fledermäuse für das menschliche Ohr hörbar machen. Dann wird aufgeregt in die Vegetation gedeutet: Eine Zwergfledermaus dreht dort ihre rasanten Runden auf der Suche nach Mücken. Die Gruppe um den Fledermausexperten Wolf Emmer, der im Namen des Naturschutzbunds (Nabu) Frankfurt zur abendlichen Fledermaus-Exkursion eingeladen hat, ist begeistert und gespannt darauf, mehr über die außergewöhnlichen Tiere zu erfahren.

14 Fledermausarten gibt es im Rhein-Main-Gebiet, weltweit seien rund 1000 Arten bekannt, sagt Emmer. Er ist seit 25 Jahren „fledermaus-süchtig“ und unter anderem im Arbeitskreis Fledermausschutz Groß-Gerau aktiv. Jede Fledermausart habe ihre eigene Jagdstrategie, die sich beispielsweise in den Beutetieren oder der Flughöhe unterscheidet – so kommen sich die verschiednen Flatterer nicht in die Quere oder machen sich Konkurrenz. Dies sei außergewöhnlich in der Natur, erklärt der Experte. Und es scheint ein Erfolgsrezept zu sein, denn Fledermäuse gibt es bereits seit 60 Millionen Jahren. Und noch mehr erstaunliche Zahlen hat Emmer auf Lager: Da Fledermäuse sich per Echolot orientieren, muss der Mund zum Ausstoßen der Rufe am besten leer sein. Also heißt es, die erbeuteten Insekten sehr schnell zu fressen. „Weltmeister darin ist das Große Mausohr. Es schafft acht Kaubewegungen pro Sekunde“, sagt Emmer. Und: Eine gerade einmal sieben Gramm wiegende Zwergfledermaus vertilgt zwischen 4000 und 4500 Insekten pro Nacht. Damit ist er auch schon bei der nächsten, äußerst erschreckenden Zahl angelangt: „Mittlerweile fehlen aufgrund des Insektensterbens rund 80 Prozent der Biomasse – Nahrungsgrundlage der Fledermäuse. Die Tiere fallen halb verhungert vom Himmel oder lassen ihre Nachkommen zurück.“ Ehrenamtliche päppeln verwaiste Jungtiere oder entkräftete erwachsene Fledermäuse auf. Bei vielen Helfern sind die Aufnahmekapazitäten bereits erschöpft. Fledermausbabys aus dem Gröbsten rauszubringen, ist zudem ein anstrengender Job. „Alle drei Stunden brauchen sie Milch, in der Regel vier Wochen lang. Dann bringt man ihnen das Fliegen bei und entlässt sie in die Freiheit“, erzählt er. Da schwinge dann immer etwas Wehmut mit, denn man sieht die Tiere nie wieder.

Je weiter der Abend voranschreitet, desto mehr Fledermäuse lassen sich blicken: Weitere Zwergfledermäuse, Abendsegler, die Rauhautfledermaus und zum Schluss die Wasserfledermaus. In der Dunkelheit sind die Tiere kaum zu erkennen, doch mit Hilfe der Detektoren lässt sich ganz gut die Richtung ausmachen, in die man schauen muss – dann sieht man es auch flattern.

Die Teilnehmer und Wolfhard Wegener aus dem Vorstand des Nabu Frankfurt bedankten sich bei Emmer für das mit vielen Anekdoten aufgelockert vermittelte Fledermauswissen.