Ergebnispräsentation zum Sozialraumprojekt auf dem Mühlberg Viel Engagement für eine aktive Nachbarschaft

Hannelore Rexroth (rechts) überreicht Stadträtin Birkenfeld ein Dankesgeschenk. Foto: Schieder

Sachsenhausen (ms) – „Ältere Menschen sind ruhiger und geraten deshalb nicht so schnell in den Fokus,“ sagte Stadträtin Daniela Birkenfeld in ihrem Grußwort für die Ergebnispräsentation zum Sozialraumprojekt auf dem Mühlberg unter dem Motto „Nachbarn sind wir alle“ im Oberin-Martha-Keller-Haus am Dienstag, 16. Mai. Das Durchschnittsalter in Frankfurt sei inzwischen auf 44 Jahre gestiegen und werde bis 2040 auf 49 steigen, stellte sie fest. In Frankfurt seien 15,8 Prozent über 65 Jahre. Gerade in Sachsenhausen gäbe es viele ältere Menschen, da sei es schon jeder fünfte. Deshalb sei hier eine altersgerechte Infrastruktur und aktive Nachbarschaft wichtig. Es gehe dabei um Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Teilhabe.

Damar Jung, Referentin für angewandte Gerontologie bei der Diakonie Hessen, stellte fest, dass das Kuratorium Deutsche Altershilfe, das das Projekt ebenfalls fördert, Entwicklungen angestoßen habe. Es dauere aber lange bis etwas wirksam werde. Bei der Altenhilfe liege der Fokus noch nicht so sehr bei der Quartiersorientierung.

Anschließend referierte Reimer Gronemeyer von der Universität Gießen über „Nachbarschaft in einer individualisierten Gesellschaft“. Alte Menschen würden an den Rand gedrängt und Erfahrungen als Müll abgetan. In den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges habe es noch Nachbarschaft gegeben. Später habe der zunehmende Wohlstand die Individualität gefördert. Der Konsum habe einsam gemacht. Jonas Metzger, Wissenschaftler am Institut für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Geißen, stellte dann die Ergebnisse des Sozialraumprojektes auf dem Mühlberg vor, das vom November 2016 bis März 2017 gelaufen ist. Es habe Experteninterviews, Anwohnerbefragung, eine Stadtteilbegehung und eine Zukunftswerkstatt gegeben. Als schwierig stellte sich heraus, den Raum Mühlberg zu begrenzen. Früher sei der Mühlberg ein Reichenvorort gewesen und ein reines Wohngebiet. Vornehmlich zögen ältere Menschen dort hin. Allerdings gebe es nur drei Geschäfte für die Nahversorgung und alle im Umkreis der Straßenbahnhaltestelle. Die Bewohner des Mühlberg müssten stets das Gebiet verlassen, um einzukaufen, Veranstaltungen zu besuchen sowie sich mit Freunden und Bekannten zu treffen oder Essen zu gehen. Hier gebe es eher stationäre Senioreneinrichtungen als Geschäfte. Und Altenheime seien negativ belastet. Im Übrigen nutzten 75 Prozent keine Angebote speziell für Ältere.

Etwas bewege sich schon etwas durch die Internetplattform „nebenan“. Die Zukunftswerkstatt habe ergeben, dass sich die Menschen hier einen Treffpunkt wie ein Café wünschen. Das Oberin-Martha-Keller-Haus sei Initiator, Nachbar und ein Ort der Nachbarschaft. Hannelore Rexroth, Geschäftsführerin der Agaplesion Markus Diakonie, gab abschließend einen Ausblick auf die Zukunft. „Wir wollen einen Beitrag leisten und nicht institutionalisieren, die Menschen dort abholen, wo sie leben,“ sagte sie. Das Quartierporjekt „Mühlberg aktiv“ solle die Lebensqualität verbessern, gegen die Vereinsamung angehen und Angehörige unterstützen. Jetzt gehe es darum Fördermittel für eine Projektmanagerin zu bekommen.

Erfolgreiche Beispiele von Quartiersmanagement gibt es in Frankfurt ja schon einige, zum Beispiel auf dem Atzelberg und im Riederwald.