Acht Völker finden ihr zu Hause Zweiter Bienengarten in Sachsenhausen eröffnet

Claus Möbius (von links), Christian Bourgeois, Peter Leidig und Rüdiger Hein eröffnen den Bienenretter-Erlebnisgarten. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Acht Bienenvölker haben ihr Domizil auf 600 Gartenquadratmetern gefunden. Dass zu einem Volk zwischen 50.000 und 60.000 Tiere gehören, war zur Eröffnung des neuen Bienenretter-Erlebnisgartens nicht zu spüren – nur ein einziges wohl besonders neugieriges Insekt hatte sich in den offenen Pavillon verflogen. Regen ist nun mal auch nicht das Lieblingswetter der Bienen.

 „Der Kälteeinbruch im Mai dieses Jahres war schlecht, es wird weniger Honig geben“, sagte Christian Bourgeois, Vorstand der Initiative „Bienenretter“ beim 2010 gegründeten Frankfurter Institut für nachhaltige Entwicklung. Man sollte den Völkern nicht zu viel Honig entnehmen, weiß der Imker. Und er weiß auch, wie nützlich Bienen für die Menschen sind: „Sie bestäuben die Pflanzen, sorgen damit für Obst und Gemüse und unsere Ernährung.“

Inzwischen gehe jeder dritte von uns verzehrte Happen auf Bienen zurück. „Im Vergleich zu 1945 sind wir heute zu 300 Prozent von der Bestäubung abhängig“, sagte Bourgeois. Doch mit der Entwicklung von Antibiotika habe die Bedeutung der Biene im öffentlichen Bewusstsein abgenommen. Inzwischen habe sich das geändert, Hobby-Imkerei stehe voll im Trend.

Erster Bienenretter-Garten bereits 2011

„Wir erforschen heute das Sozialverhalten der Bienen, verwenden ihre Strukturen des Wabenbaus bei Fahrzeugen, nehmen das von den Bienen hergestellte Mittel Propolis gegen verschiedene Krankheiten. Nicht nur deshalb müssen wir die Bienen schützen“, unterstrich Bourgeois. Der neue Garten, der den Bienenrettern vom Liegenschaftsamt angeboten wurde, trägt dazu bei. Bereits 2011 legten die Aktiven den ersten, 400 Quadratmeter großen Bienenretter-Garten in unmittelbarer Nähe an.

Nun steht mit insgesamt 1000 Quadratmetern ein Lernort der besonderen Art zur Verfügung. „Führungen, die je nach Alter der Teilnehmer sieben bis 21 Stationen einbeziehen, werden angeboten. Es gibt aber auch Mappen mit wissenswerten Details, wenn sich Menschen ohne fachkundige Begleitung den Garten anschauen wollen“, sagte Bourgeois. Zwischen sechs und zehn ehrenamtlich Engagierte kümmern sich in dem auf zwei Jahre angelegten Projekt um das Bienenparadies – mit mehr als 100 Pflanzenarten ist für große Vielfalt gesorgt, die man so auf dem Land gar nicht finden würde. Entsprechend heißt der von den Bienenrettern geerntete Honig auch „StadtWaldHonig“.

Projekt wurde ausgezeichnet

Finanziert wird das Projekt von über 300 Bienenpaten und der Arcotel Hotels Gruppe, die sich in diesem Fall mit einer vom Stuttgarter Geschäftsführer Peter Leidig überreichten Spende von 20.000 Euro für die Bienenschutz-Initiative engagiert und selbst auf dem Dach des Stuttgarter Hotels Bienen angesiedelt hat. Erneut konnte das Projekt „Bienenretter – neue Heimat für Wild- und Honigbienen“ im Rahmen der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet werden. Stadtrat Claus Möbius überreichte die Urkunde. Wer zur Aktionswoche „Bienenfreundliches Hessen“ vom 14. bis zum 20. August aktiv werden möchte, kann im Sachsenhäuser Landwehr 317 eine Saatmischung erwerben. Mehr Infos gibt es im Internet unter www.bienenretter.de.