Gleich mit sechs Vorstandsmitgliedern war der Heimatbund angetreten, um konkrete Schritte zur Planung des „höchsten Seligenstädter Feiertags“ zu erläutern und Aufschluss darüber zu geben, was „hinter den Kulissen“ des Rosenmontagszuges läuft, wie viele Helfer im Einsatz sind und welche Kosten das Großereignis verursacht.
Schon Mitte Dezember stellten die Verantwortlichen des Veranstalters ein 60 Seiten starkes Sicherheitskonzept zusammen, das dem Kreis Offenbach vorgelegt werden muss. „Vom Einsatz der Security über die Hubschrauber-Landeplätze bis hin zu de-eskalierenden Maßnahmen, ist hier alles genau notiert, erläutert Heimatbund-Vize Stefan Emge und Vorsitzender Richard Biegel ergänzt: „Die Anforderungen werden ständig mehr und dadurch erhöhen sich freilich auch die Kosten.“
„Wir wollen natürlich alle einen sicheren Rosenmontagszug“, macht Emge deutlich und erklärt die Aufgaben von Feuerwehr, DLRG, DRK, Polizei und anderen eingesetzten Mitarbeitern und Helfern. Dem zunehmenden Gewaltpotential am Main, vor allem durch Gruppen von außerhalb, will man mit deeskalierenden Aktionen und persönlichen Ansprachen entgegen treten und „Kleinrandalierer“ schon im Ansatz dingfest machen.
Zwischen 16 und 21 Tausend zahlende Besucher werden, wenn das Wetter gut ist, zum Rosenmontagszug in der Einhardstadt erwartet und bereits an den zwölf Kassierstellen werden neben den Mitgliedern aus Vereinen auch Securitykräfte und Polizei ein Auge auf die Besucher und das Glasverbot der Stadt werfen, vor allem aber die Plaketten verkaufen, durch deren Erlös der Zug teilweise mitfinanziert wird.
3,50 Euro im Vorverkauf, vier Euro am Rosenmontag kostet die Plakette zum Eintritt in das geschlossene Veranstaltungsgebiet, Kinder bis 14 Jahren sind frei. Bei weitem können dadurch natürlich nicht die anfallenden Kosten gedeckt werden. Alleine für den Sanitätsbereich rund um die ZAB, die Zentrale Ambulanz, werden 12.000 Euro fällig, mindestens genau so viel für die eingesetzten Securitykräfte aus zwei zusammenarbeitenden Firmen. Einige Zehntausend Euro verschlingen zudem die Versicherungen, Gema-Gebühr, Material, Toiletten, Reinigung, Musikkapellen von außerhalb, der TÜV und vieles andere mehr. Kostenlos begleiten hiesige Musikkapellen den Zug mit rund 3.000 aktiven Teilnehmern und auch die Feuerwehr ist ehrenamtlich im Einsatz. Unterstützung erfährt der Heimatbund durch Mitarbeiter des Bauhofs und des Ordnungsamtes.
Einen besonderen Dank richten die Heimatbund-Verantwortlichen im Vorfeld auch schon an Polizei und Notärzte, ohne deren Unterstützung eine solche Veranstaltung nicht zu stemmen wäre. Hundert prozentige Sicherheit können wir nicht garantieren, verdeutlicht Christine Colombo vom Vorstand. Kein Lkw wird durch aufgestellte Poller an den Haupteinfahrtsstraßen gestoppt, aber im Notfall, der hoffentlich nicht eintritt, wird die Geschwindigkeit verringert. Auch für eine Notfall-Evakuierung stünden Räumlichkeiten zur Verfügung.
Alleine mehr als 350 Aktive sind „hinter den Kulissen“ im Einsatz, 110 begleiten die Wagen eines werbefreien Zuges, bei dem die Narren auf den Wagen und in den Fußgruppen sogar selbst das Auswurfmaterial finanzieren müssen. Recht verwunderlich dann, wenn - wie Wagenbauer-Chef Uwe Edler erzählt - im Nachgang eines Zuges Besucher in E-Mails beklagen, „für vier Euro Eintrittsgeld nur 350 Gramm Gudsjer bekommen zu haben“.
Da ist was faul in den Gedanken. So auch bei jenen, die schon vom Weckruf überaus alkoholisiert zum Rosenmontagszug kommen (wenn sie es denn noch können), dann entweder den Zug massiv stören oder an Nebenschauplätzen überhaupt keinen Anteil an der Veranstaltung nehmen. „Wir wünschen uns etwas mehr Verständnis in Bezug auf Alkohol und Anerkennung dessen, was die aktiven Narren leisten“, sagt Michael Wolf, der als zweiter Rechner neu die Geschicke des Heimatbundes mit verantwortet gemeinsam mit Pressesprecher Michael Eiles: „Wir freuen uns, wenn Menschen sich verkleiden und maskieren, für eine gewisse Zeit in andere Rollen schlüpfen, aber Alkohol ist dabei, vor allem bei jungen Menschen, nicht unbedingt nötig.“