EMMA-KLINIK Weltneuheit am Seligenstädter Lymphzentrum Anzug gegen schwere Beine

Die neuartige Kompressionstherapie demonstriert Studentin Juliana Grimm.

Seligenstadt – Wem ein Lymph- oder Lipödem diagnostiziert wird oder wer unter dicken, schweren Beinen leidet, hat wenig zu lachen – zumal kaum Termine in einer physiotherapeutischen Praxis zu bekommen sind. Da bietet Seligenstadt Hilfe mit einem aufblasbaren Anzug im Lymphzentrum der Emma-Klinik. „Apparative Intermittierende Kompressionstherapie“, so nennt sich diese Weltneuheit, kurz AIK.

Die Hose mit zwölf Kammern füllt sich von unten nach oben mit Luft, erläutert Volker Heuzeroth, Berater im Gesundheitswesen. Beine oder Arme werden von doppelwandigen Manschetten umschlossen. Der AIK regle den Druck in den Kammern und bestimme damit die Stärke der Kompression auf die Extremitäten. „Das entstaut, fördert die Durchblutung und den Lymphabfluss.“

Beim Lipödem handelt es sich um eine Überproduktion der Fettzellen, die Knoten bilden, erläutert Juliana Grimm. Ein Lymphödem ist eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit zwischen den Zellen. Bis zu vier Millionen Frauen in Deutschland leiden an dieser erblichen und chronischen Krankheit. Die Langenselbolderin befasst sich im Dualen Studiengang Gesundheitsmanagement mit der neuen Therapie, demonstriert die Funktion des Ganzkörperanzugs am eigenen Leib.

Mit dem Gerät sollen Ödeme und damit verbundene Schmerzen reduziert und die Lebensqualität verbessert werden. Patienten erhalten zur manuellen Lymphdrainage drei bis vier Termine pro Woche, erklärt Heuzeroth. Alle drei Wochen werden die Beine gemessen, die Schmerzen abgefragt. Zur Therapie zählen das Tragen medizinischer Kompressionsstrümpfe, Bewegungstraining und konsequente Hautpflege.

Das Team der Fachärzte Rhein-Main an der Emma-Klinik arbeitet eng mit dem nahen Sanitätshaus zusammen. Carlos Gambetta scannt mit der Kamera eines Tablet-Computers an Messpunkten den Umfang der Beine oder Arme. Anhand der 3D-Modelle, die das Programm erstellt, werden Strümpfe und Bandagen individuell gefertigt.

Regelmäßig erhobene Daten dienen der Dokumentation, lassen die Spezialisten den Verlauf der Krankheit verfolgen. Die Messung funktioniert berührungslos, ist also coronakonform. „Und es bleibt mehr Zeit für die Beratung“, so Gambetta.

Die AIK soll an weiteren Standorten des Netzwerks angeboten werden: Neu-Isenburg, Offenbach und Hanau. In der Einhardstadt sind oft alle Termine ausgebucht. M.