SHB-Mitarbeiterin Lucy Gruß war in einigen Gemeinden unterwegs, entdeckte Fußspuren, Labyrinths und bunt gestaltete Gotteshäuser Eine bewegende „Nacht der Kirchen“ in den Gemeinden des Dekanates Seligenstadt

Tapfer haben sich die Konfirmanden der evangelischen Gemeinde in Seligenstadt den ganzen Abend über in der Evangelischen Kirche an der Aschaffenburger Straße aufgehalten und über ihre Aktion aufgeklärt. Foto: zcy

Von Lucy Gruß

Ostkreis/Hanau – Von Teelichtern in eine Kirche geleitet zu werden, in der Plakate anstatt Menschen auf den Bänken sitzen, wird für die Einen erst einmal skurril klingen. Doch zur Aktion der „Nacht der Kirchen bewegt“ haben so einige Kirchen ihren Innenraum umgestaltet oder ihren Aktionsraum sogar nach draußen verlegt.

Von Steinheim bis Mainflingen öffneten katholische und evangelische Kirchen ihre Türen und wer wollte, konnte in die verschiedenen Aktionen einmal hineinschnuppern oder vielleicht sogar eine kleine Kirchentour zu mehreren Kirchen unternehmen.

SHB-Mitarbeiterin Lucy Gruß war mit Dekanatsreferentin Iris Reiß von der Katholischen Jugendzentrale Offenbach-Land unterwegs im Ostkreis.

Offizielle Eröffnung der Aktion „Nacht der Kirchen bewegt“ war in Mainflingens Pfarrkirche St. Kilian.

In einer ökumenischen Andacht, in der dazu aufgerufen wurde, sich auf den Weg zu machen, ging es gleich kreativ los: Deborah Herr und Tobias Eubel gestalteten das Thema „bewegt“ textlich und musikalisch. Überall in der Kirche standen Schuhe, Fußspuren waren verteilt als Zeichen, sich auf den Weg zu machen.

Auf kleine Füße konnte geschrieben werden, was bewegt hat oder wo jemand von einer Person bewegt worden ist.

Im Anschluss an den Eröffnungsgottesdienst gab es in und um die Kirche herum die Möglichkeit, an einzelnen Stationen bewegt zu sein: Eine Slackline und ein Seil luden zum Balancieren ein, ein Barfußpfad zum Erleben und auch für das leibliche Wohl war gesorgt.

Weiter ging es nach Klein-Welzheim, um im atmosphärisch mit Lichteffekten gestalteten Gotteshaus eine Reise durch die Liturgie zu unternehmen. und zu entdecken, wie vielfältig Kirche eigentlich sein kann.

In Sankt Cyriakus blickten die Besucher verschiedener Generationen einmal hinter die Kulissen und ließen sich von Pfarrer Stefan Selzer erklären, wie ein Gottesdienst aufgebaut ist und warum jedes einzelne Element wichtig ist.

Ging man dann auf Kirchentour weiter nach Seligenstadt in die Evangelische Kirche, konnte man Plakate auf den Kirchenbänken finden. Eine Gruppe Konfirmanden der evangelischen Gemeinde hatte sich mit dem Motto „Wo ist Gott?“ beschäftigt und ist zu einigen Antworten zu dieser doch ziemlich komplexen Frage gekommen.

So standen auf den Plakaten beispielweise wichtige Begriffe wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Freiheit, in denen sich Gott auch im Alltag der Menschen zeigt. An weiteren Stationen in der Kirche wurde erklärt, wo man Gott finden könnte. So verwiesen die Konfirmanden mithilfe eines Plakats auch auf die Seenotrettung Seligenstadt und darauf, dass Gott gerade hier in den Helfern vorhanden sei und nicht, wie wahrscheinlich andere denken würden, wegsähe. Neben der bunten Ausgestaltung durch Plakate im Raum waren aber auch altbekannte Objekte wie Bilder, die schon sehr lange in der Kirche hängen, in die Überlegung, wo Gott sei, eingebunden.

Final wurde dann auch zum eigenen Nachdenken angeregt: An einem weiteren Plakat konnten Besucher selbst aufschreiben, wo Gott für sie ist.

Weiter auf der Kirchentour stand der Konzentrationspunkt der Basilika auf Musik. Nach dem Orgelkonzert war es allen Besuchern möglich, der Lobpreisband der Pfarrei zuzuhören.

In St. Marien Seligenstadt war das Bunte, das die evangelische Gemeinde mit ihrer Raumgestaltung schon anklingen ließ, in den Aktionen wieder aufzufinden. Auch hier war es wieder möglich, selbst nachzudenken und sich passend zum Motto „Earth, wind and fire“ auf den besagten Wind im Motto zu beziehen und zu überlegen, was einen bewegt. Diesen Gedanken konnte man dann auf einem farbigen Zettel notieren und an einen Baum hängen, was die Aktion noch bunter machte. Natürlich kamen aber auch die anderen beiden Komponenten des Mottos nicht zu kurz. Dem Feuer konnte man zusehen und zur Ruhe kommen und zum Motto Erde konnte man selbst eine Blumenzwiebel pflanzen oder barfuß durchs Labyrinth an der Pfarrkirche laufen, um zum Kreuz in der Mitte zu gelangen und einmal still einen Weg zu gehen.

Zwar ist es normalerweise Grundgedanke des Labyrinths einmal zur Ruhe zu kommen, an diesem Abend wurden aber auch einige neue Bekanntschaften unter Besuchern geschlossen und ein reger Austausch fand statt.

„Alles in allem eine total easy Atmosphäre“, berichtet Pfarrer Holger Allmenröder, der auch privat Gefallen an der Aktion gefunden hat, die bei einem „Fest des Glaubens“ in der Begegnung von Menschen untereinander stattfand.

Musikalisch war die Aktion zum Beispiel durch Musik der Band „Earth, Wind and fire“ untermauert, was natürlich sehr gut zum Motto passte.

In Hainstadt in St. Wendelinus baute der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) als Mitveranstalter einige Stationen auf, um einmal bewusst in sich zu gehen und zur Ruhe zu kommen.

So war die Kirche gemütlich mit Kerzen dekoriert und dem Besucher war es möglich, über seine eigene Taufe nachzudenken, sich am Weltladen einzudecken und damit die Produktionsverhältnisse in der Dritten Welt zu stärken, eine Fürbitte in die Klagemauer am Altar zu stecken oder sich mit Fragen über Gott und die Kirche zum Nachdenken zu bringen.

Auch in Hainstadt, in St. Gabriel, fand ein Gottesdienst mit viel Musik unter dem Motto „Auf-lesen“ statt und zum Schluss konnte man auch in Steinheim auf dem Kardinal-Volk-Platz in einem Labyrinth aus 550 aufgestellten Teelichtern vor der Alten Pfarrkirche St. Johann Baptist zur Ruhe kommen und sich mit seinen Mitmenschen austauschen. Um 23 Uhr wurde die bewegende Nacht der Kirchen dann mit einer Abschlussandacht in Steinheim beendet.

Letztendlich hat diese Aktion also gezeigt, wie bunt die Kirchen tatsächlich sind und mehrere Besucher sprachen von einer „sehr geglückten Aktion die zum Teil leider zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.“

Mehrfach hörte Dekanatsreferentin Iris Reiß den Satz „Das machen wir mal wieder.“ und zeigte sich begeistert von der Vielfalt der Angebote an den einzelnen Kirchorten, auf den Glauben aufmerksam zu machen.

Fotos von der "Nacht der Kirchen bewegt" in unserer Bildergalerie.

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