KLOSTERKONZERT Ruhr-Brass-Quintett im Konventgarten gefeiert Erste Geige exzellent geblasen

Blechbläserklasse auf der Terrasse des ehemaligen Benediktinerklosters

Seligenstadt – Wo Blechbläser die erste Geige spielen, gibt’s Auftrieb. So zu erleben bei den Klosterkonzerten des Seligenstädter Kulturrings im Konventgarten des früheren Klosters, altehrwürdige Töne mit Hits von heute würzend. Trompeter Frank Düppenbecker, der sein Programm kundig beplauderte, hatte mit Musikern deutscher Sinfonieorchester ein exzellentes Gebläse zum Ruhr-Brass-Quintett versammelt.

Ein Bänkelsängerlied aus früher Mehrstimmigkeit, zur Sonata ausgebaut, bildete den Einstand. Als „törichter Spatz, der sich herausnimmt, in Gegenwart der melodischen Nachtigall zu zirpen“, hat sich Giles Farnaby mal in britischem Understatement bezeichnet. In seinen „Fancies, Toyes und Dreams“ erwies sich der Spezialist fürs Virginal (kleines Cembalo) als raffinierter Bearbeiter damaligen Liedguts, mit Echowirkungen und Zierrat ausgestattet, den die Bläser lustvoll ausspielten. Wie auch die Synkopen eines Tanzsatzes, der etwas Swing einbrachte.

Aus Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ war der Contrapunctus 1 den Bläsern überantwortet – streng durchformt, in erlesener Harmonie der Stimmen, mit spektakulärem Finale.

Felix Mendelssohn Bartholdys Chormotette „Jubilate Deo“ entpuppte sich als großartiger Lobgesang. Im Adagio aus dem Concierto de Aránjuez von Joaquín Rodrigo griff Düppenbecker zum Flügelhorn, dessen Ton über allen Wassern schwebte.

Der Sprung in die Gegenwart gelang mit einem Scherzo des US-Komponisten John Cheetham, das in leichter Schräglage und mit vielen Taktwechseln ein munteres Solo für Tuba-Mann Alexander Kritikos bereithielt. Der durfte bei Gioacchino Rossinis Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ gar aufs Podium reiten.

Fortan war Unterhaltsames angesagt. Etwa mit George Gershwins schönsten Melodien, von der Rhapsody in Blue über „Porgy and Bess“ bis zu „I Got Rhythm“ oder „Summertime“. In Henry Mancinis unsterblichem „Pink Panther“ schien das Quintett zur Bigband zu mutieren. Bei „Tie A Yellow Ribbon“ war Dixieland nahe, von Posaunistin Imai Suzumi flapsig markiert, die auch mit dem flotten „Tiger Rag“ für Brüller sorgte. Zünftig jazzig kam „Mister Sandmann“ des US-Quartetts The Chordettes. Zuvor hatte Reiner Ziesch „A Trumpeter’s Lullaby“ in Szene gesetzt, der auch als Solist des wie entrückt geblasenen „Il Silenzio“ betroffen machte: Widmete er die berührende Ballade doch seinem kürzlich gestorbenen Bruder...
ack