Ergebnis ist den Einsatz wert Erstes Unternehmerforum „Flüchtlinge in Arbeit“ in Seligenstadt

Gut besucht war das Unternehmerforum „Flüchtlinge in Arbeit“ im Seligenstädter Rathaus. „Mir ist nicht bekannt, dass es im Kreis Offenbach bereits eine ähnliche Veranstaltung gegeben hat“, sagte Carsten Müller. Foto: AK Willkommen/p

Seligenstadt (red) – „Mir ist nicht bekannt, dass es im Kreis Offenbach bereits eine ähnliche Veranstaltung gegeben hat“: Carsten Müller, Sozialdezernent des Kreises Offenbach war voll des Lobes für die Initiatoren. Der Arbeitskreis Willkommen in Seligenstadt, der Arbeitskreis Asyl Hainburg und das Soziale Netzwerk Mainhausen hatten zum Unternehmerforum „Flüchtlinge in Arbeit“ in das Rathaus in Seligenstadt eingeladen. 

Gekommen waren etwa 60 Gäste, darunter zahlreiche mittelständische Unternehmer und Industrievertreter aus der Region. In der Begrüßung verwies Seligenstadts Bürgermeister Dr. Daniell Bastian auf die kürzlich in den Medien publizierte Information, dass in den DAX-Konzernen erst 54 Flüchtlinge Arbeit gefunden hätten. Hier liege noch einiges im Argen. Deshalb sei ein Unternehmerforum „Flüchtlinge in Arbeit“, bei dem sich in der Region ansässige Unternehmen, Institutionen und Organisationen zu dem Thema austauschen können, so wichtig. Dass die Veranstaltung von den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern initiiert wurde, zeige einmal mehr deren Bedeutung.

„Wir müssen aber auch investieren“

Carsten Müller berichtete über die Flüchtlingssituation im Kreis Offenbach. Zwei Drittel der hier registrierten Flüchtlinge seien männlich und jung. Insgesamt schlummere hier ein großes Potenzial an zukünftigen Arbeitskräften, die es zu qualifizieren und zu gewinnen gelte. Er schloss mit der Mahnung: „Wir müssen aber auch investieren.“ Jana Kühnel von der IHK Offenbach stellte das von ihr betreute Projekt zur Integration der Flüchtlinge in Ausbildung und Beschäftigung vor: Im Zusammenwirken mit Mitgliedsfirmen werden interessierte Flüchtlinge auf Berufsausbildungen vorbereitet und an die Arbeitswelt herangeführt. Thomas Lippold, stellvertretender Kreishandwerksmeister und Dr. Bernd Curtius vom Projektträger KIZ Sinnova berichteten über ein ähnliches Projekt, das im Spätsommer bei der Kreishandwerkerschaft Offenbach starten wird. Das Besondere an diesem Projekt sei, dass es nicht ausschließlich auf Flüchtlinge ausgerichtet sei, sondern in den ausbildungsvorbereitenden Gruppen deutsche Bewerber und Flüchtlinge mische.

Die Aufgaben des Arbeitsmarktbüros, das von der Bundesagentur für Arbeit und der Kreisverwaltung als zentrale Koordinationsstelle für alle Asylbewerber, Asylanten und Geduldete eingerichtet wurde, erläuterte Lena Speckmann. Je nach Status und Aufenthaltsdauer gelten für Flüchtlinge unterschiedliche Zugangsbedingungen zum Arbeitsmarkt. So ist Asylbewerbern in den ersten drei Monaten nach ihrer Ankunft und Registrierung jeglicher Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt. Nach dieser Zeit dürfen sie Arbeit aufnehmen, sofern die Ausländerbehörde die Arbeitserlaubnis erteilt hat und eine Vorrangprüfung für die betreffende Arbeitsstelle ergeben hat, dass auf dem regionalen Arbeitsmarkt kein bevorrechtigter EU-Arbeitnehmer als Bewerber für diese Stelle vorhanden ist. Wurde der Asylantrag positiv beschieden, hat der Asylant freien Zugang zum Arbeitsmarkt. Ergänzend informierte Frau Speckmann über Fördermöglichkeiten für die Arbeitsintegration und die Vorbereitung auf Berufsausbildungen. Als erfolgreich für die Herstellung von Kontakten, den Abbau von Ängsten und die Erstinformation beschrieb sie die vom Arbeitsmarktbüro organsierten Job-Touren, bei denen Gruppen von circa zehn Flüchtlingen per Bus bis zu drei Betriebsbesuche durchführen und dort mit den Mitarbeitern in Kontakt kommen.

Unternehmer berichten aus der Praxis

Höhepunkte des Unternehmerforums waren die Praxisberichte von Unternehmern und Firmenvertretern. So sagte Stefan Weitz, Inhaber eines bekannten Seligenstädter Elektroinstallationsbetriebes, dass er mit dem bei ihm beschäftigten Flüchtling nur positive Erfahrungen gemacht habe. „Manchmal muss man ein wenig mehr Aufmerksamkeit investieren, aber man bekommt so viel zurück.“ Sirri Haydar von der in Mainhausen ansässigen Firma HS Dienstleistungen berichtete von dem außerordentlichen Engagement der bei ihm beschäftigten Flüchtlinge. Und Stefan Stahlhut von der Firma Alfred Clouth Lackfabrik aus Offenbach sagte, alle fünf dort beschäftigten Flüchtlinge seien ein Gewinn für den Betrieb gewesen: „An ihrer Motivation könnten sich manche deutschen Mitarbeiter Scheibchen abschneiden“. Stahlhut weiter: „Wir sind ein Betrieb mit 200 Mitarbeitern und haben bereits fünf Flüchtlinge beschäftigt. Dieses Verhältnis sollte auch bei DAX-Konzernen Schule machen.“

Auch die Flüchtlinge schilderten aus ihrer Sicht die guten Erfahrungen, die sie in den Betrieben bisher sammeln konnten. Großen Beifall erntete Abdi Rahman aus Somalia, der vor kurzem an der Volkshochschule die Hauptschulprüfung bestanden hat. Er schilderte in fließendem Deutsch, dass er diesen Erfolg auch der Unterstützung durch seinen Paten Klaus Breitenbach vom Arbeitskreis Asyl Hainburg zu verdanken habe. Jetzt sei er auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Moderatoren der Veranstaltung, Marion Sehr vom Sozialen Netzwerk Mainhausen und Winfried Korb vom Arbeitskreis Willkommen in Seligenstadt, verabschiedeten die Teilnehmer mit der Aufforderung: „Trauen Sie sich. Das Ergebnis ist den Einsatz wert.“