SELIGENSTADT Testbetrieb für Anflugverfahren belastet Kommunen Fluglärm nur verlagert

Landung in Frankfurt: Seit 1. März wird beim Anflug der „Segmented Approach“ intensiver getestet. SYMBOLFoto: p

Seligenstadt – Mit mehr Fluglärm müssen die Bewohner im Westen Seligenstadts sowie im Stadtteil Froschhausen seit dem 1. März rechnen. Nach Angaben der Seligenstädter Sozialdemokraten hat am 17. Februar die Fluglärmkommission unter anderem gegen die Stimmen von Kommunen im Kreis Offenbach beschlossen, dass der sogenannte „Segmented Approach“ intensiver getestet wird.

Dies bei Westwind seit dem 1. März von 5 bis 7 Uhr, 13 bis 18 Uhr und 20 bis 23 Uhr. Begleitet wird das Ganze durch ein Lärmmonitoring, um festzustellen, wie sich das Anflugverfahren auf die Lärmverteilung auswirkt. Zusätzlich fliegen bereits seit längerer Zeit verspätete Flugzeuge nach 23 Uhr die Strecke entlang der A 3 oder direkt nördlich von Froschhausen beziehungsweise Hainburg.

„In der Vergangenheit gab es auch Im Erlig in Froschhausen eine feste Lärmmessstation, doch fiel die Anlage nach dem Wegzug des Hauseigentümers zwischenzeitlich weg. Die SPD Seligenstadt fordert daher, dass in Froschhausen nun sofort wieder eine feste Lärmmessstation installiert wird“, so Ehrenbürgermeister Rolf Wenzel.

„Wir kritisieren aber auch die Vorgehensweise in der Fluglärmkommission. Die Vorlage wurde überraschend eingebracht, ohne dass den Kommunen zuvor die Möglichkeit der Kommunikation gegeben wurde. Die Vorlaufzeit zum Beginn des Probebetriebs war außerdem erheblich zu kurz. Ursprünglich hieß es, man würde vor Einführung von einzelnen Maßnahmen Konsultationsverfahren durchführen, welche jetzt nachgeschoben werden sollen“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Marius Müller.

Schon vor mehr als zehn Jahren sollten die veränderten Anflugrouten zum Flughafen Frankfurt getestet werden. Vor allem die drei Städte Offenbach, Mühlheim und Hanau sollten damit in Sachen Fluglärm entlastet werden. Seitdem war der „Segmented Approach“ nur bei ganz wenigen Anflügen getestet worden. Das jetzige Ausmaß sei da ein neues Level, heißt es in der Mitteilung der SPD.

„Bereits jetzt haben viele unserer Bürger unter Auto- und Fluglärm zu leiden, gerade in Froschhausen ist die Autobahn regelmäßig zu hören, auch wenn die Lärmwerte für Maßnahmen an Bestandsautobahnen zu niedrig liegen, um zum Beispiel Lärmschutzwände zu installieren. Im Rahmen eines Neubaus der gleichen Autobahn oder eines Autobahnausbaus würden aber niedrigere Grenzwerte gelten, die klar überschritten sind, dann würde ein Lärmschutz mit gebaut“, so Erster Stadtrat Michael Gerheim.

Es gibt außerdem bereits einen weiteren Zweig des segmentierten Anflugs. Diese Route wird im Regelbetrieb aktuell nicht getestet. Es sei durchaus zu befürchten, dass auch diese im Laufe des Tests oder später ebenfalls erprobt wird, heißt es weiter. Die Strecke verläuft über Großkrotzenburg, Hainstadt, Froschhausen (dicht am nördlichen Ortsrand im Wald zur Landstraße nach Hainstadt hin) und vereint sich bei Weiskirchen mit der Strecke des jetzt eingeführten „Segmented Approach“.

Das neue Anflugverfahren verteile den Lärm nur, reduziere ihn aber nicht, sagen die Sozialdemokraten. Es sei insgesamt sogar mit mehr Lärm zu rechnen, da Kurven geflogen werden müssen, und es würden Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt.

Die SPD Seligenstadt fordert nun Maßnahmen, die den Lärm tatsächlich reduzieren, zum Beispiel den Einsatz leiserer Flugzeuge und Anflugverfahren; eine Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene; eine Begrenzung der Flugbewegungen in den Tagesrandzeiten; sowie ein echtes Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr, das auch eingehalten wird, verlängert um jeweils eine weitere Stunde am Abend sowie am Morgen.

Bei der bisherigen Lärmumverteilung bleibe unberücksichtigt, wie stark bestimmte Städte und Kommunen bereits mit Lärm belastet sind. Für Seligenstadt sei hier insbesondere zu berücksichtigen, dass Froschhausen und der Norden der Stadt (Niederfeld-Siedlung) bei Ostwind-Wetterlage direkt unter einer Abflugstrecke des Flughafens lägen. Der Stadtteil Froschhausen und der Süden Seligenstadts seien zudem stark vom Lärm der A 3 belastet, bei Stau werde Froschhausen zur Umfahrung genutzt.

„Da das Verfahren zuletzt schlagartig eingeführt wurde, unterstützen wir daher explizit die weiteren Kommunen im Kreis Offenbach, die ebenso wie wir keinen Sinn in einer reinen Lärmumverteilung erkennen können, und sprechen uns daher für ein baldiges Ende dieser Verlagerung aus, die rund 100 000 Einwohner im Kreis betrifft“, erklärt die SPD-Fraktionsvorsitzende Nicole Fuchs.
 red