Die Einhardstadt schrieb vor genau 50 Jahren Filmgeschichte / Stefan Mader fand Unterlagen Frankreichs „Herzkönig“: Premiere in Seligenstadt

Die Zeitungen vor 50 Jahren: Seligenstadt im Blickpunkt der Filmgeschichte. Repro: beko

Seligenstadt (beko) – Morgen vor genau 50 Jahren stand Seligenstadt Kopf. ARD und ZDF berichteten gar im Vorfeld über eine Premiere in der deutschen Filmgeschichte. Der damalige Bürgermeister Fritz Bruder empfing am Donnerstag, 16. Februar 1967, viel Prominenz zur Uraufführung des französischen Filmes „Herzkönig“ von Philippe de Broca. Unterlagen von diesem Ereignis hat der Steinheimer Stefan Mader auf dem Dachboden im Haus seiner Großeltern gefunden. Sein Großvater Rudolf, damals Stadtrat, war eingeladen zu einem Empfang in der Einhardstadt. Dort herrschte Premierenfieber und es gab über viele Stunden ein großes Programm, das heutzutage so manchen schmunzeln lässt.

Morgens um elf Uhr fand in den Klosterstuben ein Skatspiel statt mit dem Ersten Stadtrat Hubert Post, einem Feuilleton-Redakteur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung und dem Präsidenten des Deutschen Skatverbandes. Bürgermeister Fritz Bruder führte anschließend „die Gäste aus dem In- und Ausland zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt“ und ab 17 Uhr gab’s Freibier, verteilt von „zehn hübschen Mädchen in der historischen Seligenstädter Tracht“, gestiftet von den Brauereien Glaab und Fecher. 1000 Skatspiele, auf deren Karten die Aufdrucke der Schauspieler aus dem Film „Herzkönig“ zu sehen waren, verteilte man auf dem Marktplatz und um 17.50 Uhr holten „zwei Polizeibeamte die Ehrengäste an der Autobahn-Ausfahrt Weiskirchen ab und gaben ihnen das Ehrengeleit in die Stadt“.

Eine Postkutsche mit berittenem Geleit des Reitervereins traf auf dem Marktplatz ein, mit dabei auch der „Schnauferclub“. Anschließend festlicher Empfang, Löffeltrunk mit dem Regisseur des Filmes. Abends dann erschien das „Turmmännchen mit vier Fackelträgern und gaben den Ehrengästen das Geleit zum Turmpalast“, damals im Besitz von Otto Becke. Fast Rosenmontagsstimmung muss damals geherrscht haben, zumal die gesamte Innenstadt für die Durchfahrt gesperrt war.

Nach Recherchen des Steinheimers Stefan Mader, der auch im dortigen Heimat- und Geschichtsverein verantwortlich ist, war der Film „Herzkönig“ nicht so erfolgreich wie manch andere Streifen des Regisseurs Philippe de Broca. Eine der Hauptdarstellerinnen damals, Geneviève Bujold, spielte in den 1990er Jahren die Rolle der Captain Janeway in Raumschiff Voyager, einer Science-Fiction-Serie, die noch heute in Dauerschleife täglich im Fernsehen auf Tele 5 gesendet wird.

Von Seligenstadt aus trat der Film „Herzkönig“ damals seinen Weg in die deutschen Lichtspieltheater an, schreibt W. Eschemann damals in der Offenbach-Post.

„Herzkönig“ ist ein französisch-italienischer Spielfilm aus dem Jahr 1966, der in der kleinen französischen Stadt Senlis 30 Kilometer nördlich von Paris kurz vor Ende des ersten Weltkriegs spielt und die unglaubliche Geschichte eines Helden wider Willen erzählt. Premiere in Frankreich hatte der Film am 21. Dezember 1966, in Deutschland startete er am 16. Februar 1967 in den Kinos. Zur Handlung: Gegen Ende des Jahres 1918 verlassen die Deutschen den Ort Marville, nachdem sie ihn mit einer Sprengfalle versehen haben. Ein britischer Soldat, Charles Plumpick, erhält den Auftrag, die Sprengfalle zu entschärfen. Er findet eine von den Einwohnern verlassenen Ort vor. Nur die Insassen der Irrenanstalt haben den Ort bevölkert, da jemand vergessen hat, die Anstaltstür zu verschließen. Diese empfangen ihn mit offenen Armen, sehen sie doch in ihm den „Herzkönig“. Plumpick wird im Rahmen einer offiziellen Zeremonie inthronisiert und findet Gefallen an seinen neuen Gefährten, ohne dabei seine Mission aus den Augen zu verlieren.

Der Film endet mit der Frage, wer „verrückter“ ist - die Insassen des Irrenhauses oder die Soldaten am Schlachtfeld.

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Kommentare

Genevieve Bujold hat

Genevieve Bujold hat lediglich einige Tage für Star Trek Voyager vor der Kamera gestanden, die Rolle aber schnell hingeworfen . Sie war also auch nie in der Serie zu sehen. Die Rolle wurde von Kate Mulgrew übernommen.