Shakespeares Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ in Seligenstadt Gelungene Premiere im zweiten Anlauf

In den Riesensaal mussten die TaM-Akteure ausweichen, nachdem die Premiere im Innenhof des Seligenstädter Rathauses wegen Regens abgebrochen werden musste. Foto: ha

Seligenstadt (red) – Der Wettergott war den Schauspielern und Schauspielerinnen des Theaters am Main nicht besonders hold, musste doch die erste Vorstellung im Rathausinnenhof nach den Begrüßungsworten des Landrats Oliver Ouilling und dem Spielen einiger Szenen wegen starken Regens abgebrochen werden. Und so ging dann die eigentliche Premiere am Folgetag im Großen Saal des Riesen über die Bühne, begleitet von einem begeisterten Publikum, dass an der Spielfreude der Darsteller und Darstellerinnen, dem Sprachwitz und der Situationskomik der bühnenwirksamen Komödie seine helle Freude fand.

„Mich wundert nur, dass sie sich zähmen lässt“, so lautete einer der letzten Sätze auf der Riesenbühne. Aber tat sie, Katharina, das wirklich oder endete ihre Begegnung mit dem veronesischen Edelmann Petruchio nicht in Wahrheit in Liebe und gegenseitiger Achtung auf Augenhöhe?

Das war die Frage, mit der die Schauspieler und Schauspielerinnen des TaM das Publikum gerne nach Hause schicken wollten. Eine turbulente, farbenfrohe und lebendige Inszenierung von Beryl Gabler, getragen von der Leidenschaft der Spielenden und der hohen Qualität des Stücks, erleichterte es dem gebannt folgenden Publikum hierauf eine Antwort zu finden.

„Der Widerspenstigen Zähmung“ zeigt, wie alle Stücke Shakespeares, die Genialität des großen Dramatikers. Was ist der Mensch? Diese Frage beantwortet er nicht im Sinne einer letztgültigen philosophischen Antwort, sondern er zeigt die Verkörperungen des Menschlichen in einer beeindruckenden Vielfalt. So auch hier.

Da wären also: Petruchio - feurige Urkraft mit Charme und weichem Kern, (brillant und mit gro-ßer Präsenz gespielt von Christian Pohl, der auch der erste Vorsitzende des TaM ist), Katharina - die Kämpfende und Leidende, die doch nichts sucht als Liebe (herrlich in allen Fassetten der schillernden Figur dargestellt von Sanne Stenger), Bianca - die den Schein liebt (Liane Gelowitz), Tranio - der zeigt, was ein Mensch vermag, wenn er aus den Fesseln seiner angestammten Rolle befreit ist (Jason Daum), Baptista - der auf Macht und Reichtum Reduzierte (Klaus Götzelmann), Gremio - der im Werben um eine junge Frau sein Alter verkennt (Dietrich Gabler, spielt auch Vincentio, den Betrogenen), Lucentio - der Liebesblinde (Glenn Müller), Hortensio - der in Sachen Liebe eher Pragmatische (Peter Lubetzki), Biondello und Grumio - die Witzigen und Humorvollen (Tillmann Camphausen und Klaus Junkes-Kirchen), Magister - der Einfältige (Gareth Gruffydd), die Witwe - dankbar für ein neues Glück (Christine Blum), die Diener - die scheinbaren Randfiguren der Gesellschaft, die doch in Wahrheit unentbehrlich sind (Jonas Müller, Andreas Frey, Pervez Hussain, Nadeem Javed - spielt auch den Wachtmeister, den, auf den Verlass ist, David Kabbouri Lara). Sie alle vermochten es, mit viel Hingabe und einem gekonnten Zusammenspiel die dramatische Handlung um Liebe, Sehnsucht, Macht, Reichtum, Einfluss, Eifersucht, Schein und Sein und vieles mehr in historisch authentischer Darstellung in Gang zu halten und das Publikum zu begeistern. Es folgte gerne den Verwechslungen und Verstrickungen der Shakespeareschen Handlung, goutierte mich manchem Lacher und dankte mit warmem, lange anhaltendem Applaus.

Das TaM hat erneut gezeigt, dass es in der Lage ist, anspruchsvolle Stücke William Shakespeares auf eine ganz spezielle, eben weil historisch authentische Weise auf die Bühne zu bringen.

Alle Zuschauerinnen und Zuschauer, die wegen des Abbruchs der ersten Vorstellung, das Stück nicht in voller Länge sehen konnten, sind eingeladen mit ihren Eintrittskarten eine der noch folgenden Vorstellungen(3., 4. und 5. Juni) zu besuchen.