Närrischer Sitzungs-Marathon bei den Örtlichen Vereinen und Verbänden in Klein-Krotzenburg Vom gläsernen Rathaus auf der Postwiese bis zum Christmetten-Lied

Technology an Fastnacht boten die Aktiven der Dance Company von der Turnerschaft Klein-Krotzenburg auf der närrischen Fastnachtsbühne der Georg-Flohr-Radsporthalle. Fotos: zte (5.), beko (5)

Klaa-Krotzeborsch (zte) – „Wir sinn all, all, all nur Menschen, das Herz am rechten Fleck und in jedem steckt ein echter Jeck!“ Als das Korz-Lang-Fett-Quartett die Hymne für Prinz Assi anstimmte lagen sechs Stunden Sitzungsprogramm bei den Örtlichen Vereinen und Verbänden (ÖVV) in Klein-Krotzenburg hinter den Narren im Saal. Der „Sitzungs-Knigge“, die fünf Witwen und der Briefträger hatten es den Besuchern besonders angetan, mal abgesehen von etlichen brillanten tänzerischen Darbietungen in der Georg-Flohr-Radsporthalle.

Wohl dem, der die erste Fremdensitzung live verfolgen konnte, denn „wer in Klaa-Krotzeborsch Wein trinkt, der hatte gute Karten“, wusste Sitzungspräsident Wolfgang Barth zu verkünden in Anspielung auf das Weinfest in seiner Hofreite, traditionell der Verkaufsstart. Denn danach verbreitete es sich schon „wie ein Donnerhall, die Sitzungskarte, die sinn all“.

Mit dem Krotzebojer Heimatlied startete Rolf Karkoska 44 Jahre nach der Premiere den Sitzungsreigen, und erhielt im Anschluss mit dem Goldenen Vlies die höchste närrische Auszeichnung. Nach dem Walpurgisnacht-Auftritt der Girlie--Power-Group der TKK dann schon Begeisterung pur im Saal bei der Ankunft des neuen Prinzenpaares, Prinzessin Chiara und Prinz Klaus, den die Krotzenburger eigentlich nur als „Assi“ kennen. Bürgermeister Alexander Böhn überreichte den obligatorischen Rathaus-Schlüssel und gleich standen mit dem Klein-Krotzenburger Kinderchor junge Matrosen auf der Bühne, berichteten musikalisch von ihren Reisen und verdeutlichten, dass nicht nur eine „Seefahrt lustig sein kann“, sondern auch eine Fastnachtssitzung.

Absolut gelungen dann der Vortrag von Carola Staab, die so einiges glossierte, worüber sich manche sonst die Zunge verbrennen könnten. Fastnacht ist wie Politik: Entweder mer macht alles rischtisch odder alles verkehrt. Grauzonen ausgeschlossen. So bekamen die (zu Recht!) ihr Fett weg, die in der Sitzung permanent am Babbeln sind, der Elferrat in seinen „farbenfrohen schwarzen Anzügen“ und auch der Sitzungspräsident: „Zu verstehen ist er schwer, er nuschelt halt aach sehr!“

Worauf es als Narr im Saal ankommt, bringt Carola Staab auf einen Punkt und es gibt auch gleich den Flyer des ÖVV-Fastnachtsausschusses dazu: „Ein Narr, der gern zur Sitzung geht, benimmt sich so, wie es hier steht!“ Da hat sich jemand getraut, Tacheles zu reden. Der Lohn: Lang anhaltender Applaus des Publikums. Zumindest derer, die zuhörten.

Die Prinzengarde tanzte und bevor die Young Diamonds als „Krankenschwestern“ Erste Hilfe leisteten („Das Leben ist ein Krankenhaus und wir sind die Patienten“) und der „Nachwuchs“ ein Casting für seine „Parteien-WG“ präsentierte, stieg Gottfried Frickel als Protokoller in die Bütt’ und berichtete von der Weltpolitik mit Trump und Brexit. Für die deutsche Politik hatte der Protokoller auch seine Verse bereit, bezeichnete „Andrea Nahles in spe als Trümmerfrau der SPD“, verpasste Andi Scheuer und (außer der Reihe) Helene Fischer ein paar Spitzen und hielt fest: „Nicht Merkel ist das Problem, sondern die Mutter von Seehofer.“ Klar, auch die Fußball-WM war Thema ebenso wie lokale Aufgaben der Zukunft, beispielsweise das geplante Rathaus auf der Postwiese mit jenen Glasfassaden („von außen iss dann gut zu erkenne, wer was schafft odder wer iss am penne“) und einer Fülle an Parkplätzen („jeder hier en Parkplatz find, ganz egal, wer zu uns kimmt“). Und irgendwie wurde man den Eindruck nicht los, dass viele froh sind, dass das Rathaus dann in Krotzeborsch steht.

Geschliffene Texte präsentierten dann gekonnt die Frohsinn-Hofsänger musikalisch und nach dem Tanz des Diamond-Duos mit Selina Rohe und Katharina Reutlinger ernteten im Anschluss an die Pause „fünf Witwen“ (Karin Fuchs, Anja Lohr, Ursula Helfrich, Elke Werner und Carola Staab mit Gitarrist Jürgen Bischoff) die erste Rakete des Abends und minutenlangen Applaus der Narren im Saal. Gefolgt vom nächsten Knaller. Zum ersten Mal kam Christoph Kopp auf die Bühne als „Distribution Manager“, also Briefträger und zeigte nicht nur, wie man flexibel einen Vortrag gestalten kann, sondern mischte sich auch unters närrische Volk, verteilte Briefe an Peter Dinkel (der schon gegangen war), Bürgermeister Alex Böhn, Pfarrer Weiß (war zwar nicht da, aber der Brief wurde trotzdem verlesen mit dem Hinweis, dass der Pfarrer möglichst jedes Jahr einen Vortrag halten möge, vielleicht zusammen mit Kaplan Levi, der in der Christmette das Lied „Nur du bist meine Liebe“ anstimmte. Auch der mit vielen Titeln versehene Franz Kemmerer bekam einen Brief und Sitzungspräsident Wolfgang Barth, der wieder mal 378 Boxbeutel bestellt hatte.

Weiter ging’s: Das TKK-Männerballett (mit Prinz Assi) als Indianer auf der Bühne, musikalische Urlaubsstimmung durch die Cross Voices des Volkschor, 17 Bauarbeiter der Diamonds auf der Baustellen-Party, die Technology-Frauen der TKK-Dance Company und dann natürlich das „Korz-Lang-Fett-Quartett“ mit Stimmungsliedern wie „Was glaabst dann du, isch bin doch net dein Depp“ oder „Sag niemals nie!“

Lange nach Mitternacht startete das Finale der ÖVV-Fremdensitzung mit Ramba Zamba, davor noch „Nur du bist meine Liebe“ mit allen Aktiven im vierfachbunten Narrenhaus und „Fastnachts-Schunkel-Maschin“ Holger M. durfte auch mal ruhen.

Fotos von der ÖVV-Sitzung in unserer großen Bildergalerie.

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