Grenzgänger: Das Marcel-Adam-Trio im Schalander Gleich drei Zugaben für Seligenstädter

Marcel Adam (Mitte) sorgte mit seinen Kollegen Christian Conrad und Christian di Fantauzzi für Stimmung im voll besetzten Schalander. Foto: privat

Seligenstadt (red) – Marcel Adam ist ein gern gesehener Gast im Schalander der Glaabsbräu in Seligenstadt, und der gute Ruf, der ihm vorauseilt, sorgte nun für einen vollen Keller und eine super Stimmung. Eingeladen hatte das Kunstforum Seligenstadt. Marcel Adam ist Lothringer, singt seine Lieder auf deutsch, französisch und in seiner lothringischen Mundart, die hier gut verstanden wird, da sie ein bisschen dem hessischen ähnelt.

In Punkto Unterhaltung ist der Grenzgänger Marcel ein Naturtalent. Seine Geschichten sind gespickt mit coolen Sprüchen und viel Selbstironie. Er ist nicht so eitel, nur seine eigenen Stücke zu spielen, sein Programm umspannt einen weiten Bogen und speist sich aus Liedern großer französischer Künstler, wie Jaques Brel, Edith Piaf, Charles Aznavour, aus dem deutschen Sprachraum Hannes Wader, Nena und - neuerdings Element of Crime, deren deutsche Texte ihn sehr berühren.

Singt er aber seine eigene Lebensgeschichte, beispielsweise das Lied von der „Onna auf der Bank“, wird er zum Magier, der das Publikum bannt und mit seinen Geschichten fesselt. Er, der „kleine Bub“, beobachtet das Leben der einfachen Leute in der Zeit der 50er- und 60er- Jahre, lernt einen Mischmasch aus Deutsch und Französisch als Muttersprache und spiegelt diese Prägung in seinen Texten. Singt er auf französisch, muss man den Inhalt nicht verstehen. Allein der Klang seiner Stimme und seine Mimik vermitteln ein tiefes Gefühl und versetzen in eine wehmütige Stimmung.

Musikalische Unterstützung erfährt er von seinen beiden Christians. Der eine heißt Conrad und spielt Gitarre, Mandoline und Bass und sorgt für rhythmisch-melodische Raffinesse, bleibt dabei bescheiden im Hintergrund. Der andere ist Christian di Fantauzzi und spielt Knopfakkordeon und Saxophon. Außerdem ist er oft die Zielscheibe von Marcels Spott, zur Erheiterung des Publikums. Doch hinter diesen kleinen Sticheleien verbirgt sich Hochachtung und liebevolle Zuneigung zu diesem großartigen Musiker, der - im Gegensatz zu dem Paradiesvogel Marcel Adam (extravagante Schuhe und T-Shirt, ausgefallene Kopfbedeckung und dicke Fingerringe) - äußerlich ein bisschen wie ein Buchhalter wirkt. Doch wenn er spielt, tanzen die Finger und sein Gesicht zeigt ein zufriedenes, glückliches Lächeln.

Tradition ist bei Marcel Adam, jedes Konzert mit Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten“ abzuschließen und der Bitte, sein Leben voll Demut und Dankbarkeit anzunehmen, ohne sich von Propaganda und politischen Rattenfängern einnehmen zu lassen. Selbstverständlich gab es auch Zugaben. Und weil das Seligenstädter Publikum so sympathisch ist, gleich drei. Man kann nur wünschen, dieses Trio bald wieder zu erleben.