Sinfonieorchester der Stadtkapelle Große Komposition aus der neuen Welt

Mit großer Intensität und Ruhe sowie feiner Intonation spielten die Streicher des Sinfonieorchesters der Stadtkapelle in der Kirche St. Marien in Seligenstadt auf. Foto: ha

Seligenstadt (red) –„Amerika“ war das Thema, unter dem das Sinfonieorchester der Stadtkapelle Seligenstadt in der katholischen Kirche St. Marien in Seligenstadt konzertierte.

Unter der Leitung von Roman Zöller wurden drei Werke aufgeführt, die in der Stilistik und im Charakter sehr unterschiedlich sind aber eines gemeinsam haben: Alle drei wurden in den USA komponiert und in New York mit renommierten Orchestern und Dirigenten uraufgeführt.

Eröffnet wurde das Programm mit einem Werk nur für Streicher, dem Adagio for Strings“ von Samuel Barber. Vielen der zahlreichen Konzertbesucher war dieses sehr getragene, gefühlvolle Stück dem Titel nach sicher nicht bekannt, aber nach wenigen Takten stellte sich ein „Aha-Erlebnis“ ein, denn diese intensive Musik wird häufig zu Traueranlässen gespielt und ist auch in einigen Filmen zu hören. Die Streicher musizierten das Werk mit großer Intensität und Ruhe und auch in den extrem hohen Passagen mit feiner Intonation.

Schon dem Namen nach sehr bekannt ist das zweite aufgeführte Werk und sein Komponist, die „Rhapsodie in blue“ von George Gershwin. Dieser spielte bei der Uraufführung selbst den Klavierpart. Für die Aufführung in Seligenstadt konnte mit Christopher Miltenberger ein hervorragender und vor allem vielseitiger Pianist gewonnen werden, der nicht nur in der klassischen Musik sondern auch im Jazz, Pop und der freien Improvisation zu Hause ist.

Das nun mit voller Bläserbesetzung und Schlagwerk spielende Orchester und der Pianist harmonierten in dieser Jazz-Komposition hervorragend. In den solistischen Klavierpassagen brillierte Christopher Miltenberger mit großer Virtuosität. An die Musiker des Orchesters stellt das Werk hohe Ansprüche in Bezug auf Technik und Stilistik, Glissandi für die Klarinette, typische Jazz-Klänge für Trompeten und Posaunen sind hier nur zwei Beispiele. Roman Zöller gab dabei die entscheidenden Impulse und konnte sich dabei auf die aufmerksamen Musiker verlassen, so dass die Aufführung ein mitreißendes Erlebnis für die Konzertbesucher wurde. Nach langanhaltendem Beifall gab Miltenberger, der seit 2015 eine Professur an der Musikhochschule in Mainz inne hat, mit einer Pop-Ballade eine ruhige und gefühlvolle Zugabe. Das Auditorium war so aufmerksam und gebannt, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

„Aus der Neuen Welt“ ist der Untertitel von Anton Dvoraks Sinfonie Nr. 9. Nach Amerika, also in die aus damaliger europäischer Sicht „Neue Welt“ hatte es Dvorak für drei Jahre aufgrund eines beruflichen Angebots gezogen. Dort entstand mit der 9. Sinfonie sein populärstes sinfonisches Werk, eine in Umfang und musikalischer Komplexität große Komposition, durchzogen von wunderbaren Melodien, die sowohl im Geiste nordamerikanischer Volkslieder geschrieben sind als auch die böhmische Heimat des Komponisten erkennen lassen.

Für das überwiegend aus engagierten Laienmusikern bestehende Sinfonieorchester (Streicher des Kammerorchesters der Stadtkapelle und des Hochheimer Kammerorchesters, Holz- und Blechbläser sowie Schlagwerk aus der Stadtkapelle sowie befreundeter Musiker) war dies, wie die beiden vorangegangen Werke auch, eine wahrhaft große Aufgabe. In intensiven Proben, zunächst häufig nur in den Stimmgruppen, später in der vollen Besetzung, bereitete Roman Zöller das Orchester quasi in einem großen Crescendo zur Aufführung hin auf den Punkt vor. Unterstützt wurde er in der Vorbereitung auch durch die Konzertmeisterin des Kammerorchesters der Stadtkapelle, Cornelia Scholz. Die Einstudierung des Hochheimer Kammerorchester lag in den Händen von Katrin Ebert.

Auch, wenn das Orchester bereits in der Vergangenheit beeindruckende Konzerte gegeben hat, so übertraf die Aufführung von Dvoraks Sinfonie in dieser hohen Qualität wohl alle Erwartungen. An dieser Stelle kann nur die großartige Gesamtleistung des Orchesters unter der Leitung von Roman Zöller gewürdigt werden. Das Publikum tat dies mit „Standing ovations“ und bekam als Dank das Finale des 4. Satzes als Zugabe.