Billig-Sonderflug 666 und tänzerische Glanzpunkte bei Schimmelfastnacht Hypnose auf der Bühne, Elferrat zu zweit und die „Steile-Buwe“

Als „Lebende Marionetten“ kamen die Crazy Schimmel Dancers zum Schluss der Schimmelfastnacht unter der Leitung von Natalie Mäder auf die Bühne und begeisterten die Narren im Saal. Fotos: zmb (2); beko (3)

Von Bernhard KOCH

Moaflinge – Ein Nachtwächter mit höchst brisanten Themen, tanzende Polizistinnen, ein erwachsenes „Kasperl-Theater“, Hypnose auf der Bühne, ein „Zweier-Elferrat“ und eine Tour zu den Internationalen Chortagen nach Bangkok waren nur einige der glänzenden Darbietungen mit viel Lokalkolorit bei der Schimmelfastnacht im voll besetzten Mainflinger Bürgerhaus.

Rund 150 Aktive und Helfer wirken auf der Bühne und hinter den Kulissen für die große Schau der Sängervereinigung Mainflingen (SVM) mit ihren vielen Überraschungen. Die „Mainfinken“, die „Moa-Fähr-Ladies“ und die „Crazy-Schimmel-Dancers“ sind da nur drei der im Programm aufgeführten Gruppen.

Alle ziehen an einem Strang, wenn für die Freunde der SVM-Schimmelfastnacht ein dreifach donnerndes „Moaflinge Helau“ durch die bunte Narrhalla klingt.

Schon der tänzerische Auftakt mit „Drachen und Samuraikriegern“ der Tanzgruppe „Youngstars und Teenmoji“ (Leitung: Natalie Mäder und Anja Feldner) bringt Stimmung in den Bürgerhaus-Saal mit bunt kostümierten Narren und gleich darauf toben die Narren bei der Vorstellung des neuen Dreigestirns, musikalisch untermalt von der Feuerwehrkapelle. Damit hatte wahrlich niemand gerechnet. Drei Frauen regieren fortan die Moaflinger Fastnacht (mehr auf dieser Seite).

Die Prinzessin, auch als „wilde Hilde“ bekannt, bringt’s auf den Punkt: Das Dreigestirn ist weiblich. Manchmal werden Wunder wahr. Den Kommentar einer Frau am Pressetisch („Aber nur manchmal!“) dürfte sie geflissentlich überhört haben. Zeit fürs Protokoll, das traditionell Stefan Stegmann als „Nachtwächter“ vorträgt und wie gewohnt mit vielen weltpolitischen, nationalen und lokalen Themen aufwartet. „Politiker mit Niveau unnerm Nabel, sind für mich nicht akzeptabel“ gab er sowohl Donald Trump als auch dem Struwwel-Boris (Johnson) mit auf den Weg. Noch schnell geblickt auf die GroKo, das Klimapaket, die Greta aus Schweden und die EU („Wem zum Erfolge fehlt der Schlüssel, der geht nach Straßburg oder Brüssel“. Und schon sind lokale Themen an der Reihe und die Narren im Saal dokumentierten mit Szenenapplaus, dass der „Nachtwächter“ wieder so einige Nägel auf den Kopf getroffen hat und viele ihr Fett abbekamen. Gewisse Geldinstitute beispielsweise, die ihre Zweigstelle schließen trotz propagierter Kundenfreundlichkeit, so dass die Moaflinger tatsächlich ihr Erspartes nach Zellhausen bringen müssen. Aber auch der Kinderboom, das als Kita genutzte Kilianushaus („man plant seit viele Jahr, doch schneller warn die Kinner da“) oder die Hauptstraße standen im Blickpunkt.

Weiter geht’s mit den Crazy Schimmel Dancers als „Polizistinnen“ (Leitung: Kerstin Gast), später am Abend als „Lebende Marionetten“ (Leitung Natalie Mäder). mit Christoph Gast als „De Schambes“ und dem erwachsenen Kasperle-Theater der Moa-Fähr-Ladies (Leitung: Werner Utmelleki, der „Two-Hands-Showband“) mit unfassbarem Text zum Abschluss: „Zellhäuser mag man eben. Wir alle sind Mainhäuser.“

Wie so eine Fastnachtssitzung inhaltlich aufgebaut ist, darüber berichten Frank Heinzmann und Harald Wiegand als „Zweier-Elferrat“ in unnachahmlicher Weise. Wolfgang Amadeus Mozart und die „Toten Hosen“ miteinander gekonnt verknüpfen, zeigt die 2019 gegründete Gruppe „Back to Stage“, danach eine Premiere auf der SVM-Bühne: „Denise Oftring als Dr. Betusa präsentiert mit dem „freiwilligen Zellhäuser“ David Knies, der auf Schnippen und Zugabe-Rufe reagiert, erstmals eine Live-Hypnose in der Öffentlichkeit und die beiden werden von den Narrhallesen mit kräftigem Applaus und Zugabe-Rufen für ihren spritzig, modernen Vortrag belohnt.

Umbau auf der Bühne, die Crew hat alle Hände voll zu tun, die Umrisse im Flugzeuginneren sind zu sehen. Weil’s der Billig-Sonderflug 666 ist, müssen auch Vielflieger ihre Sitzgelegenheiten selbst mitbringen, Stewardess und Steward warten und es kommen die Aktiven der „Mainfinken“ (ohne Frauen!), die zu den Internationalen Chortagen in Bangkok starten, dort so einiges erleben wollen, auch den Pokal und die Urkunde für den ersten Platz schon in Händen halten. Doch was erzählen sie ihren Frauen, wenn respektive falls sie wieder heim kommen. Schnell noch einen Stuhl samt Kissen fürs Annegret (AKK) eingesetzt, Käptn und Co fehlen noch, weil sie sich erst Alkoholisches besorgen mussten, dann kann es losgehen auf Airport Rhein-Main(flingen). Wie’s in Bangkok wirklich war, darüber wollen die Narren unter Leitung von Werner Utmelleki im nächsten Jahr berichten.

Immer noch super im Zeitplan sind nach den „Lebenden Marionetten“ die „Steile-Buwe“ an der Reihe. Robert, das „Opfer seiner Schönheit“, und immer für kurzfristige Änderungen während des Vortrags gut, und Winfried mit Gitarre, der auch schon mal zuflüstert, woran Robert noch denken muss. Das Publikum wird gekonnt einbezogen und macht begeistert mit, Witze über den Elferrat sind keine Ausnahme und Applaus für die Bemerkung: „Ich vermisse die alten Maskenbälle, die von Freitagabend bis Dienstagabend dauerten.“

Dann das neue Mainflinger Fastnachtslied, projiziert und mitzulesen auf der großen Leinwand, sofern für die meisten die Bütt’ nicht im Wege steht. Fast wie „Selig sei die Stadt“ genannt beim Heimatbund, nur eben bei den Moaflinger Schimmeln. Finale im „klaane Nest“ mit „Mama Lou“ und Vorfreude auf 2021.

Lesen Sie hierzu auch "Auch kölsche Mädscher gehören..." mit Fotogalerie.

Fotos von der Schimmelfastnacht in unserer Bildergalerie.

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