SFF-Tanzgruppen beeindrucken mit akrobatischen Leistungen und kreativen Choreografien „Wo kann’s schöner sein“ als in der Einhardstadt?!

Als „Ewweletsche aus Sellestadt am Maa“ marschieren Musiker um Präsident „Mille“ (rechts) zu den Takten von den „Tramps aus der Pfalz“ über die Bühne des Riesensaals. Fotos (4): zmd

Seligenstadt (M) – Eine Stadt sieht lila. Über zwei Wochenenden wird Schlumberland aus dem Riesen regiert, dort vereinen die Fastnachtsfreunde zu ihren Sitzungen einfach alles, was Rang und Namen hat. Zuvorderst das Prinzenpaar des Heimatbunds, Michael I. und Tatjana I., in Begleitung ihrer Pagen Sidney und Emely Follert sowie vom Till, André Rückert. Mit viel Pomp und Gaudi empfängt der Elferrat mit Präsident Michael „Mille“ Millitzer an der Spitze die närrischen und anmutigen Regenten.

Während andernorts Vereine angestrengt auf neue Formen und moderne Fastnachtsbräuche sinnen, bauen die Lilanen auf klassischen Sitzungstradition. Da blicken allein große Augen des starken Geschlechts aus der Riege auf der Bühne, Vorträge nach allen Regeln rhetorischer Kunst werden gepflegt, junge Damen schwingen die Beine. Doch gerade in dieser Disziplin spielt der Verein seine Jugend aus, erzielt damit auch Erfolge auf sportlichem Parkett.

Mit ihren Garden können die Fastnachtsfreunde wuchern. Das weiß der Präsident, der stets einen ernsten Ton und ein bisschen Hochdeutsch benutzt, um die Mädchen und ihre Trainerinnen mit Superlativen zu loben. Tatsächlich treiben die Gruppen Hochleistungssport, üben nach Aschermittwoch schon wieder, beeindrucken mit akrobatischen Leistungen und kreativen Choreografien. Die Formationen wecken Aufmerksamkeit mit neuen Schritten und Figuren, die nicht auf jeder Bühne zu sehen sind.

Ein wichtiges Element ist der Zusammenhalt der Tänzerinnen, der vielleicht erst die beachtlichen Leistungen ermöglicht und so ebenfalls bis zum Zuschauer durchdringt. In jeder Garde würdigten und ermutigten die Trainerinnen treue Aktive – feinster Fastnachtsbrauch und beste Nachwuchsförderung!

In der Abteilung Bütt und Bänkel kann der Verein auf bewährte Talente bauen. Zu ihnen zählen die Fastnachtssänger der Germania 03. Mit Kostümen und Melodien des vergangenen Jahrhunderts erkennen sie: „Wunder gibt es immer wieder“ – und meinen damit den Abschluss der Baustellen in Klein-Welzheim. Sie nutzen die Noten auch, um die Schließung der Bankfilialen zu beklagen. Andere Orte gefallen ihnen nicht: „Wo kann’s schöner sein“ als in der Einhardstadt, schmettern Solisten und Chor unter Leitung von Roland Wolf und mit Michael Schnadt an den Tasten.

Bei der Disharmonie regiert der Putzfimmel. Einer aus ihren Reihen bringt als Vertreter einen Koffer voller Reinigungsutensilien wie den „Super Schrubber“ mit, der sich im Takt von Abbas Hit „Super Trouper“ gut verkauft. So entpuppen sich die Herren als Experten am Mopp. Als „Ewweletsche aus Sellestadt am Maa“ marschieren Musiker um Präsident „Mille“ zu den Takten von den „Tramps aus der Pfalz“ über die Bühne.

Etwas leiser starten Thomas und Tristan Schulz mit Gitarre und Keyboard durch. Als Italiener mit polnischen Wurzeln informiert Ersterer mit starkem Akzent über eine Marihuanaplantage, die der Sturm bei „Froschanska“ freigelegt habe. Seine Wundersalbe lässt den Prinz nur englisch babbeln, was der Pianist sehr frei übersetzt. Danach hat die Prinzessin ein Auge auf den jüngeren Mann am Klavier geworfen...

Die lila Narren können auch ohne Musik. Michael Vollert macht sich über Städter lustig, die blaue Planen in den Garten legen, damit’s im Internet wie ein Pool aussieht. Ihre Kinder glauben, dass Goethe mit Vornamen Fuckju heißt, und werden bevorzugt per Elterntaxi nach Drive-in-Art bis ins Klassenzimmer chauffiert.

Frank Eser hat vor 25 Jahren beim Rathaussturm seiner Liebsten das Ja-Wort gegeben – zur Silberhochzeit steht er unter der Herrschaft der Ehefrau. „Wir Männer nehmen alles hin, weil wir so leidensfähig sin’“, jammert er.

Unter einer Schluckmuskel-Überfunktion leidet „Schambes“ Christoph Gast. Und er weiß wortreich zu erläutern, wie er eine Flasche Wein in einer halben Stunde konsumiert, „nicht zu viel“, wohlgemerkt, „zu schnell“! Und so ist das auch mit der Sitzung der Fastnachtsfreunde: Nicht zu viel, aber viel zu schnell zu Ende.

Fotos von der SFF-Sitzung in unserer Bildergalerie.

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