Landwirte der Region müssen sich immer mehr rechtfertigen Keine Pestizide auf den Feldern des Ostkreises

Auf die Frage „Was wird auf unsere Felder gesprüht?“, konnte den Bürgern keine Antwort gegeben werden. Die Ungewissheit soll jedoch bald ein Ende nehmen. Foto: znd

Ostkreis (red) – Die Landwirte in der Region fühlen sich durch die Reglementierung durch die Kommunen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zunehmend in ihrer Arbeit behindert. Nachdem die Seligenstädter Stadtverordnetenversammlung kürzlich Einschränkungen beschlossen hat, will nun auch Mainhausens Bürgermeisterin Ruth Disser die Kontrollen verstärken. In Hainburg steht die Entscheidung noch aus.

Mainhausens Bürgermeisterin Ruth Disser (SPD) hatte bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt, dass das umstrittene Herbizid Glyphosat auf gemeindeeigenen Äckern nicht mehr verwendet werden darf. Daher werde sie alle Pachtverträge entsprechend ändern. Nun geht die Verwaltungschefin noch einen Schritt weiter und möchte grundsätzlich informiert werden, wenn Landwirte auf den Feldern Pflanzenschutzmittel sprühen. „Immer, wenn dort gespritzt wird, bekommen wir Anrufe von den Anliegern, die wissen wollen, was da genau versprüht wird“, sagt sie. Bislang habe man darauf keine Antwort geben können, daher möchte sie das ändern.

Die Gemeinde werde folgende Klausel in den Pachtvertrag aufnehmen: „Auf den Flächen dürfen keinerlei Pestizide verwendet werden. In Ausnahmefällen ist eine Genehmigung der Gemeinde Mainhausen einzuholen.“ Dies sei formlos und auch per E-Mail möglich. Die Verwaltung hat Landwirte und Pächter darüber schriftlich informiert.

Ortslandwirt Norbert Zöller hatte die Bürgermeisterin zu einem Gespräch eingeladen. Disser weist darauf hin, dass bereits ein Landwirt, der Flächen der Gemeinde zum Anbau gepachtet hat, einen Vertrag mit den Neuregelungen unterschrieben hat.

Durch die öffentliche Diskussion über die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln sehen sich Zöller und seine Kollegen zunehmend in schlechtes Licht gerückt, fürchten um ihr Image und über kurz oder lang auch um ihre Existenz.

In der Debatte würden Begriffe durcheinander geworfen und Insektizide, Fungizide und Herbizide unter dem Sammelbegriff Pestizide aufgeführt, „weil sich das per se schon mal gefährlich und giftig anhört“.

Speziell beim Glyphosat hätten sich die Gemüter erregt, weil es zu dessen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit gegensätzliche Einschätzungen gebe. Das internationale Krebsforschungszentrum hat die Substanz als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft, die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit und das Bundesamt für Risikobewertung hingegen halten den Wirkstoff für „unbedenklich“.

Laut Zöller stellt Glyphosat, werde es fachgerecht eingesetzt, keine Gefahr dar. „Dann gelangt es bei uns weder in den Nahrungskreislauf noch ins Grundwasser“, ist er um Aufklärung bemüht. Die Landwirte in der Region setzen das Mittel nach seinen Angaben nur ein, um im Notfall nach der Getreideernte Wurzelunkräuter wie Quecke oder Distel zu bekämpfen.

Rückstände seien nicht zu erwarten. Bei Untersuchungen des Zweckverbandes Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO) sei kein Glyphosat im Grundwasser nachgewiesen worden.

Durch die Diskussion auf kommunalpolitischer Ebene sehen sich die Landwirte im Ostkreis nun dennoch mit der Einschränkung von Pflanzenschutzmitteln auf bestimmten Flächen konfrontiert, was für sie letztlich einen Eingriff in die Produktion bedeutet. In Hainburg befindet sich ein Antrag der SPD im Geschäftsgang, Glyphosat im Gemeindegebiet nicht mehr zu verwenden. Auf gemeindeeigenen und verpachteten Flächen soll das Herbizid nach dem Willen der SPD verboten werden, auch Landwirte sollen aufgefordert werden, auf das Mittel zu verzichten.

Bürgermeister Alexander Böhn (CDU) hatte im Fachausschuss darauf hingewiesen, dass die Gemeindeverwaltung selbst das Mittel nicht mehr einsetzt.

In Pachtverträgen gebe es bislang keine entsprechende Klausel, da diese alle älteren Datums seien. Bevor eine Entscheidung über den SPD-Antrag fällt, wird Ortslandwirt Zöller als Gast im Ausschuss mit den Kommunalpolitikern das Thema erörtern. Die nächste Sitzung ist nach der Sommerpause Ende August.