Doch es gibt ein Problem: Der 79-Jährige ist gehbehindert, der Weg zum Angelplatz jedes Mal eine echte Strapaze. „Man kann ja nicht mit dem Auto ranfahren. Und die ganze Ausrüstung bis ans Ufer schleppen, da bin ich jedes Mal fix und fertig“, sagt Günter Herrschaft. Für den Rentner gibt es jetzt gute Nachrichten: In Klein-Krotzenburg gibt es ab sofort einen barrierefreien Angelplatz - den ersten Handicap-Angelplatz an einem öffentlichen Gewässer in Hessen. „Viele Angler müssen nach Jahrzehnten ihr Hobby aufgeben, weil sie es nicht mehr ohne Hilfe ans Ufer schaffen. Das wollten wir ändern“, sagt Rainer Appel, der als Ordnungspolizist der Gemeinde Hainburg für das Ausstellen der Fischereischeine zuständig ist und selbst seit 35 Jahren angelt. Eine geeignete Stelle für seine Idee ist schnell gefunden.
Und zwar am alten Fähranleger, direkt am Main-Radweg, mit Parkplätzen in unmittelbarer Nähe. Nach Rücksprache mit Hainburgs Bürgermeister Alexander Böhn und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg gibt es schließlich grünes Licht für den Umbau. Und der geht fix: Eine ebenerdige Betonschalung wird gegossen, zwei ausgemusterte Fahrradständer dienen als Barriere und sollen verhindern, dass Rollstuhlfahrer ins Wasser rollen. „Das Ganze hat uns gerade mal 150 Euro gekostet“, sagt Rainer Appel. Auch deshalb hofft der Angler, dass der Klein-Krotzenburger Handicap-Angelplatz Nachahmer findet.
„Es wäre doch schön, wenn sich andere Küstenstädte wie Frankfurt, Seligenstadt oder Mühlheim ein Beispiel an uns nehmen.“
Grundsätzlich stehe der Platz am alten Fähranleger allen Anglern zur Verfügung, auch denen ohne Gehbehinderung. Zur Sicherheit hat die Gemeinde ein Schild aufgestellt mit der Bitte, den Platz freizumachen, sollte ein Handicap-Angler ihn nutzen wollen. Sollte es nach der offiziellen Eröffnung am 5. Juni trotzdem zum Stau kommen, sei dies auch kein Problem.
„Dann lasse ich mir eben was einfallen. Oder wir legen einfach noch zwei, drei andere barrierefreie Angelplätze an“, sagt Rainer Appel.
Günter Herrschaft durfte das Vorzeigeprojekt am Dienstag als Erster testen. Der Rentner war ebenso begeistert wie Ehefrau Gisela, die bislang immer beim Tragen der Ausrüstung helfen musste. Nicht nur der kürzere Weg zum Ufer ist für die Klein-Krotzenburgerin ein Segen. „Jetzt muss ich nicht dauernd Angst haben, dass er in den Main plumpst.“