96 Kerzen erinnerten neben den Stolpersteinen „Lichter zum Gedenken“ am 9. November-Abend

Um an die Progromnacht 1938 und die Judenverfolgung zu erinnern, haben Seligenstädter am Abend des 9. November Kerzen an den Stolpersteinen aufgestellt. Foto: privat

Seligenstadt (beko/red) – Wer am Samstagabend durch die Straßen der Altstadt ging, konnte sie sehen, die Lichter, die einzeln oder in Gruppen vor den Häusern oder weiter abgerückt standen. Es waren Lichter, die neben den Stolpersteinen aufgestellt worden waren zum Gedenken an jeden einzelnen Menschen, der Opfer der menschenverachtenden Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auch in unserer Stadt geworden war.

Eine Gruppe von engagierten Bürgerinnen und Bürgern um Hans-Peter Kronenberger und Mitglieder der Bürgerinitiative Synagogenplatz (Ansprechpartnerin Hildegard Haas) stellten kurz nach 17 Uhr an jedem Gedenkstein an 32 Orten in der Stadt ein Licht auf. So brannten 96 Kerzen für alle gut sichtbar am Abend des 9. November, der in Seligenstadt vor 81 Jahren noch nicht den großen Schrecken brachte. Die Schändung der Synagoge und die brutale Misshandlung jüdischer Seligenstädter erfolgte hier erst am darauffolgenden Vormittag, dem 10. November.

Dass die aufgestellten Kerzen im Sinne des Gedenkens und der Mahnung wahrgenommen wurden, erfuhren die Helfer beim Aufstellen und als sie um 22 Uhr die Kerzen wieder einsammelten.

Sie wurden von verschiedenen, auch ganz jungen Menschen angesprochen, die Näheres wissen wollten und dabei auch ihre Anerkennung bekundeten.

96 Stolpersteine sind in Seligenstadt schon verlegt worden, weitere 25 sollen im nächsten Jahr folgen. Darunter sind auch sechs Gedenksteine für die Opfer der sogenannten Euthanasieaktion der Nationalsozialisten, also für die Menschen, denen auf Grund einer Behinderung das Recht zu leben abgesprochen und die deshalb in Hadamar ermordet worden waren.