Viel Kurzweil bei den Froschhäuser Harmonie-Sitzungen Lieber die "Bayern" als den „Tatort“

Ein Hauch von Bollywood weht durch den Saal beim Schautanz „Aladin“ der Froschhäuser Harmonie-Minigarde.  Foto: ha

Froschhausen (sam/b) – 23 Programmpunkte in fünfeinhalb Stunden: Auf diesen Koordinaten bewegten sich die Akteure der beiden Galasitzungen am Wochenende im Froschhäuser Bürgerhaus. Dabei präsentierten die „Harmonisten“ und ihre Gäste mit viel Spaß flotte Tänze, klangvolle Lieder und launige Büttenreden: ein gelungener Auftakt ins diesjährige Vereinsjubiläum.

„2017, das ist doch klar, starten wir närrisch ins Jubiläumsjahr!“ Das Motto verweist auf „125 Jahre Harmonie“ und wurde vom Sitzungspräsidenten wiederholt ausgegeben am Samstagabend. Jürgen Kiehl, liebevoll „Präsi“ genannt, erwies sich bei der 62. Fremdensitzung als gewohnt souveräner Moderator mit ansteckend guter Laune.

Er kündigte nach Einzug von Komitee, Mini- und Midigarde, denen das TGS-Musikcorps unter Steffen Zankl den Klangteppich gelegt hatte, auch gleich den ersten Programmpunkt an: Die „Knackfrösche“, die sich zum Entzücken des Publikums als kleine rosa Schweinchen im Tutu entpuppten und in Schach gehalten wurden von zwei zünftigen Bauern. Betreut von Tanja Rückert und Silke Mahr sangen sie von der Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt und „Old McDonalds Farm“ – dann war’s auch schon Zeit fürs Bett.

Aus echtem Fastnachtsholz

Dass die Garde um diese Zeit noch hellwach ist, bewiesen die Minis (Leitung: Jenny Malsy/Nicole Niedermeier) und Midis (Nadine und Melanie Böres). Bei ihren schwungvollen Auftritten mit ganzem Körpereinsatz und Durchhaltevermögen vibrierten die Bühnenbretter. „Auf den Nachwuchs sind wir besonders stolz, er ist aus echtem Fastnachtsholz“, befand Jürgen Kiehl zu Recht.

Jetzt kann das Geheimnis nicht länger gehütet werden: Unter großem Jubel zieht das neue Prinzenpaar ein. Die Prinzenpaarsucher – Jürgen Kiehl, Bernd Rückert, Hermann Holler und Christine Hüttges – waren erfolgreich. In ihrer Antrittsrede erzählen die frisch Gekürten von spannenden Stunden im November, als die Anfragen kamen.

Nach drei Tagen Bedenkzeit begann Frank auf Facebook, Twitter und Parship nach einer passenden Prinzessin für sich zu suchen, war dann froh, dass ihm mit Viktoria eine standesgemäße Partnerin offeriert wurde. Diese glaubte keine Sekunde die Mär, dass ihr Prinz ein Taxi-Unternehmer sei, war aber doch erleichtert, als der Rollo hochging und der ihr bekannte Frank seine Aufwartung machte. „Mein Traum wurde wahr“, bekennt Vicky, „30 Jahre nach meiner Mama geb jetzt ich das Geld als Prinzessin aus.“ Geschmückt mit dem aktuellen Fastnachtsorden von Karli Bastkowski verzieht sich der Adel auf die hohen Ränge – Bühne frei für den Kinderchor. Die „Young & Happy Harmonists“, am E-Piano begleitet von Dirigent Johannes Wallbaum, betreut von Prinzengattin Claudia Heeg, bringen die Narren mit Fastnachtsohrwürmern und 50er-Jahre-Schlagern in Schunkellaune. Vollends von den Stühlen reißt sie „Korz-Lang-Fett“: das berühmte Quartett um Gottfried „Geoff“ Frickel aus Klein-Krotzenburg. Mit seiner Band animiert er zur Stehpolonäse mit rhythmischem Armsägen und heizt so inklusive rockigen Klängen tüchtig ein. Die Narrhalla ist am Toben. Dann heißt es Konzentration, denn Colin Murmann tritt in die Bütt.

Das „Pubertier“ kommentiert die moralischen Fehltritte der Familie, sein Auditorium ist der lachende Dritte. Wie im vergangenen Jahr heimst der Youngster dafür „Uiuiuis“ und „Auauaus“ am laufenden Band ein. Zeit zum Atemholen ist kaum, denn die Prinzengarde wartet schon vor der Saaltür. Die Beine zum Himmel, die Prinzessin in der Mitte, tanzen die Mädels schneller als das Publikum klatschen kann. Ruhe dagegen verlangt das Protokoll von Moni Sticksel. Die prangert Kriegstreiber, Rechtspopulisten, Wirtschaftsskandale und Plaste im Essen an, bricht eine Lanze für Flüchtlinge, erklärt, „der Frohsinnbeauftragte vom Bosporus hat in Europa nix zu suchen“, verhöhnt den neuen US-Präsidenten: „Ein Wortschatz wie ein Wellensittich und nicht des hellste Birnsche im Lampelade“.

Statt „Tatort“ guckt die Moni Bayern München, „weil der Verein viel mehr Verbrecher hat“. Standing Ovations sind ihr sicher. Pluderhosen und golddurchwirkte Tücher: Ein Hauch von Bollywood weht durch den Saal beim Schautanz „Aladin“ der Minigarde. Dann gibt’s ein Wiedersehen mit „Dummbabbler“ Ralf Knöpp, der über die Last mit seinem Gewicht philosophiert: Sagt der Doktor, sein BMI sei zu hoch, dabei hat der doch nur 90 PS. Mittlerweile weiß er, dass BMI „Bauch mit Iwwergewischt“ bedeutet. Jetzt ist er auf Nulldiät, darf also ab null Uhr nix mehr essen. Karin Stadler und Sandra Ötzel haben das Männerballett fit gemacht, das noch vor der Pause über die Bühne turnt: Flugs haben die „Nonnen“ ihre Kutten abgeworfen, um als blondbezopfte Schulmädchen seilzuspringen. Zur Gaudi des Publikums fliegen die Schottenröcke, blitzen die Unterhosen.

Eine Sektlänge später zappen die „Harmonisten“ (Leitung: Johannes Wallbaum, Idee und Text: Bernd und Tanja Rückert, Silke Mahr, Susi Reichenbach) durch den Kika-Karnevalskanal. Heidi, Pumuckl, die Stars von der „Sesamstraße“, die Biene Maja, selbst Bürgermeister Bastian und Erste Stadträtin Bicherl – den Originalen auffallend ähnlich – präsentieren Klamauk auf stimmlich hohem Niveau. Ein bisschen unheimlich sind sie schon, die Puppen, die danach von den Midis aufgezogen und zum Leben erweckt werden.

Kickers-Fan und St. Pauli-Freund

Dem sehenswerten Schautanz folgt der verbale Schlagabtausch von Kickers-Fan Thomas Böres und St.-Pauli-Freund Kai Sanmann, diesem ein Programmpunkt, der jede Harmonie-Sitzung krönt: Die E’eser greifen zum Mikrofon. Jenny Malsy, Marie-Christin Simon und Tanja Malsy, das flotte Trio mit dem selbsterklärten Faible für Köllsche Lieder, sorgt mit Stimme für Stimmung. Die bleibt am oberen Level bei den lasziven Hüftschwüngen der Boygroup „FroXXclub“ (trainiert von Nadine Böres) und steigt noch, als Mischa Buschmann alias Scheich „Aschim Albin Mambusch – Tusch!“ auf der Sänfte herein schwebt. Von Dubai kam er über Seligenstadt nach Froschhausen, dort wird ihm aber so wenig gehuldigt wie seinem Freund und Alter Ego „Buschi“. Selbst seine Schwester, Seligenstadts Ex-Prinzessin Lisa, erklärt: „Die Lusche kann isch allemal doppe!“

Zu später Stunde stranden dann „Dance for Harmonie“: Unter Leitung von Tanja und Jenny Malsy vollführen schöne Wilde anmutige Kriegstänze, bis schließlich der Abend im großen Finale gipfelt.

Publikum und alle Mitwirkenden auf der Bühne eint die Hymne: „Froschhause bleibt doch Froschhause…!“

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