Asklepios-Chefarzt Dr. Heimo Weih: Darmkrebs ist nicht unbesiegbar „Es lohnt sich, zu kämpfen“

Rund 50 Besuchern eines Vortragsabends machte Dr. Heimo Weih klar, warum Vorsorgeuntersuchungen wichtig sind.

Seligenstadt (red) – Diagnose Darmkrebs - unter den Bedingungen der modernen Medizin längst kein Todesurteil mehr, nicht einmal die Garantie für den Verlust von Lebensqualität. Vielmehr sei der mit 62.000 Neuerkrankungen pro Jahr zweithäufigste Krebstyp in Deutschland mittlerweile gut behandelbar, weiß Dr. Heimo Weih, Chefarzt an der Asklepios-Klinik Seligenstadt. Rund 50 Besuchern eines Vortragsabends machte Weih eindringlich klar, warum Vorsorgeuntersuchungen so wichtig sind.

Werde ein Tumor nämlich früh erkannt und entfernt, steige die Erfolgschance beträchtlich, betonte Weih. Bei einer Darmspiegelung könnten Darmpolypen schon im gutartigen Stadium entdeckt und - in der Regel minimalinvasiv ohne Operation - beseitigt werden.

Auch bei bösartigen Tumoren, schnell erkannt und sofort entfernt, besteht für Patienten laut Weih inzwischen eine Überlebenschance von 80 bis 90 Prozent. Kritischer werde die Lage, wenn bereits Lymphknoten befallen oder, im Endstadium, Metastasen ausgebildet seien. Schwer verständlich ist für den Mediziner, warum vor diesem Hintergrund so wenige Menschen zur Vorsorgeuntersuchung gehen: Nur drei Prozent der Berechtigten nähmen derzeit das Angebot der Krankenkassen an.

Dank moderner Medizintechnik und verbesserter Methoden ist die Sterberate bei Darmkrebs hierzulande, aktuell bei 26000 Fällen pro Jahr, dennoch rückläufig. Wie die Ärzte in der Asklepios-Klinik einen Fall angehen, entscheidet laut Weih immer eine interdisziplinäre Tumor-Konferenz aus Chirurgen, Internisten, Onkologen, Radiologen und Strahlen-Therapeuten. Auch ein Pathologe, dem die Beurteilung eines Tumors anhand von Gewebeproben obliege, rede dabei mit.

Wichtig ist nach Worten des Chefarztes vor allem, wo der Tumor liegt: Ist der Dickdarm betroffen, wird in der Regel eine Operation ins Auge gefasst, um den befallenen Darmabschnitt zu entfernen. Danach wird der Patient abhängig vom Tumorstadium gegebenenfalls noch mit einer Chemotherapie weiter behandelt.

Bei Krebs im Mastdarm kann die Vorgehensweise umgekehrt sein: Weil die letzten 16 bis 18 Zentimeter vor dem Schließmuskel in einem schwer zugänglichen Bereich des Beckens liegen, erscheint es oft sinnvoll, den Tumor mit Medikamenten und Strahlen zu verkleinern, bevor der Chirurg zum Skalpell greift.

Auch minimalinvasive Eingriffe ohne Bauchschnitt sind inzwischen möglich.

Resignieren sollten Patienten bei einer Darmkrebs-Diagnose aus Sicht des Chefchirurgen auf keinen Fall: „Es lohnt sich zu kämpfen“, betonte Weih mit Blick auf die ermutigende Erfolgsquote. Nicht einmal ein künstlicher Darmausgang, heute seltener als noch vor Jahren nötig, müsse zwingend zum Verlust von Lebensqualität führen.