Scharfe Gesellschaftssatire auf die Zeit des Biedermeiers beim Kunstforum Lustspiel um menschliche und teuflische Bosheiten

Da kann man sich wirklich nur noch besaufen (von links): die Schulmeister (Ingrid Jost und Amelie Mehnert), der Dichter Rattengift (Gregor Hafner) und der unglücklich liebende Herr Mollfels (Holger Schmidt). Foto: Kunstforum

Seligenstadt (red) – Eine scharfe Gesellschaftssatire auf die Zeit des Biedermeiers ist das Stück „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ des Dramatikers und Literaturkritikers Christian Dietrich Grabbe (1801 - 1836), das das Theaterensemble des Kunstforums Seligenstadt unter Regie von Tanja Garlt nun auf die Bühne des „Riesen“ brachte.

Mag sein, dass das heiße Wetter und viele Konkurrenzveranstaltungen, aber auch der etwas umständliche Titel des Stückes für den relativ geringen Zuspruch des Publikums verantwortlich waren: Sicher ist, dass potentielle Theaterfreunde etwas verpasst haben! Das Ensemble sprühte geradezu vor Spielfreude, alle Schauspieler/innen zeigten komödiantische Bestform in ihren optimal besetzten Rollen.

Es sind skurrile Charaktere, die Grabbe geschaffen hat. Allen hält er den Zerrspiegel vor: den Bauern, dem Adel, der Wissenschaft, der Kirche, vor allem aber den Literaten, Dichtern und Schreiberlingen seiner Zeit. So gilt das 19. Jahrhundert als das „tintenklecksende Säkulum“. In dem Stück flieht der Teufel (frech und pfiffig: Sabine Korbach) vor der Putzwut seiner Großmutter (Monika Lipgens) und findet sich auf der Erde wieder. Während sich die drei Wissenschaftler (schön rechthaberisch: Stella Ankenbrand, Francoise Gessler, Sabine Riess) nicht einigen können, um welche Spezies es sich handelt, erkennen die beiden Schulmeister (herrlich unverschämt: Ingrid Jost und Amelie Mehnert) sehr bald, mit wem sie es da zu tun haben. Sie beschließen, den Teufel mit einer List einzufangen und gegen Geld auf Jahrmärkten auszustellen. Gleichzeitig versprechen sie dem geldgierigen Bauern (Heinz Mathes), seinen tumben Sohn Gottliebchen (ebenfalls Monika Lipgens) zum Theologen auszubilden. Auf dem Schloss werben drei Männer um Liddy (sehr liebenswert: Jasmin Grimm), die schöne Nichte des Barons (Jochen Rehse). Mit ihr verlobt ist Herr von Wernthal (höchst eitel: Patrick Rachor), der ebenso wie Freiherr von Mordax (Frank Bader) und der Dichter Rattengift (Gregor Hafner) scharf auf ihr Geld ist, während der aus dem Ausland heimgekehrte, ein wenig naive Herr Mollfels (Holger Schmidt) sie aufrichtig und unglücklich liebt. Am Dichter Rattengift tobt sich Grabbe so richtig aus: Der dichtet grauslich vor sich hin und tut sich furchtbar leid ob seiner Erfolglosigkeit. Schlussendlich geht die Geschichte noch ganz gut aus: die Großmutter holt den Teufel wieder in die Hölle zurück, die betrügerischen Machenschaften einiger Akteure werden aufgedeckt und Herr Mollfels bekommt seine Liddy.