12. Internationale Ministranten-Wallfahrt mit großer deutscher Beteiligung / „Der Papst fuhr zwei Meter vor uns vorbei“ Ministranten aus der ganzen Region suchten in Rom den Frieden und jagten ihm nach

Zellhausens Messdiener trafen gemeinsam mit der pastoralen Mitarbeiterin Elisabeth Koch (links) während der Ministranten-Wallfahrt in Rom auch den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf (rechts) und Weihbischof Markus Udo Bentz. Foto: zja

Mainhausen (zja) – Bepackt mit Koffern, Rucksäcken und Reisetaschen, stehen etwa 180 Ministranten am Bahnsteig in Offenbach. Darunter auch eine Ministrantengruppe der Gemeinde Sankt Wendelinus Zellhausen. 15 Jugendliche und ihre vier Betreuer werden sich der großen internationalen Ministranten-Wallfahrt in die ewige Stadt Rom anschließen. 

Gemeinsam mit rund 1.600 Messdienern des Bistums Mainz fahren sie mit einem Zug innerhalb von etwa 20 Stunden nach Rom. Nach einiger Wartezeit, in der die Gruppe noch eben ein Gruppenfoto macht, rollt der Zug in Offenbach ein. Jeder der Ministranten schnappt sich sein Gepäck und macht sich auf die Suche nach dem ihm zugewiesenen Abteil.

Nachdem jeder seinen Platz gefunden und sein Gepäck verstaut hat, beginnen die Jugendlichen mit Kartenspielen, dem Spiel Bibel-Blackstories, hören Musik, lesen oder lernen die Messdiener in den anliegenden Abteilen kennen. Nach einiger Zeit verteilen die Gruppenleiter das Pilgerpaket. Es enthält den Pilgerausweis, den alle Pilger von nun an nicht mehr ablegen sollten und einen Trinkbeutel, sowie ein Armband, einen Hut zum Schutz gegen die Sonne und natürlich die Pilgertücher, die im Laufe der Woche mit Minis aus anderen Bistümern und Ländern getaucht werden sollen. Plötzlich ist es bereits spät am Abend und die Wallfahrer beginnen ihr Nachtlager vorzubereiten.

Doch so wirklich schlafen können nur wenige. Statt sich auf dem ungemütlichen Schlafplatz schlaflos hin und her zu wälzen, stehen viele an den Fenstern auf dem Gang und bewundern die schöne Landschaft. Um 5.30 Uhr am nächsten Morgen schallt ein Wecksong durch die Lautsprecher des Zuges. Leicht genervt wachen diejenigen auf, die dann schließlich doch Schlaf gefunden hatten. Bald verfliegt jedoch die schlechte Laune, denn man kann auf der einen Seite des Zuges den Sonnenaufgang und auf der anderen Seite das Mittelmeer bewundern. Dicht gedrängt stehen die Messdiener an den Fenstern, machen Fotos und genießen diesen friedlichen Moment. Dieser friedliche Moment passt schon mal super gut zum diesjährigen Motto: „Suche den Frieden und jage ihm nach“.

Nun packen die Jugendlichen ihr Bettzeug wieder zusammen und um acht Uhr etwa erreicht der Zug Rom. Nachdem die Gruppe ihr Hotel erreicht und jeder sein Zimmer bezogen hat, macht sich die Gruppe bereits auf die erste Erkundungstour durch Rom. Mit den Rucksäcken, in denen sich viel zu trinken und Tücher für „kirchentaugliches“ Outfit befinden, so dass Knie und Schultern bedeckt sind, läuft die Gruppe bereits am ersten Tag kreuz und quer durch die Stadt und besichtigt viele Sehenswürdigkeiten und vor allen Dingen Kirchen. Innerhalb der nächsten Tage sehen die Minis unter anderem das Kolosseum, den Petersdom, die Domitilla -Katakomben, die Vatikanischen Gärten und das Forum Romanum. Rom ist eine Stadt, an der es an jeder Ecke etwas zu sehen gibt. Überall kann man Bauwerke aus der Zeit der Römer bewundern und an jeder Ecke befindet sich eine Ausgrabungsstelle mitten in der Stadt, zwischen Metrostationen, Menschenmassen, Autos und Rollerfahrern. Die nächsten Tage sind ziemlich anstrengend; hinzu kommt die Hitze in Rom.

So kennen die Minis am Ende der Woche nicht nur jede Metrostation in der Innenstadt, sondern auch beinahe alle Trinkbrunnen, die in der ganzen Stadt verteilt sind und die zum Glück gekühltes und kostenloses Wasser zum Abzapfen bereitstellen. Natürlich besucht die Gruppe auch viele Gottesdienste. Sei es eine ganz kleine Morgenmesse gemeinsam mit acht Mönchen und Nonnen komplett in italienischer Sprache oder der große Eröffnungsgottesdienst mit den Ministranten des Bistums Mainz.

Das absolute Highlight ist jedoch die Papstaudienz, für die sich die Gruppe extra zwei Stunden vor Öffnung des Petersplatzes anstellte, um so möglichst nah an den Papst zu kommen. Dass sie jedoch so nah ran kommen würde, hatte sich wohl keiner gehofft. Als sich der Eingang zu den Sicherheitsschleusen direkt vor der Gruppe öffnet, schnappen sich zwei Ministrantinnen der Gruppe ihre Rucksäcke, gelangen als erstes durch die Sicherheitskontrolle und belegen 19 Plätze in der ersten Reihe.

Als die restliche Gruppe langsam eintrifft, kann es keiner so recht glauben. Die Wartezeit auf „Papa Francesco“ vergeht wie im Fluge und schon ist die Einstimmung vorbei und das „Papa-Mobil“ nähert sich. Und dann ist er endlich da: Franziskus fährt etwa zwei Meter entfernt an den Ministranten aus Zellhausen vorbei, liest dabei das von ihnen gestaltete Banner, grinst und gibt der Gruppe einen Daumen nach oben. „Ein unbeschreibliches Gefühl gemeinsam mit den anderen 60.000 Messdienern dem Papst zuzujubeln. Ich bin immer noch ganz geflasht“, meint eine der Ministrantinnen am Ende der Audienz.

Doch auch die kleinen Momente sind einfach nur schön: das Singen der Lieder aus den Gottesdiensten im Bus, dem sich nach und nach alle Minis anschließen, um dann beim Aussteigen von den Römern ein - „Grazie“ oder „This sounds beautiful“- zu hören. Das Morgengebet um sechs Uhr mit einem Teil der Gruppe bei Sonnenaufgang über den Dächern der Stadt, ist einer der ruhigen und friedlichen Momente in dieser aufregenden und vollgepackten Woche.

Auch das Singen des Mottoliedes gemeinsam mit seinem Komponisten, den die Gruppe abends in einer der Metrostationen zufällig trifft, ist einer der zahlreichen Gänsehaut-Momente. In dieser Woche passiert viel. Die Gruppe lernt sich unter einander nicht nur noch mal ganz anders und viel intensiver kennen, sondern auch Ministranten aus aller Welt, mit denen Pilgertücher und Hüte getauscht werden. Diese Begegnungen und Momente machen diese Wallfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis.

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Viele Fotos von der Rom-Wallfahrt der Ministranten in unserer Bildergalerie.

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