Seligenstädter Prinzenpaar Michael (Follert) und Tatjana (Biegel) absolviert fast 100 Termine Nächtliche Polonaise in Prinzessins Schlafgemach

Da blicken Prinz Michael und Prinzessin Tatjana über die Fahne der Fastnachtsfreunde und hoffem dass der Rosenmontagszug nicht genau so verweht wird wie selbige. Foto: zcy

Von Lucy Gruß

Seligenstadt – Würstchen und Brötchen sechs Wochen lang als Hauptnahrungsmittel? Das wirkt auf den ersten Blick etwas skurril, ist für das Seligenstädter Prinzenpaar aber gerade Alltag. Bei all’ den Veranstaltungen und Sitzungen, an denen die Tollitäten teilnehmen, ist es kaum möglich, etwas anderes als das typische Würstchen im Brötchen in sich hineinzustopfen, erzählt Prinz Michael Follert (53). Prinzessin Tatjana Biegel (30) nickt zustimmend und betont sogar, dass das Essen oft vollkommen vergessen würde.

Aber natürlich ist das nicht die Hauptsache. Auf der Bühne zu stehen, seinen eigenen Verein, in diesem Fall die „Seligenstädter Fastnachtsfreunde“, zu repräsentieren und vor dem närrischen Publikum zu sprechen, beschreibt der Prinz, der schon früher als Büttenredner geprobt hat, ganz einfach als „toll!“. So erzählen beide, wie lustig es ist, den anderen Rednern und Aktiven auf der Bühne zuzusehen und die Mühe zu erkennen, die diese in ihre Auftritte gesteckt haben. Das und der Zusammenhalt der aktiven Narren untereinander gelten für beide als das Beste an der Fastnacht.

Doch natürlich haben beide auch ein Privatleben neben der Fastnacht, das während der Fastnachtswochen ganz schön durcheinandergewirbelt wird. Nicht nur an den bunten Girlanden und Luftballons im Haus und der Dekoration an der Außenseite erkennt man unschwer, dass man es mit der Prinzessin oder dem Prinzen zu tun hat. Familie und Freunde unterstützen das Prinzenpaar tatkräftig, sei es in der Organisation des Tages oder vor und nach Auftritten. Immerhin fast 100 bis Fastnachtdienstag.

„Das Prinzenkostüm kann ich gar nicht alleine ausziehen“, lacht Michael Follert. Man würde sich vermutlich beide Arme brechen bei dem Versuch, den Haken und den Reißverschluss hinten zu öffnen. Doch natürlich ist die Familie außerhalb von Fastnacht für beide genauso wichtig. So verreist Follert gern mit seinen beiden Töchtern und seiner Frau Claudia und geht jährlich mit ihnen Ski fahren. Auch Tatjana liebt es, mit ihrem Partner Benni zu verreisen und während ihrer Ski-Ausflüge fungiert sie sogar als Erzieherin für Jugendliche. Klar, als Leiterin einer Kindertagesstätte in Kahl. So viele Abende und Tage durchzustehen, erfordert von den beiden, die nicht nur das Skifahren als Sport betreiben, natürlich einiges an Kraft.

So kann Prinz Michael zwar bestimmt auch gut von seinem Wagen bei den Fastnachtszügen aus Süßigkeiten werfen, seine große Leidenschaft ist aber der Fußball. Er begibt sich deshalb sogar gerne auch mal in die Allianz-Arena, die zwar nicht das typische Reiseziel eines Fastnachtsprinzen ist. Aber die Bayern München-Dauerkarte muss selbstverständlich genutzt werden, die würde einen in Köln oder Aachen nicht sehr weit bringen. Anders, als man es womöglich erwartet hätte, ist er ansonsten auch eher ein ruhiger, besonnener Mensch, der seinen Abend lieber auf der Couch verbringt. Gut, dass er sich also jedes Jahr im Mai auf Mallorca auf die Fastnachtszeit vorbereitet. Prinzessin Tatjana hingegen ist das ganze Jahr über aktiv. „Ich bin abends eigentlich meistens weg“ erklärt sie und zeigt dabei nur einmal mehr, wie gerne sie ihren Posten als Prinzessin mag, auch wenn er verspricht, den Schlaf erheblich zu kürzen, wenn beispielsweise in der Nacht nach dem Hexenrummel plötzlich eine Polonaise durch die Schlafgemächer stattfindet. Das mit dem Schlaf ist für beide aber kein Problem. Man könne ja auch nach Fastnacht noch schlafen.

Letztendlich sind beide mit ihrem Posten mehr als zufrieden, auch wenn mal etwas Spontanes dazukommt. Manches erfährt man erst auf der Bühne. „Man weiß ja, worauf man sich einlässt.“, fasst Tatjana zum Schluss lächelnd zusammen und freut sich schon riesig mit ihrem Prinz auf den Rosenmontagszug.