Kernthema der „Physiker“ ist die Verantwortung der Wissenschaft gegenüber der Menschheit. Aber „was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden“, so Dürrenmatt. Da nützt es auch gar nichts, wenn sich ein verantwortungsbewusster Wissenschaftler wie Johann Friedrich Möbius als unzurechnungsfähiger Kranker ausgibt, in eine Nervenheilanstalt flüchtet und seine Manuskripte verbrennt.
Zwei weitere Physiker, die sich als Einstein und Newton ausgeben, in Wirklichkeit aber Geheimdienstler zweier verfeindeter Mächte sind, jagen der Möbiusschen Weltformel hinterher, mit der die komplette Beherrschung der Menschheit möglich wäre. Krankenschwestern werden ermordet, die den drei Physikern im Wege stehen, und der Kriminalinspektor ist schier am Verzweifeln, weil er ja die vorgeblich Geisteskranken nicht verhaften kann.
Am Ende des allgemeinen Durcheinanders beschließen die drei Physiker, sicher in der Nervenheilanstalt zu verbleiben, denn „nur im Irrenhaus sind wir noch frei, nur hier dürfen wir noch denken. In der Freiheit sind unsere Gedanken Sprengstoff“. Doch auch das nützt nichts, denn es zeigt sich, dass die hochgeschätzte Besitzerin und Chefärztin des Sanatoriums ihrerseits verrückt ist, die Manuskripte des Möbius heimlich kopiert hat und die Weltherrschaft jetzt an sich reißen wird.
Einmal mehr hat Regisseurin Tanja Garlt mit sicherer Hand die Rollen optimal besetzt: Sandra Gallasch als Irrenärztin Dr. Mathilde von Zahnd, Ingrid Jost als Oberschwester Marta Boll, Ilona Kraus als Schwester Monika Stettler, Christel Schmack als Schwester Irene Straub, Thorsten Hahn als Gerichtsmediziner, großer Bub Adolf Friedrich und Oberpfleger Siewers, Sven Schmidt als Polizist, kleiner Bub Jörg Lukas und Pfleger Meyer, Patrick Rachor als Patient Herbert Georg Beutler genannt Newton, Jens Chobotsky als Patient Ernst Heinrich Ernesti genannt Einstein, Maximilian Nowak als Physiker Johann Wilhelm Möbius, Amelie Mehnert als seine Ex-Frau Lina Rose und Martin Hanschmann als Kriminalinspektor Richard Voß.
So wünschen sich Theaterfreunde die Aufführung von Klassikern: schnörkellos, lebendig und unterhaltsam.
Lang anhaltender Applaus beschloss den beeindruckenden Theaterabend beim Kunstforum.