Ein „wahrhaft gigantisches Konzert“ beim Musikverein Die Ouvertüre kam zum Abschluss

Wahrlich „gigantisch romantisch“ präsentierten sich die Aktiven des Klein-Welzheimer Musikvereins im Bürgerhaus beim Konzertabend: Godzilla frisst Julia, angsterfüllte Schreie, ein Mambo tanzender Godzilla, der sich in eine Sphinx verliebt, ein vorwitziger Hund und eben jede Menge Musik. beko/Foto: ha

Klein-Welzheim (red) – Angsterfüllte Schreie, ein Mambo tanzender Godzilla der sich in eine Sphinx verliebt, ein vorwitziger Hund, der wie Frank Sinatra und schließlich ganz Las Vegas zerstampft wird, ein vielfach geklonter Elvis der den gigantischen Saurier bekämpft, jubelnd feiernde Musiker nach dem Sieg über das Monster, Angela Merkel und Donald Trump gratulieren. Wenn sich solche schrägen Geschichten in Klein-Welzheim abspielen weiß man: der Musikverein hat mal wieder in seinem Konzertprogramm zugeschlagen. Und „Godzilla eats Las Vegas“ war beileibe nicht der einzige Höhepunkt in einem Konzert, das den beiden Adjektiven des Abend-Mottos gerecht wurde: „gigantisch romantisch“.

Begonnen hatte das Changieren zwischen Gigantismus und Romanzen mit Julius Fuciks „Gigantic“. Ihm folgte die größte Romanze überhaupt, Shakespeares „Romeo & Julia“. Viele musikalische Versionen dieser Liebestragödie gibt es, aber die von Sergej Prokoviefws Ballettmusik darf man wohl zur Besten erklären.

Maestro Dietmar Schrod, der das Orchester souverän und spürbar mit Freude leitete, setzt im Programm auch gerne Solisten in Szene. Und da war für das Thema „gigantisch“ nahe liegend, diesmal das größte Orchesterinstrument auszuwählen: die Tuba. In „Tuba Concerto Espanol“ zeigte Solist Michael Gebauer, was in ihm und seinem Instrument steckt; feinfühlend, virtuos und vor allem grandios. Und dann eben Godzilla, die irrwitzigste Originalkomposition im Blasorchesterbereich. Fast 140 Bilder und Fotomontagen hatte Orchestermitglied Martin Winter hierzu erstellt und während der Aufführung auf den Sekundenbruchteil genau auf die Bürgerhauswand projiziert, damit die Geschichte den Zuhörern verständlich wurde. Eine enorme Herausforderung für Musiker, Dirigent, Regie und Zuschauer, die von Letzteren überwältigend honoriert wurde.

Unter Leitung von Anja Schrod kam das Jugendorchester zum Zuge, mit dem Thema der Filmserie „Game of Thrones“ sowie Michael Jacksons gigantischem Erfolg „Thriller“. Schön, dass sich nach einer Umstrukturierungsphase jetzt wieder ein Nachwuchs-Stamm gefestigt hat, mit Talenten, die jetzt schon aufhorchen lassen! Das stellte auch Moderator Jürgen K. Groh fest, der seit Jahren perfekt die Konzerte des Orchesters ergänzt, weil beide den gleichen Stil pflegen: eine Symbiose aus Humor und Anspruch. Dem Anspruch genügten auch die dargebotenen Hits der insbesondere bei Bläsern bedeutenden Funk-Band „Tower of Power“. Wahrlich keine einfache Sache, die vielen komplexen Einwürfe alle gemeinsam zu bewältigen. Aber, Hut ab, dies gelang ohne vernehmbare Patzer und war damit eine kleine Meisterleistung für sich.

Meisterleistungen der Komposition sind solche von Thomas Doss. Seine „Alpina Saga“ führte das Publikum zu Felsgiganten und herrlichen Landschaften. Eine faszinierende Originalkomposition, spannend, abwechslungsreich, einige nichtinstrumentale Effekte - so muss symphonische Bläsermusik sein. Von den Alpen ging es direkt in die schottischen Highlands, mit dem Überraschungsgast des Abends: einem Dudelsackspieler. Torsten Manus entlockte in „Highland Cathedral“ seinem auffälligen Instrument Töne, die in Klein-Welzheim nur selten zu hören sind.

Wohl dem Vereins-Motto „Traditionell anders“ entsprechend, setzte man ans offizielle Ende des Konzertes eine Ouvertüre. Aber was für eine! Rossinis „Diebische Elster“ ist für Zuhörer ein absoluter Leckerbissen, kann aber ob schwieriger, temporeicher Passagen nur von wenigen Laienorchestern adäquat bewältigt werden. Aber da war sie wieder, die absolute Bank der Welzheimer: die technischen Fertigkeiten, besonders im Holz. Was in der Kritik aber in keiner Weise das homogene, gefühlvolle und gut gestimmte Zusammenspiel des Gesamtorchesters in den Hintergrund setzen soll. Dirigent Schrod hat hier in den Jahren beste Arbeit geleistet.

Die stehend und lautstark geforderten Zugaben endeten mit Dudelsackunterstützung im romantischen „Amacing Grace“ als Schlusspunkt eines gigantischen Konzertabends.