Edmund Schwab gibt Leitung nach 24 Jahren ab Schauspieler und Trommler gestalten „Kultur am Fluss“

Aufmerksam verfolgten die Besucher an der ehemaligen Fähranlegestelle die Aufführungen rund um Musik und Märchen. Foto: zjm

Klein-Krotzenburg (red) – Geradezu märchenhaft präsentierte sich am Freitag die 24. Folge von „Kultur am Fluss“ am Klein-Krotzenburger Mainufer. Gabi Distel und Edmund Schwab von der Katholisch Öffentlichen Bücherei der Pfarrgemeinde St. Nikolaus konnten bei prächtigem Wetter rund 600 Besucher an der ehemaligen Fähranlegestelle willkommen heißen.

Die Gäste wurden von einem mächtig pulsierenden Auftritt der 14-köpfigen Trommelgruppe „All inclusive“, unterlegt mit elektronischen Beats und Clustern, gleich zu Beginn schier von den Bänken gerissen. Unter Leitung von Anselm Schwab und Alexander Hagen eroberte das Klang-Kollektiv der Behindertenhilfe in Stadt und Kreis Offenbach schon mit ihren ersten Rhythmen die Herzen des Publikums. „Jeder bringt hier seine Fähigkeiten ein, keiner dominiert“, erklärten Hagen und Schwab. „Die Stücke erarbeiten wir uns gemeinsam.“

Grimms spazierten flussaufwärts

Moderator Tobias Schwab stimmte das Publikum sodann mit einer märchenhaften Reminiszenz auf das Bühnenprogramm ein. Die in Hanau geborenen Brüder Grimm, so Schwab, seien als Kinder mit ihrem Großvater sonntags immer wieder flussaufwärts spaziert, hätten kurz nach den Kohlemeilern bei Großkrotzenburg Rast gemacht und dann stets sehnsuchtsvoll ans andere Mainufer geblickt. Eines Tages dann seien Jacob und Wilhelm mit ihrem Großvater mit dem Nachen nach Klein-Krotzenburg übergesetzt – in jenes Dorf, von dem man sich auch in Hanau die wundersamsten Dinge erzählt habe.

Vielleicht hätten die Brüder Grimm damals bei einer Einkehr im damaligen Gasthaus „Mainlust“ von alten Krotzburgern Erzählungen aufgeschnappt, die dann sogar Eingang in die spätere weltberühmte Märchensammlung der Grimms fanden. „Warum nicht?“, fragte Schwab und öffnete damit die Bühne für fünf Schauspielerinnen und Schauspieler der Brüder Grimm Festspiele, die am Krotzenburger Mainufer Szenen aus den aktuellen Stücken „Vom Fischer und seine Frau“, „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ und „Frau Holle“ präsentierten. Begleitet wurden sie vom musikalischen Leiter, Arrangeur und Dirigent der Festspiele, Markus Syperek.

„Frau Holle“ und der Klimawandel

Jan Radermacher, stellvertretender künstlerischer Leiter der Festspiele, und Dramaturgie-Assistentin Cettina Colantoni berichteten dann im Interview mit dem Journalisten Tobias Schwab über die Herausforderung, ein dreiseitiges Grimm-Märchen abendfüllend zu inszenieren und es in die Gegenwart hinein zu erzählen. Bei „Frau Holle“ etwa gelingt das mit deutlichen Anspielungen an den von Menschen verursachten Klimawandel. „Ganz großes Theater“, urteilten viele der Gäste und feierten die Aufführung der Mimen wie auch der Trommelgruppe, die zum Abend noch einmal mächtig ihre Stöcke und Hände wirbeln ließen.

Für einen war es an diesem Abend die Abschiedsvorstellung: Edmund Schwab, 1994 Begründer der vom Südhessischen Kultursommer unterstützten Reihe „Kultur am Fluss“ und seither ihr Programmchef und Organisator, sprach am Ende von einer „Zäsur“. Der 82-Jährige kündigte an, die Verantwortung für den Event, der jährlich bis zu 600 Zuschauer an den Main lockt, nun in jüngere Hände abzugeben. Schwab erinnerte noch einmal an die Anfänge und an den Krotzenburger Heimatforscher Eddi Daus und Mundartautor Erich Oestreich, die „Kultur am Fluss“ mit ihren Arbeiten und Beiträgen in den ersten Jahren krönten.

Nachfolge wird sich in den kommenden Wochen klären

„Du bist Kultur am Fluss“, rief Bücherei-Chefin Gabi Distel Schwab unter lang anhaltendem Beifall des Publikums zu. Auch Pfarrer Thomas Weiß und Bürgermeister Alexander Böhn würdigten die jahrzehntelange kulturelle Arbeit des ehemaligen Pfarrsekretärs, der in Klein-Krotzenburg seit fast 60 Jahren Büchereiarbeit betreibt.

Edmund Schwab sei einer, der immer vorangegangen sei, „die Fahne getragen“, in der Gemeinde Verantwortung übernommen und herausragende kulturelle Akzente habe, sagte Frank Lortz, Vize-Präsident des Hessischen Landtages. Anstatt eines persönlichen Geschenkes überreichte der CDU-Politiker Schwab einen Scheck über 1.500 Euro für die Bücherei-Arbeit. In Klein-Krotzenburg mit seiner vielfältigen Ehrenamtsarbeit zur Leseförderung gut angelegtes Geld. Und schließlich soll auch die Reihe „Kultur am Fluss“ fortbestehen, wie Schwab appellierte. Wer übernimmt, wird sich in den nächsten Wochen klären.