Fünf Stunden Kurzweil mit musikalischem Nachtwächter-Protokoller, Showtanz und „de Steile-Buwe“ Schimmelfastnacht: Besser in der Zelle hause als da driwwe in...

Die Moafährladies der Schimmelfastnacht als Rockerbräute auf dem Highway to Hell. Foto: beko

Moaflinge (beko) – „Kommt alle her, macht alle mit, feiert mit uns Fassenacht, das hält euch fit!“ Mit einem gereimten musikalischen Refrain gelang es dem Protokoller bereits zum Start der Schimmelfastnacht die Narren im Mainflinger Bürgerhaus-Saal nicht nur zu verzücken, sondern so richtig in Stimmung zu bringen. Was folgte waren fünf Stunden Kurzweil mit tänzerischen und musikalischen Aktionen sowie in Worte gefasster Narretei.

Sportlich im 4:4:3-System trat der Elferrat der Sängervereinigung mit Frank Heinzmann an der Spitze an, überaus lebendig, auch wenn der letzte Redner des Abends eher einen Wandteppich mit „dem Dicke unn seine zehn Apostelfreunde“ vermutete. Unter genauer Beobachtung der Narren im Saal, vorwiegend der Omas und Opas, zeigt die Kindertanzgruppe „Youngstars“ unter Leitung von Natalie Mäder Auszüge aus dem Walt Disney-Animationsfilm „Vaiana“.

Das Dreigestirn mit Schimmel, Prinz und See-Jungfrau hielt Einzug, gefolgt vom Protokoller Stefan Stegmann, der in der folgenden halben Stunde auf unnachahmliche Art beweisen sollte, dass man schon zum Beginn einen Narrensaal zum Toben und aktiven Mitmachen begeistern kann.

Die „große Politik“ mit Kim Jong-un, Trump und dem Sultan vom Bosporus glossierte der Protokoller als Nachtwächter ebenso wie die Bundestagswahl und das Lutherjahr. Doch die Würze bei einem guten Protokoller machen zweifelsohne die lokalen Themen aus wie der Kilianustag, an dem es in Mainflingen im Gegensatz zum Wendelinustag in Zellhausen keine Prozession gibt, die 7.000 Harleys Anfang Mai und natürlich die „Zwangsheirat“ von Mainflingen mit Zellhausen vor 40 Jahren. Aber: „Wir haben den 30-jährigen Krieg überstanden, dann klappt das auch mit 40 Jahren Mainhausen.“ Ein dickes Lob an die Vereine bei der Festmeile hatte der Protokoller übrig und wünscht sich als Resultat daraus von der Bürgermeisterin einen doppelten Vereinszuschuss.

Die Nachricht aus Wiesbaden zum Thema „Hessenkasse“ brachte Stefan Stegmann allerdings in Rage: „Wenn’s kein Geld gibt fürs Rathaus, dann trete mir aus Hessen aus.“ Eine Angliederung an Bayern brachte der Nachtwächter musikalisch vor: Lebe wohl Wiesbaden, Mainhausen wird bayerisch, wir stellen einen Asylantrag in München. Verbunden damit sind mehr Feiertage, die ständige Volksmusik und das Jodeln bis zum jüngsten Tag.

Das Fastnachts-Medley der acht Crazy Schimmel Dancers war angesagt (Leitung Kerstin Gast) und richtig was zum Schmunzeln hatte Harald Wiegand aufbereitet, der mit den besten „Hitverhörern“ aufwartete: Nicht nur Agathe Bauer, Anneliese Braun oder die Sexbomb-Oma brachten vor allem das junge Publikum zum Rasen, sondern auch der Dickschädel-Blues gehörte zu den lustigen Song-Verhörern bis hin zum Almighurt. Daumen hoch!

„Schöne Grüße aus der Zelle“ bestellten danach die Mainfinken, die sich in der JWA, der „Justiz-Wohlfühl-Anstalt“, sichtlich wohl fühlten und unter Leitung ihres Dirigenten Werner Utmelleki gekonnt musikalische Leckerbissen präsentierten. Dass nebenbei BHs repariert und Tangas gefertigt wurden, erheiterte das Publikum umso mehr, nur beim Abschluss-Refrain hatten die Narren im Saal wohl einen anderen Ausgang erwartet: „Besser in der Zelle hause als da driwwe in - Klaa-Welzem!“ Irgendwie schien die 40-Jahr-Feier doch zusammen geschweißt zu haben...

Pause. Zweiter Teil. Die „Kuschel-Monster“ Teenmoji unter Leitung von Natalie Mäder und Anja Feldner zum Start, gefolgt von der frechen Göre Lucie Gast, die über den totalen Stress des Erwachsenwerdens berichtete und deren Eltern mit ihren Berufswünschen offenbar nicht so ganz einverstanden waren: Prinzessin, Ballerina oder Woikönigin wollte sie werden.

„Tausend mal berührt“ hieß es dann in einer Stimmungsrunde mit Denise Oftring, die den Saal zum Mitsingen brachte, bevor „Schambes“ alias Christoph Gast vom Fernsehverhalten früher und heute ebenso berichtete wie von den Urlaubsimpressionen auf einer 20 Stunden-Fahrt mit dem Ford Granada.

Auf den Highway to Hell ging’s dann mit den Moafährladies, die als Rockerbräute die Bürgerhaus-Bühne besetzten und gesanglich mit ihrem Dirigenten Werner Utmelleki begeisterten. Wer dachte, nach dem abschließenden Showtanz der Crazy Schimmel Dancers kann es keine Steigerung mehr geben, der hatte nicht mit „de Steile-Buwe aus de Hinnergass“ gerechnet. Sozusagen der I-Punkt auf eine überaus gelungene Sitzung der Schimmelfastnacht setzten die Cousins Winfried und Robert Steil. Winfried, der mit seiner Gitarre und wohl gereimten Texten glänzt, Robert, der vier Sprachen fließend spricht (deutsch, hessischen, langsam un schnell), BMY bot, Bühnen-Meditations-Yoga und zudem einen Zellhäuser auf die Mainflinger Fastnachtsbühne holte: Einen Tannenzapfen mit Narrenkapp.

Klar, dass vor dem Moaflinger Lied beim Finale Robert Steil als „Madame Cherie aus Klaa-Frankreich“ für Muskelkater in der Lachmuskulatur sorgte.

Viele weitere Fotos von der Schimmelfastnacht in unserer großen Bildergalerie.

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