Mancher Generationenkonflikt in Sitzungen der Fastnachtsfreunde St. Wendelinus SGE-„Guru“ auf Sänfte von OFClern getragen

Schon die Schlawiner, den Jüngsten, gelingen harmonische Figuren mit Pom-Poms, wobei Kinderprinzessin Annelie in ihren Reihen beide Schuhe verliert. Fotos (4): M

Hainstadt (M) – Gruselgestalten oder super Typen? Topfit, machen allen Blödsinn mit oder reißen keine Bäume mehr aus? Die Fastnachtsfreunde St. Wendelinus trugen in ihren Sitzungen so manchen Generationenkonflikt aus - freilich im allerfeinsten Fastnachtsformat, mit herausragenden Beiträgen in der Bütt und auf der Bühne.

Das Prinzenpaar Markus III. und Fabienne I. brachte selbst Bürgermeister Alexander Böhn aus dem Takt, er vergaß, den Rathausschlüssel zu übergeben. Aber seine blaublütige Mitarbeiterin, die Prinzessin, hat ja Schlüsselgewalt…

Auch die Kinder-Regenten, Jannik I. und Annelie I., sind nicht auf den Mund gefallen. Er verrät zusammen mit Bruder Jonas lautstark all die Unsitten von Papa Sven Rachor. Für den Elfer „fängt die Fastnacht schon im Sommer an. Der Vater „tut schon vom Nichtstun schwitze’“, der verteidigt die Kappenträger: „Der Elfer muss sich konzentrieren, das Publikum motivieren, die erste Reih’ schläft meistens ei’.

Doch, „de’ Vadder hat für nix mehr Zeit“, klagen die Söhne. Ganz so dramatisch wie der Beschuss in Stereo ist’s wohl nicht, „in jedem Vortrag liegt was Wahres“, versöhnten sich die Generationen. Das fiel mit dem jungen Mann mit auffälliger Kleidung und Frisur schwerer. „Punker“ Leif Cathery „ist wach in der Nacht und schläft am Tag“, lernen seine Zuhörer.

„Nix mehr, süßer Leif, Schwiegermuttertraum’, ich will mich was trau’n“, brüstet sich der „coolste Kerl auf dem ganzen Planeten“. Klar, „meine Eltern, die sind peinlich“, aber auch diesen Angriff zieht Leif versöhnlich zurück. Dann zieht „Fräulein Olivia“ vom Leder: Gemeindevorsteher Oliver Möser klagt in klassischer Vortragskunst mit überraschenden Pointen, zieht in einer Litanei über zweifelhafte Errungenschaften her, mit Seitenhieben auf Politiker und Kirchenmänner.

Der Pfarrer gefiel „ihr“ schon. Oder Tanzlehrer Lambi aus dem Fernsehen. Angela lasse „für alle die Türe’ uffstehe’, der Grüne Habeck singe „ihr Kinderlein kommet“. Olivia tritt für ein „Mehr-Bier-für-eine-gute-Zukunft-Gesetz“ ein. Sitzungspräsident Jürgen Harrer als „Jünger“ für Ali Ben Haschmisch. Und als „Guru“ lässt ich der Eintrachtler von vier Kickers-Fans in einer Sänfte hereintragen: Pfarrer Dieter Bockholt.

„Früher war alles leichter“, klagt der Angebetete, „ich zum Beispiel“. Und „Männer schnarchen, um ihre Frauen vor wilden Tieren zu schützen“, aber dass der Frickel Schorsch dünner wird, könne er nicht bewirken. Im Hare-Krishna-Gewand und mit Glatze tänzelt „Jünger“ Jürgen huldigend um den „Meister“.

Etwas erlahmt ist das Feuer des „Ehepaars“ Angelika Baier und Gundolf Lukas. „Hol doch mal de’ Klaane raus“, bittet sie - und meint den kleinen, blauen Hund. Er wirbt für Grill, Bier und drei Fernseher. Wird die Ehefrau im Bett von oben nach unten abgetastet, sucht er die Fernbedienung. Zum guten Schluss schildert Ralf Hillerich, wie er als fülliges „Schneeflöckchen“ den Verkehr in Hainburg zum Erliegen brachte.

Sportliche Höchstleistungen und kreative Feuerwerke zünden die ausgezeichneten Tanzgruppen. Schon die Schlawiner, den Jüngsten, gelingen harmonische Figuren mit Pom-Poms, wobei Kinderprinzessin Annelie in ihren Reihen beide Schuhe verliert. „Wir haben die Sportler satt“, verraten die Mädchen mit ihrem Trinkspruch. Stattdessen schwärmen sie für den Kinderprinz. Jannik muss im Marathon alle 20 Cheerleader küssen...

„Was früher klasse war“ zeigt ein tänzerischer Ausflug in die 80er Jahre. Die Harmonie-Damen kommen mit Frauen-Power, Weather Girls, Gold-Blusen und schwarzen Perücken. Zu Takten der Band Boney M. bringen sie noch einen „heißen Braten“ auf die Bühne. Dann entführen Spirits ins chinesische Kaiserreich, bilden akrobatische Figuren von hoher Synchronität, mit Schirmen, Schwert und Speeren. 19 junge Artistinnen formen atemberaubend Türme, Sprünge, Würfe, permanenter Beifall begleitete die Nummer, einstudiert von Tanja Wichtel.

Auch Diamonds, Dance Company und Girlie Power von der Turnerschaft Klein-Krotzenburg haben ihre Choreographien mühevoll einstudiert, konnten aber wegen der Absagen nach dem Tod des Prinzen nicht auftreten. Das klappt dank der Fastnachtsfreunde, am Sonntag bringen die „Girlies“ eine „Explosion im Chemielabor“: eine Aufführung, die sehr geschickt Schwarzlicht und Signalfarben an Kostümen und im Gesicht sowie Licht in Haar mit sehr sportlichen Figuren kombiniert.

Neben dem Schautanz bleibt die siebenköpfige Garde, die ihre Beine in die Höhe werfen. Auch die Solistinnen Lena Ruiner und Lena Stork beherrschen turnerische Übungen, Hochleistungssport zu flotten Rhythmen, und dabei immer zu lächeln, gleichsam im Duett. „Footlose“ führt zu Takten aus dem „König der Löwen“, von Shakira und Safri Duo nach Afrika.

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