Zum 50. der Mainfähre: Kostenfreie Überfahrten für die Geburtstagsgäste In tadellosem Zustand

Historisches Motiv: Auch die Glaabsbräu-Lkw nutzten einst der kürzeste Weg von Bayern nach Hessen. Foto: privat

Seligestadt – Ein halbes Jahrhundert Mainfähre „Stadt Seligenstadt“ gilt es am kommenden Sonntag zu feiern. Eine große Riverboatparty ist coronabedingt natürlich nicht möglich, dafür können sich Besucher über kostenfreie Passagen freuen.

Ein unscheinbares, in Bronze gehaltenes Widmungsschild am Steuerhaus verrät die offizielle „Geburtsstunde“ der Seligenstädter Mainfähre und lässt in diesem Jahr aufhorchen: Die Übergabe der Mainfähre fand vor genau 50 Jahren statt. Im Jahr 1971 hatte sich die Stadt entschlossen, die Fähre in Eigenregie zu betreiben und am 16. Mai, einem Sonntag, wurde vor mehreren hundert Besuchern die 28 Meter lange Fähre, zum Netto-Festpreis von 250 000 Mark erworben, feierlich auf den Namen „Stadt Seligenstadt“ getauft.

„Aus diesem Anlass setzt die Fähre am kommenden Sonntag ganzen Tag kostenfrei über, da eine große Feier nicht stattfinden kann“, kündigt Bürgermeister Daniell Bastian an. Der Rathauschef würdigt Fährmannschaft und Stadtwerke für ihr jahrzehntelanges Engagement rund um das ohnehin sehr zuverlässige Geburtstagskind. „Ihnen ist es zu verdanken, dass unsere Fähre seit einem halben Jahrhundert unfallfrei und ohne längere Ausfallzeiten fährt.“

Auch nach 50 Jahren ist das Fährschiff in tadellosem Zustand. Kürzlich erst wurde es für rund 80 000 Euro instandgesetzt und hat die Betriebserlaubnis für weitere fünf Jahre erhalten. Zum Anlegeplatz am Fuße der Altstadt zieht es ganzjährig zahlreiche Menschen. Egal, ob sie mit der Fähre übersetzen und damit das Bundesland wechseln, oder ob sie nur auf einer der Parkbänke am Ufer Eis schleckend den Überfahrten zusehen. Die Fähre ist immer eine Attraktion. Aber natürlich auch ein wertvolles Verkehrsmittel. Große Umwege sparend bringt sie Fußgänger, Rad- und Motorradfahrer sowie Autos nebst Insassen sicher von Ufer zu Ufer.

Die Geschichte des Fährwesens reicht weit zurück in die Vergangenheit. Bereits im neunten Jahrhundert existierte eine ständige Verbindung über den Main. Zum damaligen Zeitpunkt veranlasst durch das Seligenstädter Kloster. Im Jahr 1868 wurden die Rechte und Privilegien zur Mainfahrt für 4 000 Gulden an die Stadt übertragen, der Fährbetrieb allerdings an den Höchstbietenden verpachtet.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss sich die Stadt, das Fährwesen in Eigenregie zu betreiben. Im Jahr 1971 kaufte sie das heutige Transportmittel. Inzwischen hat sich freilich einiges geändert. So wurde im Jahr 2009 die Hand- auf eine hydraulische Steuerung mit Joystick umgestellt, seit 2017 gilt ein Einschichtbetrieb. Seitdem wird die Fähre nur noch von zwei Fährleuten betrieben. Der Fährtarif ist seit gut zehn Jahren unverändert. Noch in diesem Jahr ist die Umstellung auf ein elektronische Abrechnungssystem geplant, dann ist auch Kartenzahlung mittels Girocard möglich.
 red

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