"la cappella" mit Konzert zum 35. Geburtstag Zusammenklang zwischen Stimmen und Instrumenten

Zellhausen (red) - Feiern und beschenken wollten sie sich – und das ist ihnen absolut gelungen! Der Kammerchor des Liederkranz 1903 Zellhausen „la cappella“ wird in diesem Jahr 35 Jahre alt und hat zu der Gelegenheit ein besonderes Konzert auf die Bühne gebracht.

Unter dem Titel „Preis sei dem Herrn“ erlebten die Besucher am Sonntag, den 10.11. in St. Marien kompositorische Wege von und zu Felix Mendelssohn-Bartholdy. Eine erste Kostprobe für exquisiten Chorgesang gab la capella mit der 8-stimmigen Motette „Richte mich, Gott“ ab. Der Dialog zwischen Männer- und Frauenstimmen gelang ausgewogen und endete im stimmgewaltigen aber nie forcierten Tutti mit der hoffnungsvollen Verheißung „Harre auf Gott“, welche später nochmal aufgegriffen werden sollte.

Als nächstes stellte sich das Orchester des Abends vor: Die Kammerphilharmonie Mannheim spielte die Ouvertüre zu „Alceste“ von Christoph Wilibald Gluck. Stilsicher interpretierte das Ensemble den klassischen Komponisten, von dessen Tonsprache Wolfgang Amadeus Mozart zu seinem „Kyrie in D-Moll“ inspiriert wurde. Dieses eigenständige dramatische Kyrie war dann auch das erste Werk des Abends, in dem Chor und Orchester zusammen musizierten. Transparente Harmonien und eine differenzierte Dynamik prägten das Zusammenspiel, welches von Ralf Emge - seit 1994 Dirigent von la capella - gekonnt geführt wurde.

Wie aus Inspiration eine Neuinterpretation wird, erfuhren die Konzertbesucher am Beispiel der Fuge in Es-Dur BWV552 von Johann Sebastian Bach, dessen Fugenthema auf „St. Anne“ zurückgeht. Diese barocke Version wurde von Thomas Gabriel virtuos an der Orgel vorgestellt, um dann von la capella in der anglikanischen Fassung „Lord, thou has been our refuge“ von Vaughn-Williams präsentiert zu werden.

 In dieser Motette von 1921 deklamiert ein solistisch besetzter kleiner Chor den Psalmtext, während vom großen Chor die traditionelle Choralversion in nahezu unhörbarem Pianissimo unterlegt werden muss. Eine besondere Herausforderung waren neben langen acapella Passagen, die moderne Harmonik sowie eine freie Agogik, welche die erfahrenen Chorsänger unter Emges Dirigat mühelos und intonationssicher meisterten, bevor das einsetzende Orchester in ein monumentales Finale einleitete. Ralf Emge erläuterte jetzt die nächste Etappe der musikhistorischen Zeitreise und spann auf versierte Weise den roten Faden zwischen Palästrinas „Sicut Cervus desiderat ad fontes“ und dem Hauptwerk des Abends: Der Vertonung des gleichnamigen Psalms von Felix Mendelssohn-Bartholdy „Wie der Hirsch schreit“.

Das Thema des Eingangschores leiteten die Altistinnen von la capella hochromatisch ein und wurde von allen Stimmen sehnsuchtsvoll fortgeführt. Was folgte war die erste Arie der Sopranistin Gloriela Villalobos Torres aus Costa Rica. Ihre große Stimme und ausdrucksstarke Darbietung verzauberte das Publikum. Auch in den folgenden Teilen des 42. Psalms gingen die Choristen, Instrumentalisten und die Solistin eine harmonische Verbindung ein und schafften eine besondere emotionale Atmosphäre, die das Publikum deutlich spürte und nach der fulminanten Schlussfuge mit stehenden Ovationen honorierte.

Das Konzert war ohne Zweifel einer der Höhepunkte der Geschichte von la capella. Wie aus einem Jugendchor ein Kammerchor mit besonderem Niveau wird, davon wussten die beiden Chorsprecherinnen Sabine Merget und Sabrina Berktold humorvoll und galant zu berichten.

„Preis sei dem Herrn“: Ein musikalisches Gesamtkonzept, das auch klanglich voll aufging.