Electro-Beats lassen den Sommerhimmel erzittern Beach-Party-Festival in Sickenhofen: Seebeben begeistert

Vor allem junge Menschen feierten am Samstagabend mit Top-DJ David Puentez unter freiem Himmel. Alternativ tanzte man zu Black Music in einem gigantischen Zirkuszelt. Foto: Just

Sickenhofen (mj) – Für viele junge Menschen aus der Region gehört das Seebeben mittlerweile zu den schönsten Seiten des Sommers. Nun bebte wieder drei Tage lang das Bagger- und Angelgewässer vis-à-vis von Sickenhofen. Mit mehreren tausend Besuchern setzten die lokalen Handballer ihre Erfolgsgeschichte fort.

Als am Samstagabend der Sänger der Gruppe Pfund, Markus Philipp, in die Menge fragt, wo die Leute alle herkommen, gehen beim Aufruf von Städten aus dem Umland, wie Darmstadt oder Aschaffenburg, viele Hände hoch. Bei seinem Kalauer, wer aus Köln angereist ist, muss das Publikum lachen. Zwischenrufe machen aber deutlich, dass der Einzug in einigen Fällen weit über 50 Kilometer reicht. Beim Auftritt von Top-DJ David Puentez am Freitag verfügte die 21-jährige Astrid mit ihren drei Freundinnen wohl über die markanteste Heimatstadt von allen: Nantes in Frankreich. Das Quartett rückte allerdings von Mannheim an. Dort absolviert Astrid, die einen deutschen Vater hat und Kommunikation und Marketing studiert, gerade ein Auslandssemester. Für dieses Wochenende lud sie ihre Freundinnen aus Frankreich ein. „Ich habe vorher im Internet gesucht, was ich denen bieten kann und bin bei festival.eu auf das Seebeben gestoßen“, berichtet Astrid. Nun genießt die vierköpfige Gruppe die elektronische Tanzmusik und ist voll zufrieden. Um nicht mehr nach Mannheim zurück zu müssen, wollen die Frauen im Auto schlafen. Wie es heißt, wäre das in Frankreich, bei jungen Leuten eine gängige Art, die Nacht spontan und kostengünstig zu verbringen.

Zumindest konnten die Französinnen trocken ins Auto kriechen, denn der Freitag und auch der Samstag blieb trotz manch dunkler Wolke trocken. Das war am Donnerstag zur After-Work ganz anders. Hier mussten die Organisatoren ein meteorologisch und ein psychisches Tief verkraften, denn der Festivaleinstieg war von mehrstündigem Dauerregen geprägt. Als die Gruppe „Backroots“ spielte, versammelten sich ein paar Wetterfeste mit Regenschirmen vor der Bühne. Kurze Zeit war der Strom weg. Für den Auftritt von Joe Whitney und der Streetlive Family wurde kurzerhand umdisponiert und der Topact ins Zirkuszelt verlegt. Das hätte eigentlich erst Freitag und Samstag, unter anderem bei der After-Show-Party, zum Einsatz kommen sollen. Nun erwies es sich als goldwert: Joe Whitney ließ die Stimmung der 700 Besucher rasant klettern und sorgte noch für einen versöhnlichen wie begeisternden Ausklang des Wetterfiaskos.

Das gigantische Zirkuszelt stellte über das gesamte Seebeben einen Blickfang dar und belegte das Motto des Orga-Teams, jedes Jahr noch eine Schippe draufzulegen. Das tat man zudem beim Programm: Zur Elektromusik von David Puentez wurde im Zirkuszelt eine Alternative mit Black Music geboten. Das Gros der jungen Besucher entschied sich aber mit einem Verhältnis von 70:30 für Puentez und outdoor zu bleiben. Neu war 2016 auch das verstärkte Merchandising-Angebot, mit dem die Handballer das Seebeben zur Marke entwickeln wollen. Neben Kappen ließen sich Badehosen mit nach Hause nehmen. Am Freitag verkauften Dana Grigo und Sandra Gökce. Neben der Unterstützung für ihren Verein passte der Einsatz vor allem für die Töchter, die noch nicht volljährig sind. Deren „Mama-Schein“, mit dem Erziehungsberechtigte die Teilnahme am Festival bei „U18“ absegnen müssen, hatte sich durch die Präsenz von Grigo und Gökce auf dem Gelände erübrigt.

Laura (19) und Hanna (18) aus Stockstadt jubelten ebenfalls Top-DJ David Puentez zu. Wie Hanna erzählt, hole ihre Freundin immer die Informationen ein, welches Event gerade ansteht. Für die Zukunft hat sie schon eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen zusammengetragen. Mit der „Electric Love“ in Salzburg und dem „Lake Festival“ in Unterpremstätten wollen die beiden demnächst bis nach Österreich. Als etwas kürzer zeigt sich der Weg zum „Parookaville“ ins nordrhein-westfälische Weeze. Nicht mehr ganz so vergnügungsorientiert ist erfahrungsgemäß das Publikum am Samstag. Zur Rock-Cover-Band Pfund kam das „Mittelalter“ ebenfalls zum See. Dazu zählten Petra (46) und Yvonne (48) aus Darmstadt. Das Seebeben bedeutete für sie eine Premiere, weshalb der erste Blick neugierig und auch ein bisschen kritisch ausfiel. So vermisste Petra den direkten Seeblick, den Bühne und Bauzäune verhinderten. Dafür hätten sie am Samstagmittag kommen müssen, wo das Baden zum Familientag möglich war und ein Beachvolleyball-Turnier jede Menge Spaß entfachte.

Als Pfund die Bühne betrat, ließen sich die Damen aber recht schnell von dem druckvollen Sound der Mannen aus ihrer Heimatstadt und dem vollen Festivalgelände mitreißen. Mit Blick auf die beiden Hauptabende am Freitag und Samstag können die Handballer das achte Beben erneut als Riesenerfolg einstufen.

Zu dem passte am letzten Abend das Feuerwerk, das gegen 22.45 Uhr den Endspurt des Festivals einläutete. Zusammen mit den Bühnenakteuren hinterließ es einen bleibenden Eindruck. Den nahmen nicht nur tausende Besucher aus dem Umland mit, sondern auch die vier jungen Französinnen. Zuhause in Nantes werden sie bestimmt einiges von ihren Erlebnissen beim Seebeben in Babenhausen zu erzählen haben.