Stadtwerke informieren bei Führung durch die Kläranlage 100 Liter Abwasser pro Sekunde

Wer sich dafür interessiert, wie Abwasser am Ende der Toilettenbenutzung, wie Duschwasser und das Nass aus Spül- und Waschmaschine wieder so sauber werden, dass sie ruhigen Gewissens in den Kreislauf der Natur zurückgeführt werden können, hatte anlässlich des Weltwassertages die Gelegenheit, bei einer Führung durch die Kläranlage die Prozesse zu beobachten. Foto: p

Dietzenbach (red) – Im Alltag ist es eine Selbstverständlichkeit und meist will auch keiner so genau wissen, wie die einzelnen Vorgänge funktionieren. Wer sich dennoch dafür interessiert, wie Abwasser am Ende der Toilettenbenutzung, wie Duschwasser und das Nass aus Spül- und Waschmaschine wieder so sauber werden, dass sie ruhigen Gewissens in den Kreislauf der Natur zurückgeführt werden können, hatte anlässlich des Weltwassertages die Gelegenheit, bei einer Führung durch die Kläranlage die Prozesse zu beobachten.

Geführt von Dr. Linda Hinken der Abteilungsleiterin Abwasserentsorgung, versammelte sich die Gruppe zu Beginn an einem Schaltbild der Kläranlage. „Das zeigt, wie das Wasser durch das gesamte System geführt wird“, stellte die Abteilungsleiterin fest. Dermaßen mit einem inneren Bild ausgestattet, gingen die Besucher dann mit dem Wasser auf Tour, von einem Becken zum anderen und über Stationen, Pumpen, Rohre, Rechen und Filteranlagen.

Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird in der Anlage an der Limesstraße das Abwasser aus den Privathaushalten und den Gewerbegebieten behandelt, ebenso wie ein Teil des Regenwassers, das von den versiegelten Flächen abfließt.

140 Kilometer Kanal und 3600 Schächte stehen zum Transport des Nasses bereit. Elf Pumpwerke schicken das Schmutzwasser in die Klärung, 100 Liter Abwasser werden pro Sekunde hindurchgeführt, bei Regen bis zu 260 Liter pro Sekunde. Bei heftigen Niederschlägen können sogar bis zu 3600 Liter vor der Anlage ankommen. Dieses dann sehr stark verdünnte Wasser kann direkt über einen Rechen in die Bieber gepumpt werden.

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Die Überwachung der Kläranlage liegt in den Händen der Stadtwerke. Ausgelegt ist die Einrichtung, die das Wasser wieder sauber macht, für 45. 000 Einwohnerwerte, genutzt wird sie derzeit von den in Dietzenbach lebenden rund 34.000 Bürgern und den ansässigen Industrie- und Gewerbebetrieben.

Allein im vergangenen Jahr sind mehr als drei Millionen Kubikmeter Abwasser durch die Anlage geflossen. Eine der ersten Aufgaben übernimmt der sogenannte Rechen. Und wahrscheinlich auch eine der unliebsamsten. Das Becken mit den überdimensionalen Forken filtert organische Substanzen aus dem Nass, meist Toilettenpapier, Kot oder Lebensmittelreste. Als nächstes geht es dem Fett an den Kragen, anschließend bleiben im Sandfang Stoffe wie Sand, Steine und Glassplitter hängen. In den folgenden Vorklärbecken muss das Wasser etwa ein bis zwei Stunden stehen. Was dann herausgefiltert wird, wird zusammengeschoben und abgeführt.

„Noch vor drei oder vier Jahrzehnten war damit der Klärungsprozess beendet“, sagte Hinken und erntete angesichts der immer noch nicht sehr klaren Flüssigkeit ungläubige Blicke. Sogleich konnte sie aber die Besuchergruppe beruhigen. Sorgen doch heute Mikroorganismen in den Belebungsbecken dafür, dass das Abwasser am Ende so sauber wie möglich die Anlage verlässt. Spezielle Bakterien lösen etwa Stickstoff und Phosphor, teilweise wird auch Sauerstoff zugeführt. Ist das Wasser entsprechend gereinigt, fließt es in die Bieber, wird also der Natur zurückgegeben. Und auch der beim Klärungsprozess übriggebliebene Schlamm erfüllt noch seinen Zweck. Zwei Faulbehälter produzieren Biogas, in gepresster Form gehen Rückstände auch an das Müllheizkraftwerk und kommen als Wärme nach Dietzenbach zurück. Um die Geruchsbelästigung des Klärwerks, das früher einmal auf der „Grünen Wiese“ stand, zu minimieren, sind allerorten Biofilter eingebaut oder Teile der Anlage mit einer Behausung versehen.

Hinken betonte, dass eine solche Anlage auch immer zum neusten Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse hin optimiert werden muss. Vor allem nachdem kürzlich in Niedersachsen antibiotikaresistente Erreger in Flüssen, Bächen und Seen gefunden wurden, fordern Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium derzeit Nachrüstungen in Kläranlagen. In Dietzenbach investieren die Stadtwerke kontinuierlich in das Säuberungswerk, erneuert wurden im letzten Jahr etwa eine Rechenanlage sowie mehrere Pumpen. Auch die Kanäle erhalten immer mal wieder eine Frischekur, unter anderem mit Roboter- und Inlinertechnik für die Reparaturen, Schachtabdeckungen und Steuerungstechnik werden regelmäßig erneuert.