Gabi Schmidt gibt Dietzenbacher Traditionsgeschäft „Tischlein deck Dich“ ab Ein Abschied mit einem „weinenden Auge“

Ende einer Ära: Gabi Schmidt (links) übergibt ihr Geschäft „Tischlein deck dich“ an Francesca Keßler. Foto: Barabara Scholze

Dietzenbach (scho) – „Zeit für Veränderungen“ und ebenso „Zeit für Andere und andere Lebensinhalte“ – das wünscht sich Gabi Schmidt, eine der bekanntesten Geschäftsfrauen in der Altstadt.

Da Freiheit ohne Wandel aber nicht zu haben ist, übergibt sie zum Ende des Jahres ihr erfolgreiches Unternehmen, zuletzt als „Tischlein deck dich“ bekannt, an eine Nachfolgerin. Ab Anfang 2021, sobald Öffnungen wieder möglich sind, wird Francesca Keßler den beliebten Laden an der Schmidtstraße übernehmen. „Den Entschluss, aufzuhören, habe ich schon vor längerer Zeit gefasst und ich bin sehr glücklich, dass ich so eine tolle Nachfolgerin gefunden habe“, sagt Gabi Schmidt.

Im Großen und Ganzen wolle Keßler das Sortiment so weiterführen, wie es zuletzt den Dietzenbachern bekannt ist: Im „Tischlein“ gibt es die schönen Dinge des Lebens, die man vielleicht nicht immer unbedingt benötigt, die aber die notwendige Umgebungswärme bringen: Tischdecken, ein bisschen Geschirr, Kerzenleuchter und viel Dekoration. Dazu kommen die Köstlichkeiten, für die der Laden bekannt ist: Essige und Öle, Knabbereien sowie die ein oder andere Süßigkeit.

Dabei ist das heutige Geschäft ein Produkt jahrzehntelanger Entwicklung. Seit insgesamt fast 100 Jahren wirkt die Familie Schmidt in Dietzenbach. Der ehemalige Traditionsbetrieb, eine von den Großeltern Georg Schmidt und seiner Frau Marie im Jahr 1926 gegründeter Spenglerfirma, war der erste seiner Art in dem damals kleinen Dorf. „Und es ist uns ganz wichtig, zu betonen, dass dieser Teil des Unternehmens durch meinen Bruder Torsten in der Familie erhalten bleibt“, betont Gabi Schmidt. Den Zweig Haushaltswaren und Geschirr hatte seit Anfang der 1960er-Jahre Gabi Schmidts Mutter, Liselotte Schmidt, aufgebaut und je nach Zeitgeist entwickelt. Entsprechend hieß es jahrzehntelang immer wieder „modernisieren, umbauen, verschönern und erneuern“.

Der letzte große Coup gelang im Jahr 2005: Geführt nun von Gabi Schmidt, zog das ehemalige Ideenhaus Schmidt von der Bahnhofstraße an die Schmidtstraße und wandelte sich dort später zum „Tischlein deck dich“.

„Ich war ja schon als Kind immer dabei und auch mein späteres Leben war das Geschäft“, sagt die Geschäftsfrau heute. Nun freue sie sich auf eine intensivere Zeit für sich selbst und all die schönen Dinge um sie herum, in der sie nicht immer auf die Uhr sehen müsse, und zum Spazierengehen aufbrechen könne, wann sie wolle. „Ich habe noch nie Plätzchen gebacken, die Advents- und Weihnachtszeit, ebenso wie die Zeit um Ostern waren für mich stets Hauptsaison.“

Dennoch merke sie nun mit jedem Tag Richtung Ende der fast 40-jährigen Geschäftszeit, dass sich das „weinende Auge“ mehr fülle, gibt Schmidt darüber hinaus zu.

Vor allem, da die Schließzeit lockdownbedingt schneller komme als gedacht.

„Natürlich gab es in den letzten Tagen viele emotionale Momente, ins Tischlein kommen schließlich nicht nur Kunden, es sind im Laufe der Zeit viele Freundschaften entstanden.“ Sei doch das kleine Geschäft fortwährend auch ein Treffpunkt gewesen, den die Dietzenbacher und ihre Gäste aufsuchten, sogar wenn sie nicht dringend etwas brauchten.

„Ich habe viele sehr persönliche Beziehungen. Wenn ich Messen besucht habe, habe ich oft an bestimmte Kunden gedacht und so mein Sortiment zusammengestellt.“

Ihrer Nachfolgerin Francesca Keßler übergebe sie nun einen Laden, der für die Zukunft gut aufgestellt sei, betont Gabi Schmidt weiter. Das „Tischlein deck dich“, entstanden aus dem einstigen Haushaltswarengeschäft, funktioniere wunderbar und das Konzept sei von Anfang an angekommen. „Das Angebot ist gut für die Altstadt“, findet Schmidt. Denn das ist ihr auch weiterhin eine Herzensangelegenheit: die Entwicklung des alten Dietzenbacher Kerns. Da will sie sich weiter engagieren, so wie sie viele Dietzenbacher abseits ihres Geschäftes bereits seit Langem kennen: Schmidt ist Mitglied im Vorstand des Gewerbevereins und auch im Alltag anzutreffen, wenn es darum geht, einen Fußgängerweg sauber zu halten.

„Weiter tätig sein werde ich auf jeden Fall in meinem Herzensprojekt“, verspricht sie. Nämlich im Dietzenbacher Kultursommer, von dem sie fest glaubt, dass er im kommenden Jahr wieder stattfinden wird.