Aktion zum Gedenken an die Reichspogromnacht Aktion gegen das Vergessen: 23 Stolpersteine wurden geputzt

Zum Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. September werden die sogenannten Stolpersteine in Erinnerung an die Opfer des Holocaust geputzt. Foto: bw

Dietzenbach (bw) – In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fand die Reichspogromnacht statt, die auch Reichskristallnacht genannt wird. Diese Nacht markiert eine der dunkelsten Stunden in der Geschichte Deutschlands und ist der Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden zur systematischen Verfolgung. Sie steht seither als Mahnmal für organisierte und gelenkte Gewalttaten gegen Minderheiten. Zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wurden sogenannte Stolpersteine - kleine glänzende Metallsteine - in den Boden gelegt. Sie befinden sich auf den Bürgersteigen meist direkt vor den Häusern, in denen der verfolgte Mensch einst gewohnt hat, tragen seinen Namen und oft auch seinen Todestag und -ort. Am neunten November sollen diese Steine besonders glänzen und hervorstechen. Deshalb gingen Bürger mit Bürsten und Spülmittel bewaffnet durch die Straßen und reinigten die Stolpersteine. Oft wurden Blumen neben die Stolpersteine gelegt, manchmal Kerzen angezündet.

Unter dem Thema „Aktives Gedenken in Dietzenbach“ versammelten sich dieses Jahr ungefähr 20 Personen zu einem Rundgang durch die Altstadt. 23 Stolpersteine sind in der Kreisstadt verlegt, die alle gereinigt wurden. So wie der von Elisabethe Ebert, die in der Babenhäuserstraße 31 wohnte. Der Rundgang wurde von Horst Schäfer, Verfasser des Buchs „…und tilg nicht unser Angedenken“, geführt. Hinter jedem Stolperstein steht ein tragisches Schicksal, dass Schäfer in seinem Buch ausführlich beschreibt. So erzählte er an jedem Stolperstein die Lebens- und Leidensgeschichte der Opfer. „Elisabethe ist eines der beiden Dietzenbacher Euthanasieopfer des Naziregimes“, erzählte er. Sie wurde 1941 in die „Heil- und Pflegeanstalt“ Weilmünster deportiert und starb dort am 20. Oktober 1941. Zum Putzen hatte Artus W. Rosenbusch Scheuermilch und Wasser mitgebracht. Zohar Beck, die gerade von einem Familienbesuch aus Israel zurückgekommen ist, half tatkräftig mit. Zusammen putzten sie die Stolpersteine.

„Ich habe so eine Führung noch nicht mitgemacht, sagte Susanne Wenzel. „Der Rundgang gefällt mir sehr gut.“ Beide sind Mitglieder der Jesusgemeinde Dietzenbach. Stefan ist der Vikar der Gemeinde. Die nächste Station waren die Stolpersteine der jüdischen Familie von Hermann und Emma Wolf, die in der Bahnhofstraße 71 wohnten und einen großen Viehhandel betrieben. Insgesamt acht Stolpersteine sind in den Bürgersteig eingelassen. Weitere Stationen waren die Stolpersteine von Philipp Wurm, Platz der Republik 4, Max und Rosa Merkel, Schmidtstraße 12, Max und Johanna Wolf, Bahnhofstraße 13, David und Bertha May, Schäfereck 1, Joseph und Johanette Ostermann, Darmstädter Straße 43 sowie Martin Werwatz „Mücken Martin“, einem weiteren Euthanasieopfer, der in der Darmstädter Straße 57 wohnte. Während der Führung beantwortete Schäfer die Fragen der Begleiter.

Im Anschluss an den Rundgang fand eine Andacht für die NS-Opfer im „Haus des Lebens“, Limesstraße 4 statt. Dort hörten die Interessierten Vorträge und lauschten der Musik des Klemzer- Musik - Ensembles „Schmackes.“

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