Vor 50 Jahren: Richtfest in Rodgaustraße und Planung für Rathaus-Neubau Ausgelegt für bis zu 60 000 Einwohner

Die „Bauland- und Liegenschaftsgesellschaft“ feierte im September 1972 mit ihrem zweiten Projekt an der Rodgaustraße Richtfest. Repro: Scholze

Dietzenbach – Vor einem halben Jahrhundert war Dietzenbach noch eine kleine Gemeinde mit rund 13 000 Einwohnern. Anhand zeitgenössischer Beiträge in der Offenbach-Post und der Gemeinde-Post zeigen wir, was die Bürger damals bewegt hat.

Richtfest feiert, wie die Stadtpost berichtet, im September 1972 die „Bauland- und Liegenschaftsgesellschaft“ mit ihrem zweiten Projekt an der Rodgaustraße. Die Zeitung teilt mit: „217 Wohnungen werden hier entstehen, von der Kleinwohnung bis zur ganz großen Wohnung mit Dachgarten. Der erste Bauabschnitt wird noch in diesem Jahr fertiggestellt werden, der zweite Anfang des nächsten Jahres und der dritte und letzte zum Frühjahr.“

Besonders bemerkenswert an dem Projekt seien die „erfreulich“ großen Spiel- und Freiflächen. „Die bis zu acht Geschosse hohen Gebäude sind winkelförmig um den großen Hof herum gebaut, in dem die Tiefgaragen in den Boden hineingebaut, mit Erde bedeckt und bepflanzt werden. Große Spielplätze und Sitz- und Freiflächen für die Erwachsenen entstehen hier, pro Wohnung 20 bis 25 Quadratmeter.“ Das übertreffe alles, was bisher in Dietzenbach in dieser Richtung geboten wurde, betont die Stadtpost.

Heiß diskutiert wird zu der Zeit auch erneut der Neubau des Rathauses. Die Zeitung schreibt: „Ein Darlehen von zwei Millionen Mark aus dem Investitionsfonds der Städte und Gemeinden hat die hessische Landesregierung für den Bau des neuen Rathauses nun genehmigt. Das Darlehen, ab sofort verfügbar, ist zinslos und muss ab 1976 mit fünf Prozent jährlich abgetragen werden.“ Sobald die Gremien die Darlehensaufnahme genehmigt hätten, könnte im kommenden Frühjahr mit dem Bau von Rat- und Bürgerhaus begonnen werden. Insgesamt werde der Bau des Rathauses etwa zehn Millionen Mark kosten, dazu kämen rund 13 Millionen Mark für das Bürgerhaus als zweiter Bauabschnitt.

Seit mehr als fünf Jahren sei der Neubau des Verwaltungssitzes bereits im Gespräch, erinnert die Stadtpost. Damals habe man jedoch das erforderliche Gelände und auch die notwendigen finanziellen Mittel nicht gehabt. Inzwischen gebe es nun neue Planungen der „Neuen Heimat Kommunal“. Die Zeitung teilt mit: „Der Rathausentwurf ist nun ausgelegt auf 45 000 bis 60 000 Einwohnern.“ Das sei angesichts der aktuellen Zahl von etwa 17 000 Einwohnern nicht zu üppig, seien doch in der Zukunft bis zu 60 000 Dietzenbacher Bürger zu erwarten.

Besucht hätten die zuständigen Planer „offene und bürgernahe“ Rathäuser in Holland, um Beispiele für eine Ausgestaltung des künftigen Baus zu erhalten. „Dort sind etwa die sonst üblichen Gang- und Flurzonen weggefallen zugunsten großer Hallen und offener Schalteranlagen, in denen die Transparenz gewährleistet ist.“ Verwirklicht werden soll auch eine architektonische Verbindung zwischen Rat- und Bürgerhaus, auch wenn das mit dem „konventionellen hessischen Bürgerhaus-Programm“ kaum erfüllt werden könne.

Von Barbara Scholze