Kerbbesucher ließen sich vom regnerischen Wetter nicht beirren Beste Stimmung und buntes Treiben

Auch in diesem Jahr stand das Kinderkarussell bei den jüngsten Kerbbesuchern hoch im Kurs. Foto: Dregert

Dietzenbach (sd) – Blaugelbe Flaggen wehen an den Hausfassaden im Herbstwind und führen die Besucher zum Kerbplatz in der Altstadt. Das bunte Treiben, das durch die dort gespannten Wimpelbänder eine optische Unterstützung bekommt, hat es zu Beginn schwer, sich gegen das nasse Novembergrau durchzusetzen. Wohl dem anhaltenden Regen geschuldet, versammeln sich zum Kerbbaumstellen weniger Zuschauer am Harmonieplatz als in den Vorjahren. Das Kinderlachen zwischen Autoscooter, Schiffschaukel und Karussell ist etwas verhaltender als sonst. Der guten Stimmung der Kerbborsche kann das Wetter aber nur wenig anhaben. Mit vereinten Kräften wird die dreizehn Meter hohe Fichte in die Senkrechte gehievt, samt Kerbkranz und „Gerda, ‘s Butzlabbegespenst“, wie der Kerbjahrgang die erste weibliche Bobb Dietzenbachs getauft hat. Wenig später lockt Glockengeläut zum Kerbgottesdienst in die Christuskirche. Als „Geburtstagskind“ soll das Gotteshaus mit gemeinsam gesungenen Liedern und Fürbitten Teil des Kirchweihfestes sein, das sich zum 265. Mal jährt. „Ich habe mich sehr gefreut, als der Kerbverein mit der Idee zum gemeinsamen Gottesdienst bei uns angeklopft hat“, sagt Gemeindepfarrerin Claudia Pisa.

„Wem ist die Kerb? Unser!“, schallt es am Abend durch die Gassen, nachdem der erstmals in der Dietzenbacher Kerbhistorie aus Kerbborsche und Kerbmädsche gemischte Jahrgang das fünftägige Fest mit der Ansprache vor der Gaststätte Harmonie, der Kerbzentrale, offiziell eröffnet hat.

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Mit einem hessischen Abend lädt die Freiwillige Feuerwehr zur Zeltkerb und im Theater Schöne Aussichten (Thesa) gibt es mit den Bands „CoMa12“ und „Gratisprobe“ Livemusik bis in die Nacht hinein. Auf den Blick über die Dächer der Altstadt müssen die Kerbbesucher verzichten, statt des Riesenrads bietet ein Flugsimulator in diesem Jahr Spaß für Groß und Klein. Begleitet vom Duft frisch gegrillter Bratwürstchen und gebrannter Mandeln wartet zwischen Schießbude, Dosenwerfen und Fische angeln aber wieder bewährtes Kerbvergnügen auf die Gäste.

Während der Kerbjahrgang mit Schärpen und Hüten zur Kneipentour durch die Wirtschaften der Stadt aufbricht, ziehen sowohl die Rockdisco mit DJ Youngerman im Thesa als auch der Discoabend mit DJ Max im Feuerwehrzelt das feierwillige Partyvolk an. Beide Veranstaltungen machen die Nacht zum Tag, aus den Straßen rund um den Kerbplatz eine Partymeile. Die Feierlaune hält bis in die frühen Morgenstunden an, und so mancher Kerbborsch und manches Kerbmädsche hätte beim traditionellen Weckruf am Sonntagmorgen noch einige Stunden Regeneration gebrauchen können.

Der lauthals angebotene Kerbkuchen findet reißenden Absatz bei den Dietzenbachern, an deren Häusern die Gruppe vom Westend durch die Altstadt bis zum Harmonieplatz vorbeizieht.

Am Montag trafen sich die Sänger des Arbeitergesangvereins „Vorwärts“ um elf Uhr in der Gaststätte Alt-Dietzenbach. Zur gleichen Zeit versammelten sich die Mitglieder der Sängervereinigung Germania Frohsinn sowie des Sängerkranzes in der „Hausnr. 21“ an der Frankfurter Straße.

Am Dienstag lockten die Buden und Fahrgeschäfte mit ermäßigten Preisen dann noch einmal zum Familientag, bevor das Fest am Abend mit Grabrede und Kerbverbrennung seinen Ausklang auf dem Harmonieplatz fand Wer Spaß am Singen hat, konnte am Abschlussabend ins Thesa gehen. Dort beendete schließlich der Kerb-Rudelsingsang mit Musiker Tom Jet die Festtage.