Beim Baumschnittseminar des OGV Dietzenbach lernen Teilnehmer alles über Pflege und Ertrag Damit die Krone optimal wird

Steigerung der Qualität: Manchmal seien hunderte Schnitte nötig, bis das Resultat stimmt, sagt der Baumschnitt- Experte Stefan Werkmann vom Obst- und Gartenbauverein Dietzenbach. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – „Dann wollen wir mal schauen, was wir für diesen Freund tun können“, sagt Stefan Werkmann und nimmt den fast 20 Jahre alten Apfelbaum in Augenschein.

Werkmann ist Fachwart für den Baumschnitt. Egal ob Hochstämme oder Obstbäume, der Fachmann kennt sie alle und weiß genau, wie man die Schere ansetzt, um den größten und besten Ertrag zu erreichen. „Das Schlimmste ist jedoch, wenn man gar nichts macht, denn dann gibt es nur Wildwuchs.“

Heute zeigt Werkmann bei einem Obstbaumschnittseminar des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Dietzenbach, wie man den Schnitt plant und durchführt. Das Seminar ist sehr gut besucht, mehr als 50 Teilnehmer haben den Weg auf das Gelände des OGV in den Hessentagspark gefunden.

„Wenn man Obstbäume liebevoll behandelt und pflegt, dann hat man sehr viel Freude an den Erträgen“, erzählt Werkmann. „Eigentlich ist der Schnitt sehr einfach, besonders im Winter, denn da stören die Blätter nicht.“ Und nach einer ersten Begutachtung stellt er fest: „Dieser Baum hier hat zu viel altes Fruchtholz, das müssen wir entfernen.“

Die Blätter nehmen das Licht auf und ernähren so den Baum. Die Äste tragen die Knospen, und später die Früchte. Es ist eben das feine Zusammenspiel zwischen Blättern und fruchttragenden Ästen, das Werkmann sehr gut beherrscht.

Dafür bekommt er heute besonderes Lob von seinem Vorgänger Robert Fenchel. „Der Stefan macht das richtig gut, der kennt sich eben aus“, meint Fenchel.

Zunächst schneidet Werkmann die Äste heraus, die nach innen zeigen, denn die stören nur. Das schafft auch Überblick. Dann müssen die Äste weg, die entweder krank sind oder anderen Ästen das Licht wegnehmen könnten. Altes Fruchtholz wird ebenfalls entfernt, wenn es nicht mehr genug Knospen hat. Erst geht er um den Baum und trifft seine Entscheidungen. Manchmal muss er nur wenige Schnitte machen, manchmal sind es hundert, bis er mit dem Resultat zufrieden ist. „Es kann auch vorkommen, dass man mehrmals um den Baum geht“, erläutert er. Nicht selten muss er auf die Leiter steigen, denn die meiste Pflege verlangt die Krone. „Die muss genau geplant werden, denn hier kommt das Licht an.“ Grundsätzlich führt ein Schnitt nicht zu mehr Ertrag, sondern zur Steigerung der Qualität, erklärt der Fachmann. Dazu muss man eine optimale Baumkrone aufbauen und pflegen.

Erstaunt begutachten die Teilnehmer die Arbeit des Fachwarts. Der beantwortet viele Fragen. „Warum dieser Ast jetzt weg musste, oder warum jener nicht?“ Es entstehen rege Diskussionen. Meistens gibt es klare Regeln, aber manchmal ist es auch eine „Der-Ast-könnte-weg-Frage“. Dann entscheidet eben der Bauch. Einige alte Hasen wie Willy Berz nehmen regelmäßig am Seminar teil. „Ich habe meine Bäume schon geschnitten“, meint er bei einem Gespräch mit einem anderen Teilnehmer. „Aber den Ast hätte ich jetzt nicht weggeschnitten.“

Der Obst- und Gartenbauverein Dietzenbach bietet viele Möglichkeiten, sich mit der Natur zu beschäftigen. Besonders Familien, die ihre Kinder naturnah erziehen möchten, finden viele Angebote. „Wir treffen uns jeden Donnerstag und werkeln hier auf dem Gelände“, sagt die Pressewartin des Vereins, Gisela Schiratis-Erlat. „Da kann jeder einfach vorbeikommen und wenn er möchte, auch gerne mitmachen.“

Nähere Informationen über den OGV Dietzenbach gibt es im Internet auf der Seite ogv-dietzenbach.de