Nacht der Lichter mit Kerzenschein und viel Musik Dietzenbachs Altstadt zeigt sich von ihrer besten Seite

Beim Lichterfest zeigte die Dietzenbacher Feuerwehr den Besuchern, wie vor hundert Jahren Brände gelöscht wurden. Damals musste jeder mit anpacken. Foto: Schmedemann

Dietzenbach (zls) –  Gitarrenklänge, Kerzenschein und Herzblut an jeder Ecke hatten die Besucher auf einen romantischen Rundgang durch die Altstadt eingeladen. Viele Veranstalter erzählten von einem Anstieg der Besucherzahl.

Wenn im August die Schatten allmählich länger werden, bittet die Nacht der Lichter die schönen Geister und Schöngeister in den alten Stadtkern. Kleine Flammen tanzten in Reihen die Gehwege entlang und leiteten die Besucher an manch nettes Örtchen. Lichterketten, Lampions und Laternen wurden von den Bewohnern aufgehängt, um ihren Hof ins rechte Licht zu rücken.

„Und dann haben wir den Kellerboden mit diesen schönen Tonsteinen freigelegt“, erklärte Gerd Jünger einer Besucherin, die aus Offenbach kam. Mit großen Augen schaute sie sich im Gewölbekeller der Familie Jünger um. Die 13 schiefen Stufen, die von Teelichten gesäumt sind, die alten Eichenfässer, die aus einer Zeit stammen, in der im Hofgut Apfelwein gekeltert wurde, die flackernden Kerzen im Keller.

„Ich arbeite in Dietzenbach und es heißt immer, hier sei es hässlich“, erzählte sie. Dabei sei es doch wunderschön.

„Uns liegen der Hof und der Keller natürlich am Herzen“, erzählte Jünger. Dieses Schmuckstück, das sieben Meter unter der Erde liegt, den Menschen zu besonderen Anlässen zu zeigen, gebe ihm und seiner Frau Ute auch viel zurück. Einige weitere Anwohner der Schäfergasse luden zu sich ein. Auf dem Weg hinunter zur Weinstube Korkenzieher blieben einige stehen, um einen Blick in den Kelterhof Kerschbaumer (Hausnummer 20) oder in die Altstadt Lounge (Hausnummer 15) zu werfen.

Beide boten eine Bühne für umherwandernde Musiker. So wechselten sich im Stundentakt Künstler Patrick Steinbach, Jonas Fisch, und das Duo Romie ab. Die Musik kam ohne große Technik aus. Sie war handgemacht und wirkte vielleicht gerade deswegen so vertraut. Jäh unterbrochen wurde die romantische Stimmung von einer lauten Sirene. Die Feuerwehr rückte an – wie vor hundert Jahren. Mit einer Handdruckspritze auf Kutschenrädern eiletn die blau gekleideten Männer mit spitzen Helmen vor das Feuerwehrmuseum, um das eigens entfachte Feuer zu löschen. Heute wäre das alles ausschließlich Sache der Feuerwehr, doch damals musste jeder zur Hilfe eilen.

Eine Eimerkette versorgte die Handdruckspritze mit Wasser, für deren Bedienung acht Mann erforderlich sind. Menschen aus dem Publikum wurden gebeten, selbst anzupacken. Viele gaben nach wenigen Minuten auf. „Die Eimerkette hat diesmal besonders gut geklappt, es gab sogar eine für die leeren Eimer zurück zur Wasserstelle“, erzählte Daniela Boos von der Freiwilligen Feuerwehr. Ihr Mann Christian fügte hinzu: „Wir machen das einfach gerne, weil es so gut angenommen wird.“ Zum ersten Mal wurden für die Nacht der Lichter die Straßen in der Altstadt gesperrt. „Früher mussten wir uns darauf verlassen, dass die Autofahrer mitmachen“, sagte er.

Ein anderes Feuer brannte zwischen Reiner Wagner und Elke Schott vor dem Theater Schöne Aussichten. Eine Kostprobe der „LiteraTOUR“ boten die beiden unter freiem Himmel und lasen im Dialog aus dem Buch „Passt die Liebe in einen Kasten?“ Welche (Beziehungs-)Probleme die Protagonisten Reiner und Ramona neben der „Sache mit dem Badezimmer“ zu bewältigen haben, erfahren Interessierte dann beim 10. Kulturfestival im Eckert’schen Hof vom 22. bis 26. August. Während der Nacht der Lichter präsentierte Wagner sein Programm häppchenweise.

„Das Publikum ist einfach toll, es ist völlig verschieden“, sagte er. Neben Stammgästen sitzen jedes Jahr neue Gesichter auf den Bänken.

Zur fortgeschrittenen Stunde spielte Martin Wolf auf dem Harmonieplatz und die Band Sunshine Conspiracy ließ die Herzen vieler weiblicher Gäste wie warmes Kerzenwachs dahinschmelzen. Im Eckert’schen Hof überzeugte die sechsköpfige Gruppe mit Akustikklängen und vierstimmigem Gesang. Bis schließlich das letzte Lichtlein erlosch.