Showtage des Flug- und Modellbau-Clubs lockten viele Besuchert an Als Doppeldecker die Lüfte beherrschten

Doppeldecker-Flugshow am Sandhorst: Oliver Herold steuert seinen „Tiger Moth“-Nachbau in der Luft vor der Dietzenbachs Skyline.

Dietzenbach (bw) – Bereits zum siebten Mal hatte der Flug- und Modellbau-Club 1971 (FMC) Dietzenbach zu den Oldtimer- und Doppeldeckertagen eingeladen.

In der Luft über dem Flugplatz am Sandhorst zeigten die Modellbauer unlängst, was ihre Mini-Maschinen so alles können. Wer jedoch denkt, dass die Modelle als kleine knatternde Stinker ihre Kreise ziehen, der irrt sich, denn auch bei den Flugzeugnachbauten gibt es viele technische Neuerungen.

Es ist eine kleine Reise in die Vergangenheit, genauer gesagt in die Zeit, als die Lüfte von Doppeldeckermaschinen beherrscht wurden. Die kleine weißblaue „Tiger Moth“ schwebt über die Wiesen und kämpft dabei sichtbar mit dem Wind, der ordentlich bläst. Doch Oliver Herold meistert auch dieses Hindernis und landet seine Maschine sicher auf dem frisch gemähten Gelände. Das Wetter ist nicht das beste, des Öfteren zeigen sich dunkle Wolken am Himmel. Am ersten Tag war der Wind noch stärker und erst gegen Ende der zweitägigen Veranstaltung zeigt sich die Sonne. Schnell finden sich Zuschauer und andere Modellbauer, die sich für den Miniflieger und seine Geschichte interessieren. So kommt es zu einem Erfahrungsaustausch zwischen den Piloten.

Wer Modellbau so intensiv betreibt, der sollte schon einige Kenntnisse über Motoren und Flugeigenschaften mitbringen. Ein wahres Schätzchen zeigen Heinz Winter und Klaus Heppenheimer aus Seligenstadt.

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Die beiden Modellbauenthusiasten präsentieren ihre „Focke Wulf FW44 – Stieglitz.“ Der imposante Nachbau hat eine Spannweite von 3,33 Meter und wiegt immerhin knapp 20 Kilogramm.

Mehr als ein Jahr haben die beiden Liebhaber an dem Modell, das aus verschiedenen Holzsorten und echtem Alublech besteht, gebaut. Mit viel Liebe haben sie Details wie die Landkarte im Cockpit untergebracht. Wie das Original, ist das Modell mit einem Sieben-Zylinder-Sternmotor ausgestattet. Aus dem Hubraum von 250 Kubikzentimeter holt der Motor satte 14 Pferdestärken heraus. „Das ist ein echter Viertakter“, erläutert Heppenheimer. Alles ist originalgetreu nachgebildet, auch die Stößel, die die Ventile betreiben und über lange Stangen mit der Kurbelwelle verbunden sind. Aus Gewichtsgründen haben die beiden Modellbauer auf eine Ölwanne und -pumpe verzichtet und betreiben den Oldtimer mit einem speziellen und umweltschonenden Zweitaktgemisch. „Früher wurden die Viertakter oft mit einem sogenannten Top-Öl betrieben“, fügt Ralf Kaiser, Vorsitzender des FMC hinzu. Der Begriff Top kommt übrigens daher, dass die oben (Top) liegende Nockenwelle durch das Gemisch mitgeschmiert wird. Während der Flugphasen kommentieren Mitglieder des FMC die Show und liefern interessante technische und geschichtliche Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Fliegern.

Auch wenn es Oldtimernachbauten sind, so sind die Modelle kleine technische Wunderwerke. Das typische Knattern der Zweitaktmotoren ist inzwischen einem sanften Surren eines Elektromotors gewichen. „Neun von zehn Fliegern werden inzwischen elektrisch angetrieben“, informiert Kaiser. „Gerade die Lithiumpolymerbatterien haben heute eine hohe Energiedichte erreicht und sind inzwischen erschwinglich.“ Auch eine weitere Neuerung hat er parat, denn direkt nebenan steht der erste „gedruckte“ Nachbau. Die „PT-17 von Stearman“ ist nahezu vollständig in einem 3-D-Drucker entstanden. „Alle Rippen- und Verkleidungssegmente wurden mit einem Softwareprogramm erstellt und dann in einer Woche gedruckt“, berichtet er. Der Sternmotor ist nicht echt. Die Maschine wird von einem Elektromotor angetrieben. Auch der Propeller ist gekauft, wobei auch solche Elemente inzwischen gedruckt werden können. Günstig ist der Nachbau auch: „Der Materialwert beträgt ungefähr 40 Euro.“ Darin sei natürlich nicht die Arbeitszeit enthalten. Einen großen Vorteil biete der Druck noch: „Wenn bei einer Bruchlandung etwas kaputtgeht, dann druckt man die Teile schnell wieder nach.“ Wer selbst Drucken möchte, kann die Dateien von Motor, Pilot und den anderen Elementen inzwischen günstig erwerben. „Da steckt schon eine Menge Arbeit drin, deswegen ist es wichtig, dass diejenigen, die die Dateien erstellt haben, auch eine Entschädigung erhalten.“

Interessierte sind beim FMC willkommen. Die Modellbauer treffen sich regelmäßig auf unterschiedlichen Flugplätzen. Nähere Informationen gibt es im Internet auf der Seite fmc-dietzenbach.org