Erdbeerbauer Knecht spricht über steigende Kosten und die Folgen des Wetters Druck auf Landwirte steigt

Bauer Felix Knecht hat sich entschieden, trotzt der gestiegenen Ausgaben die Erdbeerpreise im Vergleich zum Vorjahr nicht anzuheben. Bild: ans

Dietzenbach – Seit 6.30 Uhr sind die Saisonkräfte von Erdbeerbauer Knecht auf dem Feld und pflücken die Früchte frisch für den Verkauf. Bauer Felix Knecht selbst ist seit 6 Uhr auf den Beinen. Er teilt seine Mitarbeiter für die Felder ein, hat die Bewässerung im Blick und sagt scherzhaft: „Ich bin eigentlich Mädchen für alles.“ Die geernteten Früchte werden indes pünktlich vor Verkaufsbeginn um 9 Uhr am Stand an der Kreisquerverbindung abgeliefert.

Derzeit kosten 500 Gramm der roten Leckerei 4,90 Euro. Und aktuell ist die Landwirtsfamilie, die bereits in dritter Generation Erdbeeren anbaut, mit dem Verkauf zufrieden. „Wir konnten bisher noch nicht feststellen, dass die Kaufkraft der Menschen aufgrund der Inflation nachgelassen hat“, sagt Knecht. Allerdings habe die Saison erst vor 14 Tagen begonnen und dauere insgesamt zehn Wochen an. „Es lässt sich also erst am Ende sagen, ob die Menschen weniger gekauft haben als zuvor“, macht er weiter deutlich. Hinsichtlich der Preisgestaltung hätten sie sich jedoch entschieden, die Erdbeeren trotz des gestiegenen Mindestlohns nicht teurer zu verkaufen. „Damit wollen wir die Kunden dafür belohnen, dass sie weiterhin lokal einkaufen“, betont Knecht. So seien etwa auch nicht die übrigen Preissteigerungen mit einberechnet.

Allerdings: „Es wird in der Landwirtschaft allgemein immer schwieriger, die höher werdenden Kosten nicht an die Kunden weiterzugeben“, macht der Jungbauer deutlich. So werde etwa der Mindestlohn im kommenden Jahr von aktuell 14,50 Euro auf 15 Euro ansteigen. „Es wäre wünschenswert, wenn der Staat den hiesigen Anbau von Obst und Gemüse mehr unterstützen würde“, bringt er sein Anliegen zum Ausdruck. Denn sonst werde es die regionalen Händler irgendwann nicht mehr geben und das habe auch für den Arbeitsmarkt Konsequenzen. „Schließlich hängen von unseren Betrieben viele Arbeitsplätze ab“, verdeutlicht Knecht. Deshalb wünscht sich der Landwirt, dass die Einfuhr von Ware aus dem Süden durch den Staat reguliert wird. Schließlich könnten dort etwa Erdbeeren zu Preisen produziert werden, bei denen die hiesigen Bauern nur schwer mithalten könnten. Auch wenn ihm natürlich einleuchte, dass sich nicht jeder ein Schälchen für 4,90 Euro leisten könne.

Felix Knecht schaut jedoch trotz der herausfordernden Entwicklungen zuversichtlich in die Zukunft. „Denn durch die Direktvermarktung haben wir niemanden, der an unseren Produkten mitverdienen will, dadurch können wir bessere Preise erzielen als es bei Kollegen der Fall ist, die ihre Erdbeeren über Supermärkte verkaufen.“

Darüber hinaus kann der Nachwuchs-Landwirt dem aktuellen Wetter etwas Positives abgewinnen: Dies habe zwar zur Folge gehabt, dass sein Betrieb erst zehn Tage später in die Saison starten konnte, jedoch habe der anhaltende Regen dafür gesorgt, dass seine Erdbeeren gut mit Wasser versorgt wurden. „Dass es aktuell noch nicht so warm ist, sorgt außerdem dafür, dass die Früchte langsam nachreifen“, erläutert Knecht weiter. Auf diese Weise seien er und sein Team nicht dazu gezwungen, möglichst viel auf einmal von den roten Beeren zu pflücken, um so zu verhindern, dass sie kaputt gehen. So bleibt etwa noch Zeit für andere Arbeiten, wie etwa Unkraut jäten oder neue Erdbeerpflanzen für das kommende Jahr zu setzen.

Von Anna Scholze