Bereits nach wenigen Schritten entdeckt Wolf die Rote Taubnessel. „Diese Heilpflanze ist blutreinigend und antibakteriell, wird in der Frauenheilkunde verwendet und im Gegensatz zur Brennnessel brennen die Blätter nicht“, erzählt sie. Fünf Schritte weiter steht dann auch gleich eine Gruppe des stechenden Vertreters. „Die hilft wirklich gegen alles! Die Blätter werden getrocknet und als Tee aufgebrüht.“ Wolf empfiehlt eine dreiwöchige Kur, eine längere Pause und dann noch einmal eine zwei- bis dreiwöchige Kur.
Eine Teilnehmerin findet Wiesenlabkraut. „Das hilft bei Darmproblemen, besonders bei Durchfall“, weiß Wolf. Aus dem nur wenige Meter entfernt stehenden Klettenlabkraut kann man sich eine Alkoholtinktur bereiten und sie zur Unterstützung der Haut verwenden. Auch aus den Knospen der Hainbuche lässt sich eine Tinktur zubereiten, die bei Hautproblemen eingesetzt wird.
„Das macht richtig Spaß und man lernt eine Menge neue Kräuter kennen“, sagt Trude Reuß. „Ich habe seit mehr als 40 Jahren Kräuter in meinem Garten, die ich nicht beachtet habe.“ Währenddessen geht die Wanderung weiter, wobei der Begriff eigentlich nicht so ganz der Realität entspricht. Nach 50 Minuten hat die Gruppe gerade einmal 50 Meter hinter sich gebracht, so viel gibt es zu entdecken. Gänseblümchen, die bei Prostatabeschwerden helfen, Storchenschnabel, der bei Geschwüren und Blutungen dienlich sein kann, und Gundermann, der als Gewürzpflanze verwendet wird. „Das ist richtig interessant hier“, sagt der Dietzenbacher Alois Thiel. „Toll, dass so etwas angeboten wird. Es ist sehr lehrreich und macht richtig Spaß.“ Thiel möchte auf jeden Fall weitere Kurse besuchen.
Die Gruppe hat eine weitere Pflanze entdeckt und mit den Büchern bestimmt. „Das ist das Scharbockskraut“, sagt Wolf. „Es ist sehr reich an Vitamin C, weshalb es auch Scharbockskraut heißt.“ Natürlich lernen die Teilnehmer auch giftige Kräuter wie die Goldrute kennen. „Im Zweifel fragen sie bitte nach“, sagt die Expertin.
Nach 100 Metern hat die Expedition ihren Endpunkt erreicht. Dort, am Waldende, steht ein Hagebuttenstrauch. „Sie können die Früchte trocknen und dann in ihrer Kaffeemühle mahlen“, empfiehlt Wolf. Wichtig ist jedoch, dass die Körner in der Frucht nicht mitgemahlen werden – sie sind giftig. Zum Ende der Exkursion teilt sie noch einen Zettel mit Regeln aus, damit das Sammeln auch ohne ihren unmittelbaren fachmännischen Beistand klappt.