Kirchenmusiker Thomas Gabriel erfreut einmal mehr mit Orgelkonzert Farbiges Klangbild lässt keine Nuancen aus

Im Rahmen der Konzertreihe Kirchenkonzerte St. Martin erfreute der Kirchenmusiker Thomas Gabriel sein Publikum unlängst wieder mit einem höchst anspruchsvollen Orgelkonzert. Foto: Dreger

Dietzenbach (red) – Im Rahmen der Konzertreihe Kirchenkonzerte St. Martin erfreute der Kirchenmusiker Thomas Gabriel sein Publikum wieder mit einem höchst anspruchsvollen Orgelkonzert.

Auf derartigem Niveau bewegte sich der Künstler unangestrengt, die technischen Hürden souverän nehmend, musikalisch ganz konzentriert auf ein farbiges, sprechendes Klangbild, das keine Nuancen ausließ, abgestimmt auf die beachtlichen Möglichkeiten der Mayer-Orgel mit ihren 23 klingenden Registern. Als Beweis hierfür ertönte von Bach die Choralbearbeitung „Jesus bleibet meine Freude“ im Wechsel zwischen Streicher- und Chorklang. Im Zentrum stand Johann Sebastian Bach mit zwei bedeutenden Werken. Eingerahmt wurde das Programm zu Beginn durch sein großes Es-Dur Präludium, BWV 552, und abgeschlossen am Ende mit der dazugehörigen Fuge, einer sog. Tripelfuge, durch die drei Themen zunächst einzeln und am Ende gemeinsam durchgeführt werden. Das breit angelegte Präludium trug Gabriel mit voller Registrierung in strengem Legato vor, klar kontrastierend mit den schnellen Läufen des Mittelthemas und der Echo-Teile im Hauptthema. Die vierstimmige Fuge am Ende wurde streng durchgeführt in zunächst einfacher Grundregistrierung, was zur Transparenz der Engführungen beitrug. Die Zusammenführung der drei Fugen-Themen, von denen sich das mittlere durch die schnellen Läufe deutlich absetzt, führt in ein musikalisches „Hochgebirge“, das Gabriel mit großer Klangpracht meisterte. Bachs dreisätzige Triosonate in Es-Dur wurde bei Gabriel zur wahren musikalischen Freude. Seine dreistimmige Triosonaten verlangen technische Höchstleistungen und fordern mit ihren selbständigen Stimmführungen, ihren Umkehrungen, Trillern und Manualwechseln eine große Körperbeherrschung. Gabriel ließ die Klangfiguren heiter springen und schuf mit ausgewogener Registrierung den permanenten Dialog der drei Stimmen. Angemessene Phrasierungen in weiten Bögen im zweiten Satz mit seinem klagenden Thema.

Französische Romantik mit der Toccata in G-Dur von Théodore Dubois und dem Choral in a-Moll von César Franck beherrschte den zweiten Teil des Programms. Vital spritzig, in voller Registrierung überschlugen sich die Läufe von Dubois Toccata, um sich dann im wolkigen Klang auf dem „Schwellwerk“ zu verlieren, welches Gabriel geschickt nutzte, um die Klangdynamik zwischen leise und laut changieren zu lassen. Dramatischer begann Francks Choral, ganz im dunklen Moll, umgeben von vielen reichhaltigen chromatischen Veränderungen, die Gabriel sehr deutlich vermittelte, unterbrochen von einem zwar ruhigen, aber dennoch drängenden Zwischenspiel wie eine französische Flusslandschaft, über die sich ein Vogelgesang ausbreitet, fein artikuliert dargestellt. Nach einem gelungenen Registeraufbau am Ende dann das strahlende A-Dur.

Mit seiner Zugabe bewies Gabriel sein großes Improvisationstalent, indem er das Thema aus dem zweiten Satz der Bach’schen Triosonate zu einem Gospel mutierte, das melancholische Thema von Bach und Blues fusionierend.