LKW-Fahrer düngen notgedrungen das Feld mit Urin und Fäkalien Fehlende Toiletten

Auf der einen Seite eine blühende Wiese, auf der anderen Seite reiht sich Lastwagen an Lastwagen. Foto: Barbara Scholze

Dietzenbach – Das Müllproblem in Dietzenbach erweitert sich gerne mal um ein menschliches Bedürfnis. Wie seit Jahren diskutiert, wird die Kreisstadt nicht nur regelmäßig heimgesucht von Abfallsündern, die ihren Dreck überall hinterlassen. Verstärkt wird dies noch durch LKW-Fahrer, die, an welchem Fleckchen auch immer möglich, ihre vorgeschriebenen Pausen einlegen oder gar die Nacht verbringen und ihren Unrat einfach stehen lassen. Schlimmer noch: Mangels öffentlicher Toilettenräume düngen sie auch Gebüsche mit Urin und Fäkalien.

Beispiel Alfred-Nobel-Straße: auf der einen Seite eine Idylle mit blühender Wiese, Wildgänsen und einem ergrünenden Waldsaum. Auf der anderen Seite reiht sich Lastwagen an Lastwagen, die meisten mit zugezogenen Vorhängen an der Fahrerkabine für einen wohl erholsamen Schlaf. So beschwert sich etwa ein Nutzer und Kenner des Areals Anfang März in den sozialen Medien: „Die PKW-Parkplätze werden regelmäßig von LKW-Fahrern missbraucht. Sie schlafen in ihren Fahrzeugen und verrichten ihre Notdurft im Grünstreifen neben den Fahrzeugen.“ Auch die Mitarbeiter der Stadtreinigung haderten mittlerweile mit den Zuständen. Eine Beschwerde beim Ordnungsamt sei allerdings unbeantwortet verhallt.

Ähnlich ergeht es seit Jahren Stefan Benz, Geschäftsführer der Firma Reklame Benz. Blickt er aus den Fenstern seines Büros in einem Seitenstich der Justus-von-Liebig-Straße auf die private Brachfläche gegenüber, steigt ihm der Puls. Wahre Müllhaufen haben sich dort angesammelt, dazwischen stehen Schrottautos und es bleibt noch Platz genug für LKW und Zugmaschinen. „Die Fahrer übernachten dort in ihren Wagen“, weiß Benz. Ebenfalls ohne Toiletten oder Waschgelegenheiten, vor allem für die körperliche Erleichterung müssen die Büsche herhalten. Das Fazit: „Es ist eklig, es stinkt und es gibt dort Ratten.“ Was nicht gerade förderlich für den Kundenverkehr der Werbefirma sei.

Indes weiß man in der Verwaltung sehr gut um die Problematik. Auf Anfrage teilt die Pressestelle im Rathaus mit: „Es ist bekannt, dass LKW-Fahrer mitunter längere Zeit in Gewerbegebieten pausieren und auch vereinzelt übernachten.“ Dies komme etwa dann vor, wenn die Lenk- und Ruhezeiten eine Pause vorschreiben. An den bekannten Stellen oder nach Hinweisen aus der Bevölkerung kontrolliere die Ordnungsbehörde. Dabei müsse aber bei Ordnungswidrigkeiten im Rahmen von Müll- oder Fäkalienentsorgung der Verursacher regelrecht in flagranti erwischt werden.

Zudem bricht Bürgermeister Jürgen Rogg aber auch eine Lanze für die LKW-Fahrer: „Festzuhalten ist, dass die Fahrer als wichtige Säule im Warenverkehr am Ende der Kette stehen. Sie sind häufig die Leidtragenden mit schlechten Löhnen und Arbeitsbedingungen, die mit der bundesweit nicht ausreichenden Infrastruktur leben müssen.“ Daher sei es für die Stadt mit ihren „erfolgreichen Gewerbegebieten“ notwendig, entsprechende Angebote zu schaffen, so Rogg.

Die Stadtverwaltung strebe also nach wie vor eine LKW-Parkfläche an und stehe im Kontakt mit privaten Betreibern, um eine angemessene Infrastruktur mit sanitärer Ausstattung zu ermöglichen. Ebenso gebe es einen Austausch mit anderen Kommunen für eventuelle regionale Lösungen. Gleichzeitig kündigt der Bürgermeister aber auch an: „Das Angebot wird mit strengeren Kontrollen bei Straßenrandübernachtungen einhergehen.“

Die Einrichtung eines LKW-Parkplatzes in der Stadt diskutiert seit Jahren auch die Politik. Bisher allerdings erfolglos. So wurden vor zwei Jahren 600 000 Euro für einen Parkplatz im Haushalt vorläufig gesperrt. Gegen die Investition hatten sich vor allem die Grünen gewandt, die befürchteten, ein Quartier für die LKW ziehe noch mehr Brummis in die Stadt.
SCHO